Brauche ich eine Haustierversicherung?
Lauren Whitaker / Pexels

Brauche ich eine Haustierversicherung?

Tierarztkosten können zu einer finanziellen Belastung werden. Ob du wirklich eine Haustierversicherung brauchst, welche Kosten entstehen und worauf du beim Abschluss achten solltest.

Ob Pferd, Hund, Katze, Kanarienvogel oder Meerschweinchen – Haustiere sind für viele weit mehr als nur Mitbewohner. Sie gehören zur Familie. Umso wichtiger ist es, im Ernstfall gut abgesichert zu sein. Doch welche Versicherungen sind wirklich sinnvoll – und welche nicht? Von der Tierhalterhaftpflicht bis hin zur Kranken- und OP-Versicherungen: Dieser Ratgeber hilft dir, den Überblick zu behalten, und zeigt, welche Policen für welche Tierarten nötig oder empfehlenswert sind – und worauf du beim Abschluss achten solltest.

Welche Risiken solltest du absichern?

Tiere können nicht nur krank werden oder sich verletzen – sie können auch Schäden verursachen. In bestimmten Fällen kann eine Versicherung deshalb sinnvoll oder sogar notwendig sein. Die entscheidende Frage ist: Welche finanziellen Folgen könntest du selbst tragen – und welche nicht?

Warum ist eine Tierhalterhaftpflichtversicherung wichtig?

Wenn dein Hund oder Pferd einen Schaden verursacht, haftest du in der Regel unbegrenzt und unabhängig von deinem eigenen Verschulden. Diese gesetzliche Gefährdungshaftung kann im Ernstfall teuer werden – etwa nach einem Unfall oder wenn ein Mensch verletzt wird.

Zwei Beispiele: Dein Pferd bricht von der Weide aus und läuft auf eine Landstraße. Ein Autofahrer muss abrupt bremsen, das nachfolgende Fahrzeug kann nicht mehr rechtzeitig stoppen – es kommt zu einem Auffahrunfall mit Blechschaden und möglicherweise verletzten Personen. Auch wenn du nicht direkt beteiligt warst, haftest du als Halter:in für die entstandenen Sach-, Personen- und Vermögensschäden.

Beim Spaziergang reißt sich dein Hund von der Leine los und rennt auf einen Radweg. Eine Radfahrerin versucht auszuweichen, stürzt dabei und verletzt sich. Auch wenn du den Hund nicht absichtlich losgelassen hast, musst du für den entstandenen Personen-, Sach- und Vermögensschaden aufkommen – denn auch hier gilt die Gefährdungshaftung.

Eine Tierhalterhaftpflichtversicherung übernimmt diese Kosten. Sie ist damit die wichtigste Absicherung für Halter:innen von Hunden und Pferden. In einigen Bundesländern ist sie sogar gesetzlich vorgeschrieben.
Selbstverständlich können auch Katzen, Meerschweinchen oder Kaninchen bei Dritten Schäden anrichten, für die du als Halter:in haften musst. Für Kleintiere brauchst du aber keine eigene Tierhalterhaftpflicht, da sie meist über deine private Haftpflichtversicherung mitversichert sind, sofern du sie nicht gewerblich hältst.

Mehr zu Versicherungen:

Lies auch:

Brauche ich eine Hausratversicherung? Unser Ratgeber hilft bei der Entscheidung

Brauche ich eine Hausratversicherung?

Nicht für alle ist eine Hausratversicherung wirklich sinnvoll – und nicht jeder Tarif ist gut. Dieser Ratgeber hilft dir, den Überblick zu behalten: Wann lohnt sich der Schutz, wie viel solltest du absichern – und worauf kommt es beim Vertragsabschluss wirklich an?

Weiterlesen »

Was passiert, wenn jemand Schadensersatz fordert?

Nicht jede Forderung ist automatisch berechtigt – und genau hier kommt die Tierhalterhaftpflichtversicherung ins Spiel. Sie prüft zunächst, ob der Schaden vom Vertrag gedeckt ist – wenn ja, danach, ob du überhaupt haftest.
Hält der Versicherer den Anspruch für berechtigt, übernimmt er die Regulierung – sofern der Schaden durch die Versicherung gedeckt ist. Ist der Anspruch jedoch unberechtigt, wehrt die Versicherung ihn für dich ab – notfalls auch vor Gericht.

Was leistet eine gute Tierhalterhaftpflichtversicherung?

Eine gute Tierhalterhaftpflichtversicherung sollte dir einen möglichst umfassenden Schutz bieten. Achte darauf, dass die Deckungssumme ausreichend hoch ist. Für Sach-, Personen- und Vermögensschäden sind mindestens 15 Millionen Euro für empfehlenswert.
Außerdem wichtig: Der Vertrag sollte Flurschäden mit abdecken – also Schäden an landwirtschaftlich genutzten Flächen oder Wegen. Jungtiere wie Fohlen oder Welpen sind in vielen Tarifen vorübergehend mitversichert, solange sie sich noch beim Muttertier oder im Besitz des Versicherungsnehmers befinden. Auch Schäden, die bei einem unerwünschten Deckakt entstehen, sind bei guten Tarifen eingeschlossen.

Ebenfalls nicht zu unterschätzen: Mietsachschäden. Die Versicherung sollte auch Schäden an gemieteten Gegenständen oder Räumen bis zu einer Höhe von mindestens Million Euro übernehmen, auch wenn es sich um bewegliche Sachen wie Transportanhänger, Kutschen oder Schlitten handelt. Auch Schäden durch dein Tier, da vorübergehend von einer anderen Person betreut wird (das sogenannte Tierhüterrisiko), sollten abgesichert sein.

Für Hundehalter:innen besonders relevant: Gute Policen leisten auch dann, wenn du gegen gesetzliche Halterpflichten verstößt – zum Beispiel, wenn dein Hund ohne Leine oder Maulkorb unterwegs ist, obwohl dies eigentlich vorgeschrieben wäre.

Für Pferdehalter:innen gibt es zusätzliche Leistungen, auf die du achten solltest: Etwa der Schutz bei einem längeren Auslandsaufenthalt außerhalb Europas, das sogenannte Fremdreiterrisiko – also wenn eine andere Person dein Pferd unentgeltlich reitet und ihr dabei ein Schaden entsteht – sowie die Mitversicherung von Reitbeteiligungen, sofern diese im Vertrag benannt sind.

Sämtliche Kriterien, die ein guter Tarif mindestens erfüllen sollte, findest Du im kostenlosen BdV-Infoblatt, das am Ende dieses Artikels verlinkt ist.

Lies auch:

Ist eine Tierkrankenversicherung sinnvoll?

Eine Tierkrankenversicherung gehört zu den grundsätzlich weniger wichtigen bis unwichtigen Versicherungen. Deshalb sollten zuerst die wichtigen Absicherungen bestehen. Tierkrankenversicherungen versprechen, die Kosten bei Krankheiten oder Unfällen zu übernehmen. Je nach Tarif werden ambulante und stationäre Behandlungen, Diagnostik, Medikamente und teilweise auch Vorsorgemaßnahmen wie Impfungen erstattet. Man unterscheidet zwei grundlegende Varianten: Die Krankenvollversicherung deckt ein breites Spektrum an Behandlungen ab – inklusive Operationen – und ist entsprechend teuer. Die OP-Versicherung ist deutlich schlanker und übernimmt ausschließlich die Kosten für medizinisch notwendige Operationen, meist einschließlich Narkose, Diagnostik und einer begrenzten Nachsorge. Sie ist deshalb günstiger, aber auch enger gefasst.

Wichtig: Nicht alles ist abgedeckt. Viele Tarife schließen bestimmte Leistungen grundsätzlich aus – zum Beispiel Behandlungen bei erblich bedingten Krankheiten oder angeborenen Fehlentwicklungen. Auch Erkrankungen, die bereits vor Vertragsabschluss bestanden, sind in der Regel nicht versichert. In der Praxis sind viele Angebote zudem mit Erstattungsgrenzen, langen Wartezeiten (außer bei Unfällen) und deutlich steigenden Beiträgen im Alter verbunden.

Für Pferde gibt es nur eine geringe Anzahl von Angeboten für eine Operationskostenversicherung und sehr wenige für eine Krankenvollversicherung. Die Tarife unterscheiden sich hinsichtlich Prämienhöhe und Leistungsumfang erheblich. Ein Vergleich der Tarife ist hier deshalb ganz besonders empfehlenswert, um das optimale Prämien-Leistungsverhältnis zu finden. Wer die Kosten für Behandlungen nicht selbst aufbringen kann, sollte statt einer Krankenvollversicherung gegebenenfalls eine Rücklage bilden.

Wann kann eine OP-Versicherung infrage kommen?

Eine OP-Versicherung kann sinnvoll sein, wenn du gezielt hohe OP-Kosten absichern möchtest, ohne eine vollständige Krankenversicherung abzuschließen. Ob sich das lohnt, hängt vom Alter, Gesundheitszustand und Risikoprofil deines Tieres ab. Meist ist es aber auch hier sinnvoll, stattdessen Geld zurückzulegen.

Nicht versichert sind oft Operationen, die auf Krankheiten zurückgehen, die bereits vor Vertragsabschluss bestanden, sowie bestimmte Eingriffe wie Operationen zur Korrektur angeborener Fehlbildungen oder das Einsetzen künstlicher Gelenke.

Gut zu wissen: Sowohl Versicherer als auch Versicherungsnehmer können den Versicherungsvertrag ordentlich kündigen und in der Regel auch nach einem Versicherungsfall.

Kleine Katze: Ist eine Haustierversicherung sinnvoll?

Was kostet eine Haustierversicherung?

Die Kosten hängen stark vom gewählten Versicherungstyp, dem Alter und der Tierart ab. Eine Tierhalterhaftpflichtversicherung ist vergleichsweise günstig – in der Regel zahlst du hier zwischen 55 und 110 Euro im Jahr, je nach Anbieter und Leistungsumfang. Empfehlenswerte und günstige Tierhalterhaftpflichtversicherungen kosten für einen Hund, z. B. einen Labrador, zwischen 55 und 80 Euro im Jahr – bei einem Selbstbehalt von bis zu 500 Euro pro Schadenfall. Für ein Pferd mit eingeschlossener Reitbeteiligung liegen die Jahresprämien zwischen 85 und 110 Euro.

OP-Versicherungen für Hunde kosten – je nach Tarif und Eintrittsalter – etwa 190 bis 400 Euro jährlich, für Katzen zwischen 80 und 220 Euro. Sie sichern ausschließlich Operationskosten ab und sind damit die günstigere Variante.

Krankenvollversicherungen, die auch ambulante Behandlungen, Medikamente und Vorsorgeuntersuchungen abdecken, liegen deutlich höher: Für Hunde musst du mit 650 bis 950 Euro jährlich rechnen, für Katzen mit 300 bis 700 Euro. Je nach Anbieter steigen die Beiträge mit zunehmendem Alter des Tieres – zum Teil deutlich. Manche Tarife beinhalten zudem Selbstbeteiligungen von 10 bis 20 Prozent pro Behandlungsfall oder jährliche Erstattungsgrenzen. Es lohnt sich, die Bedingungen genau zu vergleichen.
Prämien für OP-Versicherungen für Pferde bewegen sich ungefähr zwischen 300 und 1.500 Euro jährlich, während Krankenvollversicherungen, die auch ambulante und stationäre Behandlungen abdecken, oft noch deutlich teurer sind. Auch hier können Selbstbeteiligungen und Erstattungsgrenzen gelten.

Vergleiche verschiedene Angebote sorgfältig und achte dabei nicht nur auf den Preis, sondern vor allem auf die Leistungen, Selbstbeteiligungen, Ausschlüsse und Bedingungen.

Was solltest du beim Abschluss beachten?

Gib im Antrag alle Angaben vollständig und korrekt an – etwa zur Rasse, zum Alter oder zu möglichen Vorerkrankungen. Prüfe genau, welche Leistungen der Vertrag tatsächlich enthält und welche nicht. Achte insbesondere auf Selbstbeteiligungen, Erstattungshöhen und Wartezeiten.

Fazit: Brauche ich eine Haustierversicherung?

Eine Tierhalterhaftpflichtversicherung ist für Hunde und Pferde unverzichtbar, da sie dich vor existenzbedrohenden finanziellen Forderungen schützt. Achtung: In einigen Bundesländern sind Hundehalter*innen gesetzlich verpflichtet, eine Tierhalterhaftpflichtversicherung abzuschließen. In anderen Bundesländern sind die Vorgaben je nach Hunderasse oder Gemeinde unterschiedlich geregelt, sodass du dich unbedingt vor Ort über die geltenden Bestimmungen informieren solltest. Für Kleintiere genügt in der Regel die Privathaftpflicht.

Tierkrankenversicherungen bieten oft nur begrenzte Leistungen bei vergleichsweise hohen Kosten. Wenn du dich gezielt gegen Operationen absichern möchtest, kannst du eine OP-Versicherung in Betracht ziehen. In vielen Fällen ist es aber auch sinnvoll, stattdessen Geld für den Notfall zurückzulegen.

Wichtig ist: Versichere nur das, was du im Ernstfall nicht selbst zahlen könntest – und prüfe regelmäßig, ob der bestehende Schutz noch zu deiner Situation passt.

Tipp: Lass dich im Zweifel vor Vertragsschluss unabhängig beraten – etwa beim Bund der Versicherten e.? V. (BdV). Die beiden kostenlosen Infoblätter des BdV bieten dir viele wichtige Hinweise, Tipps und eine gute Orientierung zum Thema:

Wer schreibt hier?

Julia Alice Böhne ist Pressereferentin beim Bund der Versicherten und klärt für uns wichtige Fragen rund ums Thema Versicherungen. Als regierungsunabhängige Organisation vertritt der Bund der Versicherten e. V. (BdV) seit Gründung im Jahr 1982 die Rechte der Versicherten. Mit rund 45.000 Mitgliedern ist der Verein eine der wichtigsten Verbraucherschutzorganisationen Deutschlands.

 
Julia Alice Böhne, BdV e.V.

Jetzt teilen:

Newsletter finanzielle
© Marcus Witte

Mach dich finanziell unabhängig

 – mit unserem Newsletter! 

Als DANKESCHÖN für deine 

NEWSLETTER-ANMELDUNG erhältst du 

das finanzielle eMagazin mit Lena Gercke und unserem beliebten ETF-Entscheidungsbaum!