Finanzielle Bildung beginnt zu Hause
Schon in der Grundschule fangen Kinder an, ein Gefühl für Geld zu entwickeln. Sie lernen zu rechnen, erkennen den Unterschied zwischen kleinen Centbeträgen und großen Scheinen – und stellen erste spannende Fragen: „Sind wir eigentlich reich?“, „Wie teuer ist ein Auto?“, oder „Wie viele Tafeln Schokolade bekomme ich für zwei Euro?“. Sie beginnen zu verstehen, dass Geld nicht unbegrenzt verfügbar ist – und dass man es einteilen muss. Kleiner Reminder: Das Taschengeld sollte regelmäßig und ohne Bedingungen gezahlt werden – so lernen Jugendliche, zu planen. Wenn es schon am zehnten Tag des Monats weg ist, gilt es, konsequent zu bleiben: Wer alles am ersten Tag ausgibt, hat am Ende des Monats nichts mehr. Seid ihr noch up to date? Im September gab es neue Empfehlungen für Taschengeld: Welche Summe passt zum Alter?
Für Teenies wird das Thema Geld dann richtig spannend. Die Höhe des Taschengeldes wird mit Freund:innen diskutiert, auf den Geburtstagswunschlisten stehen Markenklamotten oder Geldscheine. Der Wunsch nach einem Job, der später reich macht, wächst. Willkommen in der Markwirtschaft. Gleichzeitig ist das Wissen um Finanzielles eher gering ausgeprägt. In der Schule steht finanzielle Bildung für Jugendliche meist nicht auf dem Lehrplan. Eltern sind oft überfordert, wie sie bei Teenagern das Interesse wecken können. Schließlich befinden sich Familien – was die Stimmungsschwankungen des Nachwuchses angeht – in einer ähnlich volatilen Situation wie manche Börsenkurse.
Indem wir in der Familie offen über Geld sprechen, können wir die Basis für eine gesunde finanzielle Zukunft schaffen. Viele fragen sich: Wie fängt man am besten an? Es braucht kein BWL-Studium, nur die richtigen Ideen, um Gehör zu finden und Neugier zu schaffen.
1. Die Atmosphäre muss stimmen
Teenager-Eltern werden wissen: Es gibt Momente, in denen man niemals zum Kind durchdringt. Da hat man schneller die Tür vor der Nase, als dass man „ETF“ gesagt hat. Voraussetzung für ein (natürlich niemals belehrendes) Gespräch zum Thema Finanzen ist: den richtigen Moment erwischen. Oder kreieren.
2. Die Basics vermitteln
Erste Fachbegriffe droppen:
Was sind Zinsen, Kredite, Budget, Dispo, Zinseszins, Börse, Aktien, ETFs – ganz schön viel, was man rund um die Finanzwelt erklären muss. Also: Step-by-Step vorgehen, um das Teenie-Hirn nicht zu überfordern. Nutze zur Inspo einfach unser Finanzglossar und unsere Specials und Artikel!
3. Geld einteilen
Das können selbst viele Erwachsene nicht – deshalb ist es umso wichtiger, früh anzufangen. Am besten helfen dabei praktische Erfahrungen.
Budgetieren: Dafür könnt ihr euch ganz einfache Beispiele vornehmen. Seht euch Einnahmen und Ausgaben im Familienalltag an. Ein Blick ins „Financial Diary“ macht auch schnell klar, wie viel Geld am Ende des Monats noch für große Wünsche übrig bleibt. Vielleicht macht ihr eine Challenge draus und gebt das Wochenbudget für Einkäufe mal in Teenie-Hände?
Erlaubt sind auch digitale Budgetplaner fürs Smartphone: Apps wie „Money Manager“ helfen dabei (und bieten gleichzeitig eine 1A-Rechtfertigung, warum man schon wieder das Handy in der Hand hält).
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Girokonto statt Bargeld: Falls noch nicht geschehen, solltet ihr gemeinsam ein Girokonto einrichten. Eine gute Gelegenheit, das System Hausbank zu erklären und auf die Nutzen und Risiken von digitalem Bezahlen hinzuweisen. Keine Sorge vor Schulden: Bei Jugendkonten besteht kein Risiko, ins Minus zu rutschen, denn die Junior-Konten funktionieren nur auf Guthabenbasis.
Das Konto sollte gratis sein und eine Girocard (in der Fachsprache Debitkarte) einschließen. Wichtig ist ein Geldautomat zum kostenlosen Abheben in Wohnnähe, denn an fremden Automaten ist das oft teuer.
Sparziele setzen: Wer Wünsche hat, sollte sich die auch selbst erfüllen können. Für Kopfhörer, den Führerschein oder den ersten Urlaub allein kann man schon anfangen, zu sparen. Haben die Jugendlichen sich etwas in den Kopf gesetzt, hilft es, die Sparsumme zu definieren und dann die Steps festzulegen, bis man am Ziel ist. Beispiel: Ein Paar Ear-Pods kosten 149 Euro. Mit der Taschengeld-Empfehlung von 40–50 € pro Monat würde ein 15-jähriger Teenager etwa 3–4 Monate brauchen, um sie zusammensparen (sofern das Geld nicht für anderes draufgeht).
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4. Geld macht Spaß!
Beim Aufbau des Money Mindsets helfen Medien. Zum Beispiel:
„Die Höhle der Löwen“ – Business verstehen durch echte Pitches
Die VOX-Show kann ein spannender Einstieg in wirtschaftliches Denken sein und sogar eine Start-up-Mentalität fördern: Hier können Teenies erleben, wie Gründer:innen Ideen präsentieren, Investor:innen überzeugen (oder scheitern) und wirtschaftliche Entscheidungen begründet werden. Es geht dabei um Kostenkalkulation, Margen, Markenaufbau und Risikoabwägung. Der Lerneffekt: Geld kommt nicht „von allein“, sondern durch Planung, Kreativität und Mut.
Am besten schaut ihr gemeinsam eine Folge an und diskutiert danach gemeinsam: Warum hat die Investorin oder der Investor abgelehnt? Hättest du investiert? Was war gut am Pitch?
Finanz-Podcast für junge Hörer:innen
Nicht jeder Podcast zum Thema Finanzen ist trocken oder überfordernd. Diese Formate erklären komplexe Themen alltagsnah – perfekt für den Schulweg oder als Hintergrund beim Aufräumen:
Ideal zum Einstieg ist „Alles über Knete“. Er richtet sich zwar an Grundschulkinder, aber die Folge „Was müssen Eltern alles von ihrem Lohn bezahlen“ eignet sich super, um das Prinzip „Brutto und Netto“ zu erklären.
„Level Rich“: Der Finanzpodcast für Jugendliche von Maximilian Lehnert umfasst 30 Folgen. Die Episoden sind kurz gehalten (ca. 4–5 Minuten) und behandeln Themen wie: Grundlagen der Börse, Finanzielle Freiheit, Investitionsmöglichkeiten, Unternehmensanalysen (z. B. McDonald’s), Trading-Psychologie und Businessplan-Erstellung.
Etwas ältere Jugendliche können auch schon in einzelne Folgen von „Geld ganz einfach“ mit Saidi und Emil von Finanztip reinhören. Hier empfehlen wir übrigens noch mehr coole Podcasts.
Youtube-Tipp: Das preisgekrönte Schülerprojekt „Finanzchecker“ erklärt in Videos wichtige Finanzbegriffe.
Buchtipp: Speziell an Mädchen ab zwölf richtet sich „Miss Money“ von Magdalena Sporkmann. Das Buch vermittelt praxisnahes Grundlagenwissen zum Sparen, Geldverdienen, Konsumieren und Investieren. Dank starker weiblicher Vorbilder verleiht es das nötige Selbstvertrauen, um gute Finanzentscheidungen zu treffen: Wofür Geld ausgeben? Wie und wieviel sparen? Wie können schon Jugendliche Geld verdienen? Was ist meine Arbeit wert?
Unbedingt lesen: Die 5 besten Kinderbücher über Geld, Finanzen & Persönlichkeitsentwicklung hat Sachbuchkritikerin Celine Nadolny für uns zusammengestellt.
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5. Mitverdienen motiviert: Schülerjobs & Nebenverdienste
Etwas zum Taschengeld dazuverdienen, ist eine super pädagogische Maßnahme, um Teenies den Wert des Geldes näherzubringen. Wichtig ist, sich vorher mit den Basics auseinanderzusetzen.
Schülerjobs sind ab 13 mit Einschränkungen, ab 15 flexibler möglich. Auch kleinere Projekte wie Nachhilfe geben, Zeitungen austragen oder Babysitten stärken Eigenverantwortung.
Was mit dem verdienten Geld passiert, darf dann das Kind selbst entscheiden: ausgeben, sparen, investieren?
6. Ein Depot eröffnen
Falls noch nicht passiert, könnt ihr gemeinsam ein Depot eröffnen und erste Schritte an der Börse unternehmen. Wer selbst sieht, wie ein ETF wächst, eine Aktie schwankt oder ein Sparplan regelmäßig läuft, entwickelt ein echtes Gespür für Geldbewegungen – weit mehr als durch trockene Zahlenkolonnen in Mathe. Wer früh investiert, lernt: Vermögen entsteht nicht über Nacht, sondern durch Zeit, Geduld und Disziplin. Gerade in einer Welt mit Konsumdruck eine wertvolle Erkenntnis.
Keine Spekulation, keine Hype-Aktien – stattdessen:
- Breit gestreute ETFs, z. B. auf den MSCI World oder All Country World Index (ACWI)
- Sparpläne ab 10 € monatlich
- Beispielaktien von Unternehmen recherchieren und beobachten, die Jugendliche kennen – etwa Apple, Adidas, Disney
- Regelmäßig gemeinsam draufschauen ist sinnvoll. Einmal im Monat reichen 15 Minuten: Entwicklung besprechen, Fragen klären
Tipp: Die Zinseszinsshow
Ruft gemeinsam einem Online-Rechner auf (z. B. von zinsen-berechnen.de) und staunt, wie aus 25 €/Monat mit 5 % Rendite in 10 Jahren über 3.800 € werden können.
7. Bewusstsein für Schulden schaffen
Die gerade erschienene Trendstudie „Jugend in Deutschland 2025“ hat aufgedeckt, dass Schulden bei Jugendlichen ein neues Rekordhoch erreicht haben. Teure Smartphones, Bezahlen per App und das Prinzip Buy now, Pay later überfordern junge Menschen finanziell.
20 % der 14- bis 29-Jährigen sind verschuldet – ein Rekordwert, der von 16 % im Jahr 2023 und 19 % im Jahr 2024 kontinuierlich gestiegen ist.
Besonders betroffen sind junge Erwerbstätige: 31 % von ihnen haben Schulden, im Vergleich zu 17 % der Studierenden und 6 % der Schüler:innen.
Wenn Eltern hier frühzeitig warnen, lässt sich die Schuldenfalle vermeiden oder zumindest begrenzen.
Money Mindset schaffen: einfach anfangen!
Ob mit Taschengeld, Podcast oder Depot: Wer seinen Kids früh beibringt, wie Geld funktioniert, legt den Grundstein für kluge Entscheidungen in der Zukunft. Es geht nicht darum, Mini-Investor:innen zu formen oder Bilanzen auswendig zu lernen – sondern um ein Gefühl für Werte, Verantwortung und langfristiges Denken.
Finanzen sind ein Werkzeug für Selbstbestimmung. Und das Beste: Man muss kein Profi sein, um seinem Kind Finanzwissen mitzugeben. Es reicht, offen zu sprechen, gemeinsam zu lernen – und den Mut zu haben, einfach anzufangen.
Wer heute erklärt, wie Zinsen funktionieren, muss morgen vielleicht kein teures Dispo-Drama auffangen.
Und wer mit seinem Kind in einen ETF-Sparplan investiert, zeigt: ein kleines Vermögen kann man selbst aufbauen.