Helga Lazzarino: Luxus-Skikleidung One More
One More

Von null auf One More: Wie Helga Lazzarino ihre eigene Luxus-Skimarke aufbaute

Mit Mut, Crowdfunding und einer klaren Vision: So hat Helga Lazzarino es geschafft, ihr Ski-Label One More auf die Piste zu schicken.

"Wir wollten etwas erschaffen, das nicht nur hochwertig, sondern auch nachhaltig ist."

Ein eigenes Unternehmen gründen, Investor:innen überzeugen, sich in einer umkämpften Branche behaupten – all das hat Helga Lazzarino mit One More geschafft. Im Gespräch mit finanzielle erzählt sie, warum sie nach jahrelanger Erfahrung in der Skimodebranche noch einmal ganz von vorne angefangen hat, wie sie mit einem Crowdfunding-Projekt Kapital für ihre Vision sammelte und welche finanziellen Hürden sie als Gründerin meistern musste. One More ist heute eine exklusive Premium-Skimarke, die Nachhaltigkeit mit modernem Design verbindet. Doch hinter dem Erfolg steckt viel Strategie: Die Produktion findet fast ausschließlich in Italien statt, die Materialien stammen aus der Region, und das Unternehmen setzt bewusst auf eine Nischenstrategie, statt rasant zu wachsen. Helga spricht darüber, warum sie diesen Weg gewählt hat, was finanzielle Unabhängigkeit für sie bedeutet – und welche Tipps sie anderen Gründerinnen geben würde.

Helga, One More ist eine Premium-Skimarke mit einer besonderen DNA. Was hat dich dazu bewegt, dich in dieser Branche selbstständig zu machen?

Helga Lazzarino: Eigentlich kommen mein Mann und ich aus derselben Branche. Mein Mann war 20 Jahre lang in der Industrie tätig und führte eine andere Marke. Die Erfahrung aus dieser Zeit war der Grundstein für One More. Wir haben gesehen, was in der Branche funktioniert, aber auch, was wir anders machen wollen. Der Gedanke, eine eigene Marke mit einer neuen Strategie aufzubauen, entstand organisch. Dabei war uns von Anfang an klar: Wir setzen nicht auf klassische Messen, sondern auf eine nachhaltige Produktion und ein innovatives Konzept.

Was war der ausschlaggebende Moment, One More als unabhängige Marke zu gründen?

Nach dem Verkauf unserer ersten Marke blieben wir noch eine Weile im Unternehmen, aber mit der neuen Strategie konnten wir uns nicht identifizieren. Also beschlossen wir, unseren eigenen Weg zu gehen. Das war keine spontane Entscheidung, sondern ein bewusster Schritt, um genau die Werte und Qualitäten umzusetzen, an die wir glauben.
One More Skimode von Gründerin Helga Lazzarino
One More Skimode von Gründerin Helga Lazzarino

Nachhaltige Skimode aus Südtirol

Ihr habt One More mit einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit gegründet. Was bedeutet das konkret?

Nachhaltigkeit ist für uns kein Marketing-Trend, sondern eine echte Verpflichtung. Heute bestehen 95 % unserer Produkte aus recycelten Materialien. Besonders wichtig ist uns die enge Verbindung zu unserer Region, Trentino-Südtirol. Unsere Stoffe stammen aus innovativen Patenten aus der Umgebung: Wir nutzen Econyl, ein regeneriertes Nylon, das unendlich wiederverwendbar ist, und Appleskin, ein veganes Leder, das aus Apfelresten aus Südtirol hergestellt wird. One More war 2019 die erste Marke im Sportbereich, die Appleskin verwendete – und wir sind bis heute die Einzigen, die das tun.

Ihr produziert fast ausschließlich in Italien. Warum?

80 bis 90 % unserer Kollektionen werden in Norditalien gefertigt. Uns ist es wichtig, dass wir nicht nur nachhaltige Materialien verwenden, sondern auch die Produktion fair und regional bleibt. So können wir sicherstellen, dass hohe Qualität mit ethischen Standards einhergeht.

Skifahren und Luxus sind oft miteinander verbunden. Was bedeutet Luxus für dich persönlich?

Luxus ist für mich Zeit. Das ist der wahre Reichtum. Wenn es um Mode geht, bedeutet Luxus für mich, dass unsere Kleidung aus hochwertigen Materialien gefertigt wird und eine Geschichte hat. Die Idee, dass ich mitten in den Apfelplantagen lebe und diese Reste aus der Apfelproduktion dann in unseren Jacken verarbeitet werden – das ist für mich Luxus.

Du bist sehr mit deiner Region verbunden. War das schon immer so?

Lustigerweise nein! Ich bin nicht in Südtirol geboren, aber lebe seit 20 Jahren hier. Ich habe mich mit der Zeit immer stärker mit der Region identifiziert. Viele Luxusmarken haben wunderschöne Produkte, aber oft fehlt die persönliche Verbindung. Bei uns ist das anders: Wir kennen unsere Produzenten, wir wissen, wo unsere Materialien herkommen, und wir haben eine tiefe Beziehung zu unserer Kundschaft.

Apropos Kundenkontakt – ihr habt ein besonderes Konzept entwickelt, um eure Kund:innen noch näher kennenzulernen. Was hat es damit auf sich?

Wir möchten keine anonyme Marke sein. Deshalb bieten wir unseren Händler:innen und Kund:innen etwas ganz Besonderes: Ein Aufenthalt bei uns in den Bergen, wo wir gemeinsam kochen, uns austauschen und nach einem Skitag einfach zusammenkommen. So entsteht eine echte Plattform, auf der sich unsere Kund:innen und Händler:innen vernetzen können. Das ist für uns der wahre Luxus – echte Beziehungen.

Saisonale Fashionbrand – ist das nicht ein Risiko?

Nachhaltige Luxus-Skimode von One More: Gründerin Helga Lazzarino

Welche finanziellen Herausforderungen musstet ihr in der Gründungsphase meistern?

One More ist ein reines Winterbrand. Das bedeutet, wir haben nur eine Saison – und das stellt uns vor finanzielle Herausforderungen. Da wir die gesamte Produktion im Voraus finanzieren, mussten wir Wege finden, unser Wachstum zu sichern. Ein wichtiger Schritt war unser Crowdfunding. Wir waren die erste Firma in Südtirol, die diesen Weg gegangen ist. Heute haben wir 39 Gesellschafter:innen, darunter einige Unternehmen, aber auch viele kleine Investor:innen, die an unser Konzept glauben.

Warst du schon immer risikobereit?

Man muss es lernen – aber eine gewisse Neigung sollte man haben. Unternehmer:in zu sein bedeutet, Risiken einzugehen, ohne immer die volle Kontrolle zu haben. Dinge wie Pandemien, geopolitische Krisen oder Klimaveränderungen kannst du nicht beeinflussen. Du kannst das beste Produkt haben, die beste Strategie, aber es gibt keine Garantie.

Wirtschaftliche Planung oder Bauchgefühl – wie triffst du finanzielle Entscheidungen?

Wir haben feste Strukturen, aber vieles basiert auf Intuition. Unsere Plattform hilft uns dabei, Trends zu erkennen und Feedback direkt von unseren Händler:innen und Skischulen zu bekommen. Das ist oft wertvoller als reine Zahlen.

Gibt es eine Investition in deinem Leben, die sich besonders gelohnt hat?

Mein Unternehmen! Ob es sich finanziell gelohnt hat, wird sich noch zeigen – aber persönlich auf jeden Fall. Ich habe unglaublich viel gelernt und würde es immer wieder tun.

Du bist Unternehmerin durch und durch. War finanzielle Unabhängigkeit für dich immer wichtig?

Ja, absolut. Ich wollte nie von jemand anderem abhängig sein. Meine Eltern waren selbstständig, und ich bin mit dieser Mentalität aufgewachsen. Verantwortung zu übernehmen, seine eigenen Entscheidungen zu treffen – das war für mich immer selbstverständlich.

One More ist eine exklusive Marke. Hattet ihr Angst, dass Kund:innen nicht bereit sind, so viel für eure Kleidung zu zahlen?

Eigentlich wollten wir anfangs nur Skischulen ausstatten. Doch dann wurde One More durch Mundpropaganda entdeckt. Klar, unsere Preise sind hoch, aber das hat seine Gründe: Wir produzieren in Italien, verwenden hochwertige Materialien und arbeiten nicht mit riesigen Mengen. Unser System ist ein anderes als das von Fast Fashion – und wir bleiben dabei.

Was bedeutet Erfolg für dich?

Umsatz ist messbar, aber für mich liegt Erfolg in den kleinen Momenten: Wenn Kund:innen uns sagen, dass sie Freude an unserer Kleidung haben. Wenn wir Anerkennung für unser Handwerk bekommen. Das sind die wahren Erfolgsmomente.

Was sind eure nächsten Ziele?

Wir wollen bewusst klein bleiben und haben uns ein klares Ziel gesetzt: 101 exklusive Händler:innen weltweit. Aktuell sind es rund 60 – aber die 101 haben wir fest im Blick!

Und was würdest du deinem jüngeren Ich raten?

Mehr aufpassen, denn nicht alle sind nett. Aber man kann seine Natur nicht ändern – nur lernen, besser damit umzugehen.

Weitere spannende Gründer:innenstories findest du regelmäßig bei finanzielle in unserer Rubrik Inspiration.

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