Rentenlücke – was ist das eigentlich?
Frauen haben im Laufe ihres Arbeitslebens oft nicht nur weniger verdient, sondern durch Care Arbeit auch reduziert gearbeitet. Ihre Rentenlücke ist oft besonders groß, vor allem im Verhältnis zu Männern. Als Rentenlücke wird die Differenz zwischen dem letzten Gehalt im Job und dem Geld, das man als gesetzliche Rente bezieht, bezeichnet. Diese Lücke gilt es – zumindest einigermaßen – auszugleichen. Idealerweise hast du nach Renteneintritt noch mindestens 80 Prozent der Einnahmen, die du bereits während des Erwerbslebens hattest. Da dies durch die gesetzliche Rente im Grunde nicht zu schaffen ist, solltest du privat vorsorgen – um so früher, desto besser. Mindern lässt sich die Rentenlücke zum Beispiel durch betriebliche und private Renten sowie individuelle weitere Einnahmen, etwa Einkünfte durch Vermietung oder Kapitalerträge. Wie viel weniger Frauen im Gegensatz zu Männern in die Altersvorsorge einzahlen – also auch ausgezahlt bekommen – zeigt der Gender Pension Gap eindrucksvoll.
Wie ermittle ich die Höhe meiner Rentenlücke?
Zugegeben, 20, 30 oder 40 Jahre in die Zukunft zu schauen, ist unmöglich. Dennoch kannst du dich schon beizeiten darum bemühen, zumindest grob deine finanzielle Lage im Alter abzuschätzen. Zunächst solltest du abschätzen, welche Einkünfte du nach Renteneintritt ungefähr zu erwarten hast. Diese können im Grunde aus drei Quellen stammen: der gesetzlichen Rentenversicherung, der betrieblichen Altersvorsorge sowie privater Vorsorge.
- Gesetzliche Rente: Bei den meisten Angestellten aber auch bei manchen Selbstständigen ist es in der Regel die gesetzliche Rente, welche die Basis der Absicherung im Alter bildet. Einmal im Jahr verschickt die Deutsche Rentenversicherung einen Rentenbescheid, aus dem die Anzahl der erworbenen Rentenpunkte sowie die daraus zu erwartende künftige Rentenzahlung hervorgehen. Wie du diesen Rentenbescheid lesen und verstehen kannst, erklären wir dir hier genauer. Es handelt sich allerdings um Prognosen. Für eine erste Orientierung in Sachen Alterseinkünfte ist die Auskunft jedoch gut geeignet. Neu seit dem 30. Juni 2023: die digitale Rentenübersicht. Voraussetzung für die Anmeldung und Nutzung des Portals der Deutschen Rentenversicherung ist ein elektronischer Personalausweis. Außerdem muss die steuerliche Identifikationsnummer eingegeben werden. Super praktisch: Zukünftig wird hier eine Übersicht über alle persönlichen Altersvorsorgeansprüche aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Alterssicherung online abrufbar sein. Aktuell stehen noch nicht alle Daten zur Verfügung.
- Betriebliche Altersvorsorge (bAV): Seit 2002 haben alle in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversicherten Arbeitnehmer einen Anspruch auf betriebliche Altersversorgung durch Entgeltumwandlung. Teile des Gehalts oder Sonderzahlungen können in Beiträge zu einer bAV umgewandelt werden, um sich eine Zusatzrente aufzubauen. Seit 2019 müssen Arbeitgeber sogar 15 Prozent zur bAV zuschießen. Auch hier gilt: Welche individuellen Ansprüche du im Alter hast, musst du bei deinem Arbeitgeber erfragen. Solltest du den Arbeitgeber wechseln und die Altersvorsorge nicht mehr fortsetzen, vermindern sich die Ansprüche entsprechend. Auch hast du vielleicht bereits bAV-Veträge, die womöglich pausiert sind, aus denen sich aber ebenfalls Ansprüche ergeben – auch diese solltest du bei der Berechnung deiner Alterseinkünfte berücksichtigen. Wie Altersvorsorge von der Firma konkret funktioniert und was sie bringt, erklären wir dir hier noch einmal.
- Private Policen: Viele Menschen schließen zusätzlich zur gesetzlichen und betrieblichen Rentenversicherung private Rentenversicherungen ab. Für Selbstständige und Freiberufler*innen sind sie sogar der wichtigste Baustein ihrer Altersvorsorge. Auch die staatlich geförderten Riester-¬ und Rürup-Verträge zählen zur privaten Altersvorsorge. Hier ist es wichtig, einmal alle Verträge, die du bislang dahingehend abgeschlossen hast, zu prüfen, in welcher Höhe sich daraus Einkünfte fürs Alter ergeben.
- Weitere private Einkünfte: Neben dem Überblick über vorhandene Rentenpolicen solltest du erfassen, mit welchen zusätzlichen Einkünften du nach deinem Renteneintritt rechnen kannst. Besitzt du zum Beispiel Immobilien, kannst du mögliche Mieteinnahmen zur Bestreitung deines Lebensunterhalts nutzen. Ähnliches gilt für Erspartes: Gut investiert, erwirtschaftet das Vermögen Kapitalertrage, die ebenfalls zum Leben verwendet werden können. Auch erwartete Auszahlungen von Lebensversicherungen oder Sparbeträge aus vermögenswirksamen Leistungen sind hier zu berücksichtigen, da das Kapital, sofern es nicht ausgegeben, sondern investiert wird, der Altersvorsorge dienen kann. Die Rendite, die man zugrunde legen kann, beträgt zwischen einem Prozent (Festgeld) und drei Prozent (dividendenstarke Aktien).
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Sozialabgaben und Steuern berücksichtigen
Um den Fehlbetrag im Alter möglichst exakt zu bestimmen, müssen auch Steuern und Sozialabgaben berücksichtigt werden. Denn diese fallen in der Regel auch im Rentenalter an. Die Höhe der Abgaben hängt vom persönlichen Steuersatz, dem Renteneintritt sowie der Zusammensetzung der Einkünfte im Alter ab und ist daher nur schwer vorhersehbar. Wenn du pauschal einen Abgabenanteil von 30 Prozent ansetzt, ist das durchaus realistisch. Addiere also deine zu erwartenden Einkünfte aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Rente sowie aus weiteren privaten Einkünften und multipliziere das Ergebnis mit 0,7. Das Ergebnis ist der Wert, der dir im Alter nach aktuellem Stand jeden Monat zur Verfügung steht. Deine Rentenlücke ergibt sich nun aus der Differenz dieses errechneten Wertes und dem, was dir aktuell jeden Monat an Geld zur Verfügung steht. Immer wieder errechnen Frauen Rentenlücken von 500 Euro oder mehr – vielleicht ja auch du. Wichtig ist, dass du dich davon nicht entmutigen lässt, sondern es als das siehst, was es ist: Eine Herausforderung, für die es Lösungen gibt.
Was du tun kannst, wenn du eine Rentenlücke entdeckst
1) Du musst diese Rentenlücke nicht vollständig ausgleichen. Wenn du mit deinen Alterseinkünften 80 Prozent deines aktuellen Einkommensniveaus erreichst, ist das gut! Denn es fallen dann auch einige Ausgaben weg, zum Beispiel alle Kosten, die mit der Arbeit zusammenhängen (Pendeln, ggf. Kleidung, ggf. Versicherungen etc), auch Rücklagen für das Alter müssen dann ja nicht mehr gebildet werden.
2) Du kannst jetzt beginnen, nach Wegen zu suchen, diese Lücke auszugleichen. Am einfachsten ist es, regelmäßig Geld zu sparen (hier haben wir 4 clevere Sparhacks für den Vermögensaufbau), zu investieren und so Vermögen aufzubauen, das im Alter Erträge generiert. Wer zum Beispiel eine Rentenlücke von monatlich 300 Euro ausgleichen will, bräuchte dafür ca. 120.000 Euro, die zu drei Prozent angelegt sind und das Kapital erhalten bleiben soll. Wird es nach und nach aufgezehrt und soll 25 Jahre reichen, braucht man sogar nur knapp 64.000 Euro. Wer beispielsweise noch 30 Jahre bis Rentenbeginn Zeit hat, kann sich dieses Geld mit monatlichen Raten von knapp 150 bzw. knapp 80 Euro zusammensparen – vorausgesetzt, das Geld wird zu einer unterstellten Rendite von fünf Prozent investiert.