Buy the Dip: Vor- und Nachteile der Börsenstrategie
Nataliya Vaitkevich

Buy the Dip: Vor- und Nachteile der Börsenstrategie

Bei Kursrücksetzern reiben sich Börsen-Profis die Hände: 'Buy the Dip' heißt ihre Strategie. Aber geht die aktuell auch auf?

Im Moment ist der Blick ins Depot nicht unbedingt ein Gute-Laune-Kick. Die Politik hat ein Börsenbeben ausgelöst, die Aktienkurse sind seit Wochen volatil, besonders US-Aktien schwächeln dank der Zoll-Politik Trumps. Der Sinkflug ist schwer auszuhalten, wenn das Ersparte im Depot doch eigentlich wachsen soll. Doch von Finanzexpert:innen hört man aktuell immer wieder die alte Börsenweisheit ‚Buy the Dip‘. Doch was bedeutet die eigentlich, ist sie universell einsetzbar und 2025 tatsächlich so eine gute Idee? 

'Buy the Dip' - historisch gesehen

Die Strategie ‚Buy the Dip‘ (übersetzt ‚Kaufe den Rücksetzer‘) hat ihre Wurzeln in der Value-Investing-Philosophie, die maßgeblich von Benjamin Graham und später von Warren Buffett geprägt wurde. Obwohl der exakte Ursprung des Begriffs nicht genau datiert werden kann, gewann er besonders nach der Finanzkrise 2008/2009 an Popularität und wurde durch soziale Medien und Finanz-Communities zu einem geflügelten Wort.

Die grundlegende Idee stammt aus dem Konzept, dass Märkte kurzfristig ineffizient, aber langfristig effizient sind – eine Erkenntnis, die bereits in Grahams Buch „The Intelligent Investor“ (1949) angelegt war. Der moderne ‚Buy the Dip‘-Ansatz wurde besonders durch die anhaltende positive Phase nach der Finanzkrise verstärkt, als sich Märkte von jedem Rücksetzer erholten.

Konkret erinnern wir uns an die Aktien von Apple und Amazon in der Finanzkrise von 2008, die damals im September mit der Insolvenz der einstigen Investmentbank Lehman Brothers verheerende Ausmaße erreichte, und dennoch zeigt: Nach jedem Tief folgt auch wieder eine (langfristige) Erholung. 

  • Im Januar 2009 fiel die Apple-Aktie auf etwa 12 Dollar. Wer zu diesem Zeitpunkt kaufte, konnte bis Oktober 2024 einen Anstieg von über 3.000% verzeichnen.
  • Die Amazon-Aktie fiel im November 2008 auf etwa 48 Dollar. Ein Investment zu diesem Zeitpunkt hätte bis heute mehr als 3.500% Rendite gebracht.

Im Covid-19-Crash gab es ebenfalls krasse Einbußen, von denen sich die Kurse aber auch wieder erholten.

  • Die Aktie Microsoft fiel von 190 auf 135 Dollar, um sich innerhalb eines Jahres zu erholen und auf über 330 Dollar zu steigen.
  • Disney stürzte von 140 auf 85 Dollar, erholte sich später auf über 190 Dollar.
  • Nvidia fiel von ca. 60 Dollar auf unter 40, um anschließend einen der spektakulärsten Anstiege der Börsengeschichte hinzulegen – mit Kursen über 120 Dollar nach dem Aktiensplit 2023.

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Vor- und Nachteile von 'Buy the Dip'

Vorteile

Günstige Einstiegsmöglichkeiten: Kursrückgänge bieten die Chance, Aktien zu niedrigeren Preisen zu kaufen, was langfristig deine Gesamtrendite verbessern kann.

Langfristige Wertsteigerung: Historisch gesehen erholen sich Märkte nach Korrekturen wieder und erreichen neue Höchststände, was diese Strategie langfristig attraktiv macht.

Emotionale Disziplin: Die Strategie schafft einen strukturierten Ansatz beim Investieren und hilft dir, besonnen zu handeln, wenn andere panisch verkaufen.

Nachteile

Timing-Probleme: Es ist schwierig, den Tiefpunkt eines Rückgangs genau zu identifizieren – das gelingt selbst den cleversten Finanzstrateg:innen nicht. Was wie ein „Dip“ aussieht, kann der Beginn eines längeren Abschwungs sein.

Kapitalrisiko: Bei anhaltenden Kursrutschen kann dein Kapital gebunden werden, das möglicherweise lange braucht, um sich zu erholen.

Falsche Sicherheit: Die Strategie kann dir ein falsches Gefühl von Sicherheit vermitteln, da nicht jeder Kursrückgang eine Kaufgelegenheit darstellt. Eine genaue Aktienanalyse ist unbedingt erforderlich!

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Worauf soll ich beim Aktienkauf achten?

Die Vergangenheit hat gezeigt, wann ‚Buy the Dip‘ die besten Ergebnisse bringt. Wichtig ist natürlich, die Aktie, die dich interessiert, vor dem Kauf genau unter die Lupe zu nehmen. War sie vielleicht vor dem Dip überbewertet und findet jetzt eine gesunde Kurskorrektur statt? Wie stabil ist das Unternehmen, welche Zukunftsperspektiven hat es? 

Besonders Unternehmen mit soliden Bilanzen, starken Cashflows und Wettbewerbsvorteilen können jetzt interessant sein.

Auch wenn US-Tech-Aktien und die Magnificent 7 gerade ein Tief erleben, stehen wir am Anfang des KI-Zeitalters. Es dürfte also zu erwarten sein, dass sich in diesem Bereich langfristig eine Erholung ergibt. 

Bitte denk dran: Nicht jeder Dip führt zu einer Erholung, nicht jede Aktie kämpft sich wieder nach oben. Die Kursstände werden von so vielen Faktoren beeinflusst, dass niemand wirklich weiß, was passieren wird. Auch wenn sich die Märkte wieder positiv entwickeln, kann das dauern. Du solltest also kein Geld einsetzen, das du kurzfristig brauchst. 

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