Stephanie Dettmann ist Mitbegründerin des Naturkosmetik-Labels UND GRETEL, das sie 2015 zusammen mit ihrer Businesspartnerin Christina Roth gelaunched hat. Sie war zuvor langjährig in der Werbebranche tätig und betreute dort internationale Marken. Stephanie war begeistert von der Idee, natürliche Kosmetikprodukte zu entwickeln, die sowohl umweltfreundlich als auch in Bezug auf Performance und Design den Standards herkömmlicher Kosmetik entsprechen. UND GRETEL hat sich als Vorreiter für zertifizierte Naturprodukte etabliert und setzt auf hautverträgliche und qualitativ hochwertige Kosmetik.
finanzielle: Du hast 2015 das Naturkosmetik-Label UND GRETEL gelaunched. Welcher Impuls hat dich dazu bewogen?
Stephanie Dettmann: Ich kam gerade aus Japan zurück, wo ich meinen Mann auf seiner Tour begleitet hatte. Im Gepäck hatte ich eine Business-Idee (Spoiler: Das war nicht UND GRETEL), die mir zeigte, dass ich offen für einen neuen Lebensabschnitt war. Bis dato hatte ich über 13 Jahre voller Leidenschaft in namhaften Werbeagenturen tolle, große, internationale Marken betreut und Werbung gelebt und geliebt.
Doch dann kam alles anders. An einem Sonntagmittag erzählte mir meine Nachbarin Christina von Balkon zu Balkon von der Idee hinter UND GRETEL. Meine erste Reaktion darauf: “Das muss es doch schon geben!” Gab es aber zu diesem Zeitpunkt nicht, sondern lediglich Make-up Produkte, die zwar natürlich waren, jedoch in Sachen Performance, Packaging und Design keinesfalls an die Standards von herkömmlicher Kosmetik anknüpfen konnten. Ich war begeistert und hatte sofort das Gefühl, dass, wenn die Idee mich schon so begeisterte, das Thema für viele andere Menschen ebenso eine hohe Relevanz haben muss.
Aus diesem Grund habe ich sie ermutigt, die Idee unbedingt zu realisieren und als sie mich drei Monate später fragte, ob ich mir nicht vorstellen könnte, mit ihr gemeinsam zu gründen, brauchte ich nicht lange zu überlegen und habe “ja” gesagt. Bis heute habe ich meine andere Business-Idee allerdings nicht vergessen. Wer weiß, vielleicht gründe ich ja nach UND GRETEL einfach noch einmal. 😉
Ein Naturkosmetik-Label ist nicht nur eine unternehmerische Herausforderung, sondern auch eine finanzielle. Wie seid ihr hier vorgegangen, hattet ihr z.B. Investoren oder habt ihr eigenes Kapital eingebracht
In den insgesamt sechs Jahren, in denen wir den Launch vorbereitet haben, haben wir die Kosten selbst getragen. Die größte und wertvollste Unterstützung kam hier durch meinen Mann und meine Eltern. Neben meiner Familie ist dann über einen Freund, im Rahmen der ersten Finanzierungsrunde, ein Pool an Business Angels eingestiegen – im ersten Schritt wurde das Unternehmen also über Familie und Freunde finanziert, kurze Zeit später kam noch die Berliner Volksbank als Partnerin dazu.
Beauty-Unternehmen und Produkte gibt es unzählige. Was ist das Besondere an UND GRETEL (dem Unternehmen und den Produkten)?
Seit wir UND GRETEL 2015 lanciert haben, hinterfragen wir ständig den Status Quo der dekorativen Kosmetik. Unser Ziel war es immer, zukunftsweisende Naturkosmetik zu entwickeln, die hautverträglich und maximal zertifiziert ist, sehr gut performt und Spaß macht. Als Vorreiter des Wandels haben wir die Kosmetikwelt mit 100 Prozent zertifizierten Naturprodukten auf ein neues Level gehoben – unabhängig von Alter, Herkunft oder Geschlecht. Unser Credo lautet dabei immer, dass Nachhaltigkeit nicht zu Lasten der Performance gehen muss.
Was sind deine Top 3 Tipps für junge Gründerinnen, die in der Beauty-Branche mitmischen möchten?
Kommt ins Doing! Natürlich sollte eure Idee ausgereift sein und ihr braucht einen soliden Businessplan, bevor ihr euch an die Umsetzung macht, ABER: Sterbt nicht in Schönheit und seid mutig. So viele gute Ideen verstauben in der Schublade oder erblicken nie das Licht der Welt, weil uns Angst, Selbstzweifel oder Perfektionismus im Weg stehen. Deswegen glaube ich, dass wir irgendwann einfach den Sprung ins kalte Wasser wagen müssen – um unsere Strategie und Produkte on the Go immer wieder zu hinterfragen und noch besser zu machen.
Geht ins Sparring! Tauscht euch mit anderen aus: Das können andere Gründer:innen sein, aber auch Familie, Freund:innen oder eure Friseurin. Unterschiedliche Perspektiven können helfen, aus der eigenen Komfortzone herauszutreten oder Aspekte zu beleuchten, an die ihr vorher vielleicht nicht gedacht hättet. Außerdem könnt ihr von den Erfahrungen (und Failures!) der anderen profitieren.
Glaubt an Euch! Machen wir uns nichts vor: Es wird immer Zeiten geben, in denen ihr eure Idee, eure Produkte und den Weg, den ihr eingeschlagen habt, hinterfragt. Es wird Rückschläge geben, Kritik und Zweifel. Es wird Feedbacks geben, die eure Welt ins Wanken bringen und eure Motivation niederschmettern. Das Business kann – gerade für GründerINNEN – tough sein. Ich halte es für wahnsinnig wichtig, sich dessen bewusst zu sein. Denn auch, wenn das nicht unbedingt Themen sind, über die öffentlich gesprochen wird (auch, weil die Gesellschaft noch nicht so weit ist), geht es uns allen so – ob fünf Wochen, Monate oder Jahre nach der Gründung. Wichtig ist dann, einmal inne zu halten, tief durchzuatmen, aufzustehen und weiterzumachen.
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Wann hast du begonnen, dich mit dem Thema „persönliche Finanzen“ und finanzielle Vorsorge auseinanderzusetzen und gab es dafür einen bestimmten Auslöser?
Ehrlich gesagt habe ich mich mit dem Thema “persönliche Finanzen” erst recht spät auseinandergesetzt. Auslöser war unser erster Wohnungskauf. Davor habe ich zwar gutes Geld verdient, aber eher nach dem Motto gelebt “Geld muss arbeiten” oder, um es in den Worten von Karl Lagerfeld zu sagen: „Man muss das Geld zum Fenster rauswerfen, damit es zur Tür wieder reinkommt.” 😉 Und darauf warte ich noch heute.
Wie sorgst du für deine Zukunft vor – finanziell, aber auch unternehmerisch, gesundheitlich?
Ich habe recht früh damit begonnen, mich “klassisch” abzusichern. So besitze ich beispielsweise Berufsunfähigkeits- sowie diverse Lebens- und Rentenversicherungen.
Gibt es Finanzanlagemöglichkeiten, an die du dich noch nicht getraut hast? Wenn ja, welche und warum hast du dich nicht getraut?
Ich besitze eine hohe Risikobereitschaft und hatte deshalb das ein oder andere Mal auch mit NFTs geliebäugelt, ebenso finde ich den Handel mit Aktien reizvoll. Da beides jedoch ehrlicherweise eine gewisse Portion an Spielgeld voraussetzt, habe ich das, was ich gespart hatte, stattdessen in mein eigenes Unternehmen gesteckt.
Deine verrückteste Investition oder etwas, wofür du mal richtig viel Geld ausgegeben hast?
Das war definitiv UND GRETEL. Und ich würde es immer wieder tun!
Dein risikoreichstes (oder alternativ auch bestes) Investment?
Mein risikoreichstes, aber auch das Investment, was mir am sinnvollsten erschien, war und ist noch immer UND GRETEL. Voller Stolz kann ich jedoch zum jetzigen Zeitpunkt verraten, dass ich gerade mein erstes Invest in ein externes Unternehmen getätigt habe.
Die Bedeutung von Geld für dich und dein Leben?
Geld allein macht nicht glücklich, aber das Leben um einiges entspannter.
Dein UND GRETEL Lieblingsprodukt?
LUK in Bronze – den trage ich wirklich jeden Tag.