Verlieren wir das Gespür für Geld?
Mit Karte oder mit dem Smartphone bezahlen, mit Freund:innen zusammenlegen per Paypal – das ist alles wahnsinnig praktisch. Kontaktlos bezahlen statt mit Scheinen und Münzen hat sich während der Pandemie noch einmal mehr durchgesetzt. Aber: Verlieren wir damit ein Stück weit den Bezug zu unserem Geld? Scheine und Münzen in der Hand zu halten, ein Gefühl für ihren Wert zu haben, weil man sie mit den Fingern spürt – das kommt kaum mehr vor und beeinflusst auch unser Money Mindset. Schafft Cash Stuffing hier Abhilfe?
Sparhack #cashstuffing – zurück zum Bargeld
In den sozialen Medien findet gerade ein Gegentrend zum elektronischen Bezahlen viel Beachtung. Zurück zum Bargeld im Alltag, um die finanziellen Möglichkeiten besser im Blick zu behalten. Cash Stuffing nennt sich die Methode.
Wie funktioniert Cash Stuffing und was soll das? Wir haben es uns angeschaut.
Cash Stuffing heißt wörtlich übersetzt so viel wie Bargeld stopfen. Es meint aber auch Kassensturz. Das trifft es ganz gut. Denn am Anfang steht eine genaue Bestandsaufnahme: Über wie viel Geld verfügst du monatlich und wofür gibst du es aus? Cash Stuffing ist eine Methode, um die Kontrolle über dein monatliches Budget zu behalten. Wie du richtig budgetierst erfährst du hier.
So machen es Cash Stuffing-Fans:
Schritt 1: Kassensturz
Dazu brauchst du ein Notizbuch oder eine Exceltabelle. Wie hoch sind deine monatlichen Einnahmen, zum Beispiel dein Gehalt? Davon ziehst du deine Fixkosten ab, die ja meist direkt von deinem Konto abgehen – also Miete, Fitnessstudio, Internet- und Telefonkosten, Zeitschriftenabo, Streamingdienst, Versicherungen etc.. Du solltest am besten auch regelmäßige Rücklagen oder Sparraten schon direkt einplanen und am Monatsanfang erledigen. Also etwa eine gewisse Summe in einen ETF-Sparplan oder deine Altersvorsorge – wie du auch schon mit kleinem Budget investieren kannst, erklären wir dir hier. Was nach Abzug aller Fixkosten von deinen Einnahmen übrig bleibt, ist dein Budget, das du monatlich zur Verfügung hast.
Schritt 2: Kategorien festlegen
Wofür gibst du dein Geld aus? Lege Kategorien fest – und zwar am besten zwei Arten von Kategorien. Einmal die Ausgaben, die zum Alltag gehören wie der Supermarkteinkauf. Dann die Ausgaben, die in den Bereich „Extra“ fallen, wie der Urlaub oder die Erfüllung eines Wunsches.
Muss-Kategorien: Darunter fallen zum Beispiel Ausgaben für Lebensmittel, Drogerieartikel, Kleidung, Schuhe, Friseur, Katzenfutter… Füge auch eine Kategorie für kleinere Notfälle hinzu. (Einen Notgroschen für ernstere Probleme wie Jobverlust oder die kaputte Waschmaschine
solltest du allerdings auf einem Konto haben.) Diesen Muss-Kategorien weist du möglichst realistische Beträge zu.
Anspar-Kategorien: Das Geld, das dir nach Abzug der Fixkosten wie Miete und der Muss-Kategorien noch bleibt, kannst du auf weitere Kategorien verteilen. Zum Beispiel: Urlaub, Tickets für Konzerte, Theater, Festivals, Restaurant, Café, Bar, Geschenke und besondere Anschaffungen.
Für jede Kategorie benötigst du einen Umschlag, den du entsprechend beschriftest. Für die Cash-Stuffing-Methode werden häufig spezielle Ringbücher mit beschrifteten Klarsichthüllen für jede Kategorie verwendet.
Schritt 3: Geld stopfen
Du hebst dein monatliches Budget vom Konto ab. Jetzt folgt das eigentliche Bargeld stopfen: Du verteilst die Scheine entsprechend deiner Budgetplanung auf deine Kategorien, also auf die entsprechenden Umschläge oder Klarsichtfächer. Dann darfst du den ganzen Monat über nur noch Geld aus dem Umschlag derjenigen Kategorie verwenden, der die Ausgabe zugeordnet ist.
Schritt 4: Bilanz am Ende
Am Monatsende folgt wieder ein Kassensturz. Was hat funktioniert, wo musste ich mich einschränken? Du entscheidest, was du mit dem Geld machst, das du nicht ausgegeben hast. Wanderst das in deine Rücklage zurück aufs Konto? Oder wird der Urlaubsumschlag aufgestockt? Oder möchtest du anfangen ETFs zu kaufen? Überprüfe immer wieder, ob das Budget auch wirklich zu dir passt. Wenn zum Beispiel regelmäßig das Geld im Umschlag für Lebensmittel knapp wird, musst du prüfen, ob es Möglichkeiten gibt, günstiger einzukaufen oder ob du womöglich einfach zu schmal kalkuliert hast. Benötigst du mehr Geld in dieser Kategorie, musst du möglicherweise in einer anderen Kategorie kürzer treten. Es kann einige Zeit dauern, bis sich das einpendelt und dein Budget realistisch ist. Am besten ist, über mindestens einen Monat ein Haushaltsbuch zu führen, bevor du mit der Cash-Stuffing-Methode beginnst.
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Mehr Ausgabenkontrolle
Was du davon hast? Mehr Übersicht über deine Finanzen. Ein Gefühl für dein Geld, denn du hältst es in der Hand – bevor du es ausgibst oder
wenn es am Monatsende noch da ist. Du kannst deine Ersparnisse am Monatsende mit Händen greifen und entscheiden, wohin sie wandern. Für welche Kategorie entscheidest du dich? Sollen sie deine Ersparnisse anfüttern oder im nächsten Monat dabei helfen, eine größere Ausgabe zu stemmen oder einen Wunsch zu erfüllen? Oft fällt es uns leichter, diese Entscheidungen zu treffen, wenn wir das Geld in den Händen halten und nicht nur Zahlenkolonnen auf dem Bildschirm sehen, wenn wir online auf unser Konto schauen. Für die extra Portion Motivation mach bei unserer Challenge ‚Finanzen angehen‚ mit.
Der Schuldenfalle ausweichen
Wenn alle Ausgaben Transaktionen auf dem Girokonto sind, ist das für viele Menschen unübersichtlich und unkonkret. Sie haben dann
Schwierigkeiten, sich bei ihren Ausgaben zu disziplinieren und teuren, vielleicht unnötigen Spontankäufen zu widerstehen. Kreditkarten können in die Schuldenfalle führen. Mit Bargeld fühlt sich das anders an. Menschen, die dazu neigen, mehr Geld auszugeben, als sie haben – etwa über ihre Kreditkarte – fahren mit der Cash-Stuffing-Methode besser. Denn wenn in einem Umschlag Ebbe ist, wird ganz deutlich: Es kann auch nichts mehr ausgegeben werden.
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Nur Bares ist Wahres?
Das ist so gesehen ein Vorteil von Bargeld. Cash hat aber auch Nachteile. Wenn du zum Monatsanfang eine größere Summe von der Bank holst, musst du das Geld natürlich sicher verwahren. Im Alltag musst du dir angewöhnen, möglichst den richtigen Umschlag dabei zu haben. Und bar zu bezahlen kann an manchen Orten schwierig werden.
Lösung für Online-Einkäufe
Für Online-Shopping empfehlen Cash-Stuffing-Fans diese Lösung: Das Bargeld für den online beglichenen Betrag aus dem entsprechenden Umschlag – zum Beispiel Kleidung – nehmen und in einen Online-Shopping-Umschlag stecken. Die Summe darin wandert dann am Monatsende wieder aufs Konto bzw. wird mit der nächsten Bargeld-Abhebung verrechnet. Das setzt voraus, dass du auf deinem Konto immer einen Puffer hast, um Abbuchungen für Online-Einkäufe zu decken. Hast du Minus auf dem Konto? So wirst du es endlich los! Außerdem: Die effektivsten Spar-Challenges: Mit diesen Methoden kannst du als Millionärin in Rente gehen!