Für dein Buch begibst du dich auf digitale Deutschland-Reise, sprichst mit Menschen über Feminismus, Migration und weitere kontrovers diskutierte Themen. Du ermutigst zu Perspektivwechseln. Warum fällt das vielen Menschen so schwer?
Wir leben alle in verschiedenen Lebensrealitäten und merken oft nicht, wie stark diese sich unterscheiden. Mir ist der Blick über den Tellerrand auch oft schwergefallen, weil ich niemanden aus anderen Lebensrealitäten in meinem Umfeld hatte und ich mir meiner Privilegien auch nicht bewusst war.
Du meinst, dass es dir mit deinen Möglichkeiten viel leichter fällt, über den Tellerrand zu blicken?
Genau! Es gibt zum Beispiel viele Menschen, die einfach sehr viele Sorgen haben, die zum Beispiel jeden Euro zweimal umdrehen müssen, um zu schauen, wie sie ihre Familie ernähren können. Diesen Menschen fehlt vielleicht die Kraft, in andere Lebensrealitäten reinzuschauen. Das kann ich auch verstehen. -Deswegen ist es umso wichtiger, dass die Menschen, die die Zeit und die Kapazitäten haben, den Blick wagen.
Warum?
Ich selbst nehme dadurch viele Zusammenhänge ganz anders wahr. Ich bin auch nicht vorurteilsfrei durchs Leben gegangen und tue das auch immer noch nicht zu 100 Prozent, aber ich bin jetzt umsichtiger, wenn ich handle und auch wenn ich Forderungen stelle.
Du sprichst in deinem Buch über sechs Themengebiete: Feminismus, Klima, Chancenungleichheit, Migra-tion, Rassismus und digitale Gewalt – warum diese?
Ich habe eine Umfrage in meiner Community gemacht, welche Themen ihrer Meinung nach das meiste Potenzial haben zu spalten und zu polarisieren. Rund 1000 Menschen haben geantwortet. Das waren die sechs Themen, die besonders häufig genannt wurden.
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Warum, glaubst du, sind das solche Reizthemen?
Da sind wir wieder bei den Lebensrealitäten, die zum Teil sehr verschieden sind. Und auch die Tatsache, dass man auf Social Media, wo diese hitzigen Diskussionen ja hauptsächlich stattfinden, anders und vor allem anonymer diskutieren kann, spielt natürlich eine Rolle.
Du erlebst diese Diskussionen selbst auch auf deinen Kanälen – wie bleibt man sachlich, wenn eine Diskussion ins Unsachliche abdriftet?
Besonders in den sozialen Medien wird über all diese Themen leider oft überhaupt nicht mehr konstruktiv miteinander diskutiert. Ich selbst bemühe mich, erst mal ruhig zu bleiben und noch mal nachzufragen, wie man denn auf den einen oder anderen Punkt kommt. Es ist ja auch in Ordnung, sich insofern einig zu sein, dass man sich nicht einig ist. Jede und jeder sollte aber versuchen, die Wut aus den Gesprächen zu nehmen. Es ist wichtig, wirklich ehrlich und aufrichtig einander zuzuhören und dann auf das Gesagte des Gegenübers auch einzugehen.
Und wenn das alles gar nicht funktioniert?
Das ist in der Tat schwer: Ich bin dafür, weiterhin zuzuhören, Argumente zu wiederholen und neue zu bringen. Man muss bewusst machen, dass man – gerade zum Beispiel bei dem Thema Rassismus und Migration – über Menschen redet und wir als Individuen vielleicht nicht schuld an den großen Problemen dieser Welt sind, aber ja durchaus Einfluss haben und diesen auch nutzen sollten.