Finfluencer sind heute aus dem digitalen Finanzdiskurs nicht mehr wegzudenken. Auf TikTok, YouTube, Instagram oder LinkedIn teilen sie Inhalte rund um Geldanlage, Altersvorsorge, ETFs, Kryptowährungen oder Immobilien. Dabei erreichen sie ein Publikum, das klassische Finanzberatung oft gar nicht mehr in Anspruch nimmt – besonders junge Menschen.
Doch diese Entwicklung ist ambivalent. Denn mit der steigenden Reichweite wächst auch die Verantwortung – und leider auch die Zahl der zweifelhaften Angebote. Zwischen Bildungsauftrag und Businessmodell verläuft ein schmaler Grat. Umso wichtiger ist es, Inhalte kritisch zu prüfen. Wer Finfluencern folgt, sollte wissen, worauf zu achten ist. Hier sind fünf fundierte Kriterien, die helfen, seriöse von unseriösen Finfluencern zu unterscheiden.
1. Ehrliche Transparenz über Qualifikation und Interessen
Seriöse Finfluencer machen kein Geheimnis aus ihrer Herkunft, Ausbildung oder Motivation. Sie zeigen auf, ob sie ein wirtschaftswissenschaftliches Studium, Berufserfahrung im Finanzsektor oder autodidaktisch erworbenes Wissen haben. Und sie benennen klar, wenn sie mit Unternehmen kooperieren oder durch Affiliate-Links, Produktempfehlungen oder Seminare Geld verdienen.
Transparenz bedeutet auch, Zielkonflikte offen anzusprechen. Wer ein Depot empfiehlt, sollte offenlegen, ob und wie er dafür vergütet wird. Und wer seine Zielgruppe ernst nimmt, der zeigt: Ich verdiene Geld mit meinem Content – aber ich tue das nicht auf deine Kosten. Trotz Bezahlung beweisen viele Finfluencer die Courage, ihre Meinung vollkommen frei zu äußern, obgleich es natürlich auch immer schwarze Schafe gibt, die werbliche Vorgaben aus einem Briefing eins zu eins übernehmen.
Tipp: Prüfe, ob Werbepartnerschaften deutlich gekennzeichnet sind und ob nachvollziehbar ist, wie der Finfluencer sein Geld verdient.

Wer hier schreibt
Celine Nadolny zählt zu den bekanntesten Sachbuchkritikerinnen im deutschsprachigen Raum. Mit ihrem mehrfach ausgezeichneten Blog Book of Finance vermittelt sie fundiertes Finanzwissen und analysiert hochwertige Wirtschaftsliteratur. Über 900 gelesene Sachbücher und zahlreiche Rezensionen machen sie zur Stimme für anspruchsvolle Finanzbildung. Als Forbes 30 Under 30, Leader of Tomorrow und Vize-Miss-Germany verbindet sie Expertise mit neuen Impulsen in der Branche.
2. Keine Heilsversprechen – sondern realistische Einordnung
„Finanzielle Freiheit mit 30“, „So wirst du Millionärin in drei Jahren“ oder „5 Aktien, die dich 2025 reich machen“ – solche Aussagen sind nicht nur unseriös, sondern auch gefährlich. Sie spielen mit Emotionen, Hoffnung und oft auch Verzweiflung. Wer so kommuniziert, hat meist mehr Interesse an Reichweite als an echter Aufklärung.
Seriöse Finfluencer klären auf – auch über Risiken. Sie relativieren Aussagen, weisen auf Volatilitäten hin, sprechen über Fehlentscheidungen und stellen klar, dass Investieren immer auch Unsicherheit bedeutet.
Tipp: Hinterfrage plakative Aussagen und prüfe, ob Chancen und Risiken gleichermaßen thematisiert werden.
3. Substanz vor Show – Inhalte statt Inszenierung
In einer Welt, in der Aufmerksamkeit die wichtigste Währung ist, zählen nicht nur Inhalte, sondern auch Ästhetik. Hochglanz-Videos, stylishe Slideshows und perfekt geschnittene Reels gehören dazu. Das ist nicht per se schlecht – im Gegenteil, es macht Inhalte zugänglich. Aber entscheidend ist, was dahinter steckt.
Wer in einem 30-Sekunden-Clip „die beste Strategie für den Vermögensaufbau“ verspricht, bleibt meist oberflächlich. Gute Finfluencer nehmen sich Zeit, gehen in die Tiefe, erklären Hintergründe und regen zur Weiterbeschäftigung an.
Tipp: Achte darauf, ob du echte Inhalte lernst – oder nur mit Buzzwords und optischer Perfektion beeindruckt wirst.
4. Prüfbarkeit statt Pseudo-Expertise
Viele Finfluencer geben sich als Börsenprofis aus, behaupten, Investmentbanker gewesen zu sein oder zeigen beeindruckende Depotstände. Doch all das ist oft kaum überprüfbar. Ein fancy Lebenslauf im Instagram-Profil ersetzt keine nachvollziehbare Expertise.
Vertrauenswürdige Akteure belegen ihre Aussagen mit Quellen, zeigen ihren Bildungsweg, verlinken Studien oder verweisen auf Fachliteratur. Sie schrecken nicht vor kritischen Fragen zurück, sondern sehen sie als Chance zur Diskussion.
Tipp: Misstraue Accounts, die ihre Glaubwürdigkeit allein über Statussymbole oder vermeintliche Erfolgszahlen aufbauen.
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5. Bildung statt Abhängigkeit – Hilfe zur Selbsthilfe
Das wichtigste Kriterium: Ein guter Finfluencer macht dich nicht abhängig – er macht dich kompetent. Er bringt dir bei, selbst zu denken, Zusammenhänge zu verstehen und eigene Entscheidungen zu treffen. Sein Ziel ist, dass du ihn irgendwann nicht mehr brauchst.
Das Gegenteil davon sind Finfluencer, die ständig neue Produkte pushen, Angst schüren („Jetzt verkaufen!“) oder exklusive Gruppen, Seminare und Kurse vermarkten, ohne echten Mehrwert zu liefern. Sie bauen ihre Marke auf deiner Unsicherheit – nicht auf deinem Fortschritt.
Tipp: Verfolge vor allem solche Kanäle, die dir Grundverständnis vermitteln, statt dir ständig Lösungen zu verkaufen.
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