Preisdumping an der Börse
Gerade für Einsteiger:innen klingt es traumhaft: Eine Aktie für wenig Geld kaufen, die dann durch die Decke geht, und so in kurzer Zeit mühelos ein kleines Vermögen verdienen. Dass Börse leider immer wieder anders funktioniert, zeigen uns dir jüngsten Kursstürze. Doch alle Anzeichen deuten auf eine Erholung – die historisch gesehen über kurz oder lang ohnehin wahrscheinlich ist. Wer jetzt einsteigen will, fragt sich: In welche Aktien lohnt es sich zu investieren, wenn das Budget begrenzt ist? Sind Schnäppchen-Aktien, die weniger als 5 Euro kosten, der Mega-Deal? Aktuell sind das sogar mehr als sonst, da durch das Beben an der Börse Anfang August die Preise gesunken sind.
Vorsicht, Pennystocks!
Auf dem Finanzmarkt bezeichnet man Billig-Aktien unter einem Euro, die über Broker gehandelt werden, übrigens als Pennystocks. Der Begriff „Penny“ kommt aus dem Englischen und steht für eine Münzeinheit, das Wort „Stocks“ benutzt der amerikanische Sprachraum unter anderem für Aktien. Erst einmal klingen diese Aktien attraktiv, weil sie hohe Kurssteigerungen bieten. Denn um eine Rendite von 200 Prozent zu erzielen, muss ein Pennystock beispielweise „nur“ von 20 Cent auf 60 Cent ansteigen, während eine andere Aktie von 50 auf 150 Euro klettern muss. Doch Vorsicht: Pennystocks gehören meist zu Firmen, die in finanziellen Schwierigkeiten stecken und denen die Insolvenz droht. Es kann sich aber auch um junge Unternehmen handeln, die noch keine ausreichende Marktkapitalisierung aufweisen können. Pennystocks gehören zur hochspekulativen Risikoklasse, uns sind durch mangelnde Transparenz kaum einschätzbar. Sie werden von Brokern entweder im Freiverkehr (Open Market) oder im Direkthandel (Over the Counter, kurz OTC) getradet.
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Vor- und Nachteile der Aktien unter 5 Euro
Die Hoffnung, das nächste Unicorn zu entdecken, reizt. Vielleicht ist die Entwicklung der Schnäppchen-Aktie tatsächlich so positiv, dass sich ein guter Gewinn ergibt. Zahlreiche Was-wäre-wenn-Modelle von der Börse klingen verlockend: Wer 2014 1.000 Dollar in Nvidia-Aktien gesteckt hätte, besäße heute rund 148.000 Dollar – die Wertsteigerung läge bei ungefähr 22.300 Prozent. Oder denken wir an Apple: Am 12. Dezember 1980 folgte der Börsengang des heutigen Giganten, zu einem Preis von 22 Dollar pro Aktie. Aktuell liegt ihr Wert bei etwa 200 Euro (etwa 220 US-Dollar). Wer wünscht sich da nicht, frühzeitig eingestiegen zu sein?
Wie jeder Aktienkauf birgt natürlich auch eine Aktie unter 5 Euro ihre Risiken. Häufig handelt es sich um Beteiligungen an Start-ups. Es besteht also immer die Gefahr, dass das Unternehmen scheitert. Aber auch größere Firmen schaffen nach einem Kursabfall nicht immer den Turnaround.
Viele kleine Aktienpakete ermöglichen natürlich auch eine Portfolio-Diversifikation. Die Chance, dass sich eines (oder mehrere) der Unternehmen gut entwickelt und die Aktien steigen, ist gegeben.
Tipp: Wer die Idee eines Start-ups vielversprechend findet, kann alternativ auch über Crowdfunding in eine junge Firma investieren.
Darauf sollte man beim Aktienkauf achten
Damit sich eine Geldanlage in Aktien zu Minipreisen wirklich lohnt, sollte man beim Kauf auf Folgendes achten:
- Keine Depotgebühren (viele Banken und Broker werben ohnehin damit)
- Geringe Transaktionskosten pro Aktienkauf (Neo-Broker wie Trade Republic, Scalable Capital oder Smartbroker versprechen sogar gebührenfreie Investitionen. Tipp: Stiftung Warentest hat Neobroker bewertet und die bekanntesten verglichen.)
- Um welches Unternehmen handelt es sich? Eine sorgfältige Aktienanalyse ist vor dem Kauf unbedingt nötig. Hier haben wir Tipps zum Thema: Wie finde ich die richtige Aktie?
- Die Nachrichtenlage checken: Was passiert gerade im Unternehmen? Steht die Branche vor Herausforderungen? Wird die Führungsspitze vielleicht ausgetauscht (bei einigen Firmen reicht schon diese News, um den Aktien einen Kick zu geben)?
- Unbedingt auf die Dividende achten: Einige günstige Aktien bieten tatsächlich hohe Ausschüttungen (in der Vergangenheit waren das z.B. Barclays oder die Deutsche Bank). Hier erklären wir das Phänomen der Dividendenaristokraten genauer.
Welche Aktien sind günstig?
Auch bekannte Unternehmen wie Nokia (aktueller Kurswert etwa 3,60 Euro), Deutsche Post (aktueller Kurswert etwa 36,50 Euro), Toyota (aktueller Kurswert etwa 16,20 Euro) oder Intel (aktueller Kurswert etwa 18,60 Euro) bieten günstige Einstiegsmöglichkeiten. Die niedrigen Preise hängen allerdings auch mit einer stark rückläufigen Performance zusammen. Ob die sich kurzfristig so schnell erholt, ist fraglich. Was tun? Prognosen checken, Kursverlauf beobachten und Expert:innen-Statements recherchieren kann helfen, das Risiko einzuschätzen. Übrigens: Börsen-Newcomer wie Birkenstock oder Douglas performen beim Börsengang oft unter den Erwartungen der Anleger:innen.
Eine solide Performance hat der chinesische Elektronikhersteller Xiaomi im vergangenen Jahr abgeliefert (aktueller Kurswert etwa 2 Euro). Das Unternehmen Aovo Touristik notiert mit seiner Aktie bei aktuell 2,50 Euro. Die Aktie legte in den letzten drei Jahren um mehr als 70 Prozent zu. Wertpapiere aus dem Energie-Sektor sind aktuell sehr volatil. Die Wasserstoff-Aktie Nel ASA (aktueller Kurswert etwa 0,50 Euro) zum Beispiel hat Anleger:innen in den letzten Jahren mit einem krassen Sinkflug enttäuscht.
Newcomer-Aktien aus dem KI-Sektor gibt es natürlich reichlich, auch im Gesundheits-Bereich gibt es spannende Start-ups, die gute Renditen versprechen. Wer sich dafür interessiert, sollte den Markt jedoch intensiv beobachten.
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