Altersvorsorge? Erst recht mit Teilzeitjob!
Fakten zur finanziellen Situation von Müttern
Denken wir daran, dass Frauen erst 1962 ein eigenes Bankkonto eröffnen konnten, sind 38,2 Prozent weibliche Aktiensparerinnen im Jahr 2023 schon fast eine beachtliche Zahl. Zwar schärft sich seit einigen Jahren das Bewusstsein für Vorsorge, dennoch tut sich noch zu wenig – der Gender Investment Gap ist immer noch Realität. Er ist nicht nur bedingt durch die Vorsicht vor dem Investieren, sondern auch durch das mangelnde Potenzial für eine Geldanlage. Mütter haben es finanziell nicht leicht: Frauen besitzen im Durchschnitt generell weniger Vermögen – und können dementsprechend weniger finanzielle Vorsorge treffen. Diese Diskrepanz hat natürlich auch einen Namen: Gender-Wealth-Gap. Wie groß der ausfällt, schockiert: Laut einer Studie von Oxfam Deutschland haben Männer im Schnitt 50 Prozent mehr Vermögen als Frauen. Hier noch ein paar weitere Fakten, die zeigen, wie dringlich das Thema Altersvorsorge ist:
- Die Höhe der späteren gesetzlichen Rente basiert auf den Faktoren Gehalt und Beschäftigungsjahre. Frauen sind jedoch im Schnitt nur 26 Jahre, Männer dagegen 37 Jahre lang berufstätig.
- Frauen verdienen auch in gleicher Position in Deutschland noch immer im Schnitt 20 Prozent weniger als Männer. Durch den Gender Pay Gap sind ihre Rentenansprüche oft viel niedriger. Hier greift der nächste Gap: der Gender Pension Gap.
- Männer bekamen im Jahr 2022 durchschnittlich 412 Euro monatlich mehr Rente als Frauen.
- Männer erhalten Brutto eine Durchschnittsrente von1728 Euro und Frauen 1316 Euro monatlich.
- 66% der Mütter in Deutschland arbeiten in Teilzeit.
- Untersuchungen des Familienministeriums zeigen: Frauen im Alter von 30 bis 49 Jahren mit Kindern schieben das Thema Rente mental zurück.
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Auch mit kleinem Budget sollten Mütter an sich denken!
Aber wie soll man eigentlich vorsorgen, wenn man ein Teilzeit-Gehalt bekommt, von dem vielleicht noch ein Immobilienkauf (und vieles andere) finanziert werden muss? Außerdem kostet statistisch gesehen ein Kind rund 164.808 Euro bis zum 18. Lebensjahr. Gerade jetzt ist die Gefahr groß, das Thema finanzielle Vorsorge aufzuschieben. “Geht gerade nicht” sollte aber keine Option sein. Bevor private Rentenversicherungen oder Sparpläne pausieren, sollte man immer versuchen, sie auf kleinem Niveau weiterlaufen zu lassen und zu erhöhen, sobald es wieder möglich ist. Wie dringend private Vorsorge ist, verrät der Blick in den Rentenbescheid. Die aktuelle Rente liegt bei 48,1 Prozent des erarbeiteten Einkommens. Expert:innen gehen aber davon aus, dass man im Alter etwa 80 bis 85 Prozent des letzten Nettoeinkommens benötigt.
Das Wichtigste ist allerdings, erst einmal einen kleinen Puffer von rund drei Nettogehältern als Notgroschen auf einem gut verzinsten Tagesgeldkonto zu parken. Ein wenig Fuck-You-Money kann eine echte mentale Erleichterung sein. Danach sollten sich Frauen unbedingt bemühen, jeden Monat wenigstens fünf Prozent des Nettos zurückzulegen, um einen kleinen Kapitalstock aufzubauen.
Auch wenn das vielleicht nicht viel ist, aber auch für 50 Euro im Monat lassen sich ETFs und Fonds besparen. Auch eine betriebliche Altersvorsorge kann jetzt interessant werden. Versicherungen (zum Beispiel Riester oder Rürup) sollte man genauestens prüfen, denn häufig bieten sie eine wesentlich schlechtere Rendite als Investmentfonds – und sind unflexibel. Gerade für Mütter ist das aber wichtig, denn wenn sie Arbeitsstunden irgendwann wieder erhöhen oder den Job wechseln, können flexible Sparraten oder Einmal-Investments einen relevanten Beitrag zur Altersvorsorge leisten. Schließlich arbeitet bei vielen Geldanlagen auch der Zinseszinseffekt mit. Und der ist über einen langen Zeitraum enorm.
Das Geheimnis der finanziellen Vorsorge für Mütter: Langfristig anlegen
Je eher wir anfangen, desto besser. Aber (wir zitieren an dieser Stelle Lifecoach Lars Amend): “Es ist nie zu spät und du bist nie zu alt”. Hast du eine frühe Vorsorge in deinen Zwanzigern schon verpasst, kannst du auch später noch was tun. Auch noch sehr viel später, denn für jede Altersdekade gibt es eine passende Vorsorge. Dass sie mit 55 anders aussieht als mit 25, ist klar. Dass der Zinseszinseffekt dann nicht mehr so eine riesige Rolle spielt, auch. Die Rendite sollte jetzt höher sein, aber das Risiko überschaubar. Wichtig ist dann, sich gut beraten zu lassen, um die optimale Strategie zum Anlegen zu finden.
Da Frauen häufig eine:n Partner:in an ihrer Seite haben, der oder die in Vollzeit arbeitet, ist es wichtig, gemeinsam einen finanziellen Ausgleich für die Carearbeit und ihre finanziellen Konsequenzen zu finden. Das lässt sich sogar schon in einem Ehevertrag vorher genau regeln – Anwält:innen für Familienrecht können bei solchen Klauseln gut beraten.
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