1. Liquidität ist Freiheit: Der Drei-Monats-Fund reicht nicht (mehr)
Die Faustregel vom Notgroschen für drei Netto-Monatsgehälter stammt noch aus einer Zeit mit niedriger Inflation und überschaubaren Energiekosten. Wer heute einen Branchenwechsel oder die Selbstständigkeit ins Auge fasst, sollte eher sechs bis neun Monatsgehälter als Sicherheitsreserve einplanen – auf einem Tagesgeldkonto, schnell verfügbar. Damit du so viel Geld zusammensparen kannst, ist es wichtig, regelmäßig Beträge umzuschichten.
Tipp: Schaffe eine Rücklage, getrennt von deinem Alltagskonto – das allein schafft bereits psychische Entlastung. Fuck-you-Money ist ohnehin immer eine gute Idee.
2. Simuliere die neue Realität – finanziell und mental
Auch wenn du schon lange von der Genugtuung träumst, deine:n Chef:in zu verlassen oder deine Leidenschaft zum Business zu machen, denk noch einen Schritt weiter: Rechne dein mögliches neues Einkommen realistisch durch – mit allen Abzügen. Und: Lebe für zwei, drei Monate so, als würdest du schon von diesem Einkommen leben. Was fehlt dir wirklich? Was überrascht dich? Schreibe dir schon mal ein paar Learnings auf, von denen du später profitieren kannst.
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3. Versicherungen anpassen – aber mit Bedacht
Ein Wechsel in die Selbstständigkeit oder ein reduziertes Einkommen ist auch versicherungsrechtlich relevant. Daran solltest du denken:
- Private Krankenversicherung: Wer freiwillig gesetzlich versichert ist, muss bei niedrigerem Einkommen mit Mindestbeiträgen kalkulieren.
- Berufsunfähigkeitsversicherung: Hier zählt der zuletzt ausgeübte Beruf. Ein Wechsel kann die Bedingungen drastisch verändern – oder verteuern.
- Arbeitslosenversicherung: Wer kündigt, riskiert eine Sperrfrist beim ALG I. Selbstständige haben unter Umständen gar keinen Anspruch.
Tipp: Unbedingt vor dem Wechsel mit einer unabhängigen Versicherungsberater:in sprechen – nicht erst danach.
4. Verträge, Verpflichtungen, Vorsorge: Check dein Inventar!
Ein Karrierewechsel ist ein guter Anlass, um finanzielle Altlasten zu prüfen:
- Welche Verträge laufen, ohne dass sie dir noch nutzen?
- Welche Fixkosten kannst du aktiv senken, ohne Lebensqualität zu verlieren?
- Wie steht es um deine Altersvorsorge – passt dein bisheriger Plan noch zum neuen beruflichen Modell? Fortsetzen solltest du sie unbedingt, in Notfällen kannst du deinen ETF-Sparplan o.ä. auch kurzfristig etwas heruntersetzen.
Denk dran: Einige Beträge werden jährlich abgebucht. Kontrolliere also deine Ausgaben über ein gesamtes Jahr.
5. So stellst du dein Best-/Real-/Worst-Case-Szenarium systematisch auf
Best Case – das Idealszenario
Alles läuft besser als gedacht.
Du bekommst die neue Stelle oder baust dein Business schneller auf als erwartet.
Einkommen ist stabil (oder wächst sogar schneller).
Weniger Stress, mehr Sinn – du hast Zeit und Energie für Weiterbildungen, Netzwerk, Familie.
Fixkosten bleiben konstant oder sinken sogar (z. B. durch Wegfall von Pendelkosten).
Rechenbeispiel:
– Monatliches Nettoeinkommen: 4.200 €
– Rücklagenverbrauch: 0 €
– Altersvorsorge & Investitionen: planmäßig möglich
– Lebensqualität: subjektiv gestiegen
Überlege: Wie kannst du dieses Szenario aktiv fördern? (z. B. durch Netzwerkpflege, Mentoring, gezielte Kundengewinnung)
Real Case – das wahrscheinlichste Szenario
So wird es wahrscheinlich laufen – mit Höhen, Tiefen und Pausen.
Neue Einnahmen kommen, aber schwankend.
Rücklagen müssen teilweise angegriffen werden, z. B. in den ersten 3–6 Monaten.
Du musst auf bestimmte Annehmlichkeiten verzichten, aber nicht auf Sicherheit.
Vielleicht entstehen unerwartete Kosten (z. B. Fortbildungen, Software, Fahrtkosten).
Rechenbeispiel:
– Monatliches Nettoeinkommen (durchschnittlich): 2.800 €
– Monatlicher Rücklagenverbrauch: 400 € über 6 Monate
– Altersvorsorgebeiträge: vorübergehend reduziert
– Lebensqualität: teils eingeschränkt, aber akzeptabel
Überlege: Reicht deine Rücklage für diese Übergangsphase? Und wie lang darf sie maximal dauern, ohne in Stress zu kippen?
Worst Case – das Absicherungszenario
Was, wenn nichts wie geplant läuft?
Job kündigen, neue Stelle klappt nicht / Business läuft nicht an.
Einkommen bricht ein oder fällt ganz weg.
Rücklagen schrumpfen schneller als gedacht.
Unerwartete Kosten oder private Belastungen (z. B. Krankheit, Familienverpflichtung).
Rechenbeispiel:
– Monatliches Einkommen: 0–1.200 € (Gelegenheitsjobs)
– Rücklagenverbrauch: 1.500 € pro Monat
– Zeit bis finanzielle Schmerzgrenze erreicht ist: 5 Monate
– Notfallplan: Rückkehr in alten Beruf, Antrag auf ALG I oder Unterstützung durch Partner:in/Familie
Überlege: Wo ist deine Exit-Schwelle? Wann musst du handeln, neu entscheiden – oder zurückrudern, ohne dein Selbstvertrauen zu verlieren?
Sicherst du deinen Karrierewechsel rechtzeitig finanziell ab, schaffst du nicht nur einen monetären Puffer, sondern gleichzeitig auch eine neue Handlungsmacht – und schützt dich vor den typischen Fehlern zwischen Euphorie und Existenzangst.
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