Ulrike von der Groeben im Interview
Dem Ruhestand sehen viele Menschen mit gemischten Gefühlen entgegen – manche mit großer Vorfreude, andere fürchten eine große Leere ohne den Job. Wie war das bei dir?
Ulrike von der Groeben: Ich hatte einfach das Gefühl: „Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt.“ Und das, obwohl ich wirklich viele Jahre lang mit ganzem Herzen dabei war. Ich hatte auch den Eindruck, dass viele Menschen um mich herum den Ruhestand gut gemeistert haben. Und das hat mich gestärkt. Die ganz schlimmen Fälle – dieses „Loch“, von dem alle reden – habe ich in meinem Umfeld ehrlich gesagt gar nicht erlebt. Im Gegenteil: Die meisten wirkten zufrieden, sogar gelassen.
Hast du den Berufsausstieg aktiv vorbereitet?
Ich bin da nicht mit einem großen Masterplan reingegangen und habe mir vorher gar nicht so viele Gedanken gemacht – das kam alles eher schleichend. Was mir aber sehr geholfen hat, war die Möglichkeit, den Ausstieg gestaffelt zu gestalten. Ich habe erst ein Jahr verlängert – auf 50 Prozent – und dann noch ein halbes Jahr angehängt. Rückblickend war das genau richtig. Es gab keine dramatische Zäsur, sondern einen sanften Übergang.
Du hast die erste Zeit deines Lebens im Ruhestand dazu genutzt, ein Buch zu schreiben. Was war der Auslöser, über diese Lebensphase zu berichten – und was hast du beim Schreiben über dich selbst gelernt?
Der eigentliche Auslöser war gar nicht, dass ich unbedingt ein Buch schreiben musste. Es war eher mein Umfeld, das mich dazu ermutigt hat: Mein Mann, meine Kinder, Freund:innen sagten alle: „Mach das doch!“ Das Buch war für mich eine Art Reflexion – eine Einladung, mich nochmal ganz neu mit meinem Leben und diesem Übergang auseinanderzusetzen. Und ich bin sehr froh, dass ich es gemacht habe. Durch die Zusammenarbeit mit meiner Co-Autorin – die mir viele kluge Fragen gestellt hat – bin ich Themen auf den Grund gegangen, die ich sonst vielleicht verdrängt hätte. Ich habe viel über mich selbst gelernt.
In einem Teil des Buches geht es auch um Finanzen. Was waren hier die wichtigsten Learnings?
Dass das Thema viel zu häufig unterschätzt wird. Ich würde heute ganz klar sagen: Man kann nicht früh genug anfangen, sich damit auseinanderzusetzen. Mir ist das im Gespräch mit anderen – zum Beispiel einem ehemaligen Kollegen – nochmal besonders bewusst geworden. Der sagte irgendwann zu mir: „Du hast zwar viel Zeit – aber du hast eben nicht endlos viel Geld.“ Was ich wirklich jeder und jedem mitgeben würde: Rechnet frühzeitig durch, wie viel ihr braucht – und wie viel ihr tatsächlich sicher habt.
Man muss ehrlich zu sich sein: Wenn man aus Versehen 100 Jahre alt wird – was heute gar nicht mehr so unrealistisch ist –, dann muss das Geld eben auch dafür reichen.
Ulrike von der Groeben Tweet

Zum Beispiel?
Du hast auch mit einer Ruhestands-Coach gesprochen – was hat sie geraten?
Eine ihrer Fragen ist mir besonders im Kopf geblieben: „Was machst du, wenn du nichts machen musst?“ Das klingt so einfach, aber da steckt viel drin. Denn plötzlich fällt die äußere Struktur weg – und du musst sie selbst neu aufbauen. Auch das Thema „Grenzen setzen“ kam auf. Ich habe mir zum Beispiel ganz bewusst vorgenommen, keine Aufgaben mehr anzunehmen, die nur von außen an mich herangetragen werden. Ich möchte nur noch das machen, was wirklich aus mir selbst heraus entsteht. Das war ein echter Perspektivwechsel.
Ein eigenes Buch zu schreiben ist großartig – an einem gemeinsamen Werk mitwirken zu dürfen, aber genauso erfüllend!
Die finanzielle-Chefredakteurinnen Daniela Meyer und Astrid Zehbe durften ihr Finanzwissen in den neuen (Un)Ruhestandsratgeber von Ulrike von der Groeben einbringen – und freuen sich sehr über das Resultat: Ulrikes Buch ist fundiert, praxisnah und mit vielen wertvollen Impulsen für den Lebensabschnitt nach dem Berufsleben.
„Freiheit beginnt jetzt“ ist am 7. Mai 2025 bei ZS erschienen, Preis: 19,99 Euro
