Die Bilanz spricht für sich: Im Laufe der Windelzeit benötigen Babys rund 70 Bodys. Eine Menge, fand Katharina Costa und gründete mit ihrer Freundin Liesa Eschemann Kalumi, ein Unternehmen, das mit einem Produkte startete: dem „Grow-Free-With-Me“ Babybody – ein Body, der mit dem Kind mitwächst und länger hält. 8 statt 70 lautet die stolze Bilanz des „Slow Fashion for Fast Growers“-Teams. Wir haben mit Katharina und Liesa über Gründung, Finanzierung und Learnings gesprochen.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Kalumi zu gründen, und wie habt ihr den Anfang gemacht?
Katharina: Während meiner Schwangerschaft habe ich viele Kleidungsstücke für mein Baby selbst genäht und mich dadurch intensiv mit den Größen und Passformen auseinandergesetzt. Es war sehr frustrierend, die Kleidung nach so kurzer Zeit wieder aussortieren zu müssen – ich hatte oft länger daran genäht, als mein Kind sie tragen konnte. Deshalb beschloss ich, eine Lösung zu finden, die mehr bietet als nur oversized Kleidung. Als Modedesignerin konnte ich Schnittmuster selbst entwerfen und hatte fundiertes Wissen über die Eigenschaften von Textilien. So entstand die Idee für einen mitwachsenden Babybody.
Was waren die größten Hürden bei der Gründung von Kalumi, und wie habt ihr sie finanziell gemeistert?
Eine der größten Hürden war das fehlende Startkapital, um überhaupt starten zu können. Glücklicherweise haben wir das Exist-Gründerstipendium erhalten und ein erfolgreiches Crowdfunding durchgeführt. Dadurch haben sich für uns auch Finanzierungsmöglichkeiten bei Banken eröffnet.
Wie wichtig war euch die finanzielle Planung in eurem Unternehmen? Welche Tools oder Methoden setzt ihr hierfür ein?
Wir haben etwa ein Jahr an der finanziellen Planung gearbeitet und an einem Gründungscoaching-Programm des Bremer Starthauses teilgenommen. Uns war es wichtig, einen durchdachten Businessplan in der Tasche zu haben, bevor wir mit Banken verhandelten.
Habt ihr Investoren für Kalumi gesucht? Wenn ja, wie habt ihr sie überzeugt, in eure Idee zu investieren? Falls nein, wie habt ihr es geschafft, die Gründung zu finanzieren?
Wir wollten es zunächst ohne Investoren versuchen und uns diese Option offenhalten. Wir sind mit einer „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“-Produktion gestartet. Mit den Mitteln aus dem Crowdfunding und einem Kredit haben wir fast alles in die Produktion gesteckt und so sparsam wie möglich alles andere selbst erledigt. Die Einnahmen aus den ersten Verkäufen haben die nächsten Produktionen finanziert, und so kam das Geschäft ins Laufen. Dabei behalten wir immer im Blick, wann wir wieder produzieren können und müssen.
Ihr entwerft Produkte, die mehrere Größen abdecken. Ist das finanziell nicht riskant?
Das ist für uns eine Herzensangelegenheit. Wir möchten alternative Lösungen in der Modeindustrie schaffen und uns von der Masse abheben, um auf dem umkämpften Markt sichtbar zu sein. Wir sehen unsere Innovation als Eintrittskarte in die Modewelt. Ohne dieses Alleinstellungsmerkmal wären wir vermutlich gar nicht dort, wo wir heute stehen. Wir rechnen uns nicht aus, wie viel Umsatz wir gemacht hätten, wenn die Produkte nicht mitwachsen würden, denn für uns zählt der Mehrwert dieser Idee.
Wie schwierig ist es, Babyprodukte zu entwerfen und die notwendigen Standards einzuhalten?
Man muss intensiv nach einer Produktion suchen, die den eigenen Wertvorstellungen entspricht. Zudem gelten im Babymarkt strenge Standards, die eingehalten werden müssen, um höchste Sicherheit zu gewährleisten. Unsere Produkte sind OEKO-TEX® STANDARD 100 Klasse 1 zertifiziert, der höchsten Kategorie, die speziell für Babyprodukte entwickelt wurde. Es hat 2 Jahre gedauert eine geeignete Produktion zu finden.
Welche spezifischen Herausforderungen gibt es in dieser Branche?
Es ist eine Herausforderung, als No-Name-Brand mit einer selbstgebastelten Visitenkarte von Produzenten ernst genommen zu werden. Allein, um überhaupt erste Informationen über Produktionskosten zu erhalten, braucht es viel Geduld und Überzeugungsarbeit.
Gab es einen entscheidenden Moment, in dem ihr eine große finanzielle Entscheidung treffen musstet, die die Richtung eures Unternehmens beeinflusst hat?
Ja, die Aufnahme eines Kredits. Diese Entscheidung stand jedoch außer Frage, da es für uns der einzige Weg war, voranzukommen.
Plant ihr, das Sortiment zu erweitern?
Natürlich! Aber die finanzielle Situation spielt dabei eine zentrale Rolle. Wir überlegen genau, welches Produkt als Nächstes entwickelt werden soll, wie viele Stücke wir fertigen lassen können und wann der beste Zeitpunkt dafür ist. Wir wollen unbedingt wachsen, achten aber darauf, uns nicht zu übernehmen.
Welche drei Tipps würdet ihr anderen Gründerinnen geben, die in diesem Bereich starten möchten?
- Klein und überschaubar anfangen, anstatt auf einen perfekten Moment zu warten – auch kleine Schritte bringen euch vorwärts.
- Lieber im Team gründen, als alles allein zu machen. Wenn du noch nichts hast, hast du nichts zu verlieren, wenn du deine Idee mit jemandem teilst – nur Potenzial zu gewinnen.
- So viel wie möglich selbst machen, auch wenn es am Anfang noch nicht perfekt ist. Mit der Zeit erkennt man, welche Aufgaben man an Expert:innen abgeben sollte. Und nicht zuletzt: Vertrauen ins Bauchgefühl!
Kümmert ihr euch um eure persönlichen Finanzen? Investiert ihr privat? Wenn ja, in was? Wenn nein, warum nicht?
Katharina: Ja, ich investiere monatlich in Aktien, unter anderem in klassische Sammelfonds und zusätzlich ein bisschen in Meta, wo schliesslich auch unser Geld landet.
Liesa: Ich investiere derzeit monatlich in einen ETF-Sparplan mit breit gefächerten Fonds. Ein Teil meiner Investitionen steckt außerdem in Anlagegold. Mein Ziel ist ein breit gestreutes Portfolio, sowohl jetzt als auch in der Zukunft.
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