Frauen in Europa legen ihr Geld anders an
Dass das Verhältnis von Frauen und Finanzen ein getrübtes ist, wissen wir – und arbeiten täglich daran, dass sich das ändert. Spannend sind aber die Entwicklungen der letzten Jahre, denn schließlich sollte man davon ausgehen, dass sich das Bewusstsein für die finanzielle Benachteiligung von Frauen durch die jährlichen Untersuchungen zum Gender Pay Gap, der Rentenlücke und dem Gender Pension Gap geschärft hätte. Und auch wenn wir dank Ereignisse wie dem Equal Pay Day und dem Internationalen Weltfrauentag darauf gestoßen werden, uns am besten sofort um unsere finanzielle Vorsorge zu kümmern, passiert nach dem guten Vorsatz häufig nichts. Aber warum eigentlich? Ob es Frauen in ganz Europa ähnlich geht – oder uns doch die German Angst fesselt, hat nun eine neue Studie des Zahlungsanbieters Klarna untersucht.
Frauen in Deutschland agieren zu passiv in Finanzen
Über die Hälfte (63 Prozent) der befragten deutschen Frauen interessieren sich für ihre Finanzen, aber nur 13 Prozent sprechen regelmäßig darüber. Mit ihrem Interesse zu Finanzthemen liegen deutsche Frauen im europäischen Vergleich aber immerhin im Mittelfeld.
Besonders ausgeprägt ist das Interesse in Griechenland (87 Prozent), Finnland (77 Prozent) und Polen (77 Prozent).
In Schweden (57 Prozent) und Frankreich (55 Prozent) ist das Interesse der Frauen an Finanzthemen dagegen vergleichsweise gering.
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Warum ist das Interesse für Finanzen so unterschiedlich ausgeprägt?
Offenbar hängt das mit verschiedenen Faktoren zusammen: das Bruttoinlandsprodukt (BIP), das Sozialsystem und die allgemeine wirtschaftliche Stabilität des Landes scheinen Einfluss zu nehmen. Sicherlich aber auch die gesellschaftliche Situation von Frauen. Das Money Mindset und Selbstbewusstsein im Umgang mit Geld, das im Vergleich zu Männern niedrigere Gehalt, der Faktor unbezahlte Care Arbeit und seine Auswirkungen auf die mentale Gesundheit, die Arbeitssituation von Müttern, die mangelnde Flexibilität in der Kinderbetreuung, die größtenteils immer noch Frauen betrifft. Natürlich sind das individuelle Einflüsse, aber staatliche Regelungen und gesellschaftliche Stimmungen schaffen die Grundlage, damit Frauen finanziell unabhängig werden können.
Warum sprechen Frauen in Deutschland ungern über Geld?
Deutsche Frauen scheuen sich laut Studie, offen über Geld zu sprechen. Nur vier Prozent tauschen sich täglich mit Freund:innen und Familie über finanzielle Angelegenheiten aus, während neun Prozent es immerhin mehrmals pro Woche tun. Liegt der Grund in anerzogenen Bescheidenheit der Gen X und Boomer, die Glaubenssätze wie „über Geld spricht man nicht“ vermittelt bekamen? Auch die Französinnen (12 Prozent) und Norwegerinnen (14 Prozent) sprechen selten über Geld. Anders die Griechinnen: 32 Prozent tauschen sich mehrmals pro Woche zu Finanzthemen aus, Schwedinnen sogar noch häufiger.
Wie investieren Frauen?
Überraschung: Mehr als die Hälfte der deutschen Frauen (53 Prozent) bevorzugen sichere Sparformen. Sie legen ihr Geld auf einem Sparkonto an. 24 Prozent investieren zusätzlich in Fonds, Aktien oder Immobilien. Eine Vorliebe für konservative Sparmethoden scheint in der Finanzkultur Deutschlands zu liegen. Schwedinnen (37 Prozent) und Norwegerinnen (34 Prozent) sind weniger gehemmt: Mehr als ein Drittel investiert in verschiedene Anlageformen. Die Griechinnen (zehn Prozent) sind ausnahmsweise Schlusslicht, Polen (13 Prozent) und Frankreich (12 Prozent) hinken ebenfalls hinterher, was die Lust am Investieren betrifft.
Im Finanzmanagement liegen deutsche Frauen auf Platz 9 der 13 untersuchten Länder.
Klarna Studie Tweet
Wofür sparen deutsche Frauen?
- Der Großteil (46 Prozent) spart für unvorhergesehene Ausgaben – ihnen ist also wichtig, dass Geld kurzfristig verfügbar ist. Offenbar ein Grund, warum eine langfristigere Geldanlage nicht so beliebt zu sein scheint.
- 46 Prozent sparen ihr Geld für den Urlaub.
- 31 Prozent sparen für ihre Altersvorsorge.
Die Top 3 der bevorzugten Anlageformen deutscher Frauen sind Investmentfonds oder ETF’s (64 Prozent), Aktien (45 Prozent) und Rohstoffe (23 Prozent).
Generationswandel Money Talk
Es ändert sich was: Die Bereitschaft, sich über Finanzthemen zu informieren und über Geld zu sprechen, ist ein Generationsthema. Das beweisen auch Zahlen, die eine weitere Studie von Klarna herausgefiltert hat. Abhängig vom Alter verändert sich auch das Informationsverhalten stark: 23 Prozent der Deutschen geben an, ihr Wissen über Social Media, wie Facebook, Instagram oder TikTok zu beziehen. Im Alter von 18-42 Jahren sind das sogar 68 Prozent. 21 Prozent eignen sich ihr Wissen über Finanzen durch das Lesen von Büchern oder Magazinen über Finanzverwaltung an, 14 Prozent lesen Artikel von Online-Magazinen und 8 Prozent vertrauen der Recherche von Journalist:innen.
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