„Move your ass and your mind will follow!“
Dieses Mal: Anna Alex
Das erste Mal
2012 war es so weit. Mit ihrer damaligen Arbeitskollegin bei Rocket Internet Julia Bösch gründete Anna das Unternehmen Outfittery, das Männeroutfits individuell von Stylisten zusammenstellen lässt und tragefertig verschickt. „Wir haben einfach ein echtes Problem gefunden und die Lösung dazu erarbeitet.“ Und genauso war es: Mit Oufittery hat Anna die Modewelt umgekrempelt und bis zu ihrem Ausstieg 2018 schon eine Million Männer eingekleidet. Während ihrer Mutterschaftspause hat sie erkannt, dass das Unternehmen auch ohne sie gut weiterläuft und sie neue Ziele braucht. „Der Zauber des Anfangs war verpufft.“ In den vergangenen sechs Jahren wurde aus dem Start-up Outfittery ein großer Konzern. Und so entschied sich Anna beim Lunch gemeinsam mit einem Freund, erneut zu gründen. Die Idee zu ihrem Klimaschutz-Start-up Planetly war geboren.
Start-up im Blut
Anna Alex hat das Start-up-Gen –
im Blut. Ihre Karriere begann die -gebürtige Hamburgerin – bei dem Beteili-gungs—unternehmen Rocket -Internet – -damals ein Start-up im -Anfangsstadium, heute ein Milliardenkonzern. Schnell merkte Anna, dass ein Start-up zu gründen „doch keine Rocket -Science“ ist. „Die kochen schließlich auch nur mit Wasser“, dachte sie sich und begann ihre ganz -eigene, erfolgreiche Start-up-Reise.
Planetly – die Idee
Schon bei Outfittery lag es Anna am Herzen, ihren eigenen CO2-Fußabdruck und den des Unternehmens möglichst klein zu halten. Sie holte sich einen Berater, der ihr helfen sollte, ihren CO2-Fußabdruck zu messen und auszugleichen. Das Resultat: „Mein Berater ist mit einem undurchschaubaren Excel-Sheet durch die Gegend gerannt und am Ende gab es einen komplizierten PDF-Report – das war’s.“ Anna dachte sich, „das kann es doch nicht gewesen sein“. Sie wollte keine langen Tabellen, sondern datenbasierte Nachhaltigkeitskennzahlen. Und so gründete sie mit ihrem Co-Founder Benedikt Franke ihr neues Unternehmen Planetly: eine Software, die es für Unternehmen einfach macht, ihren CO2-Fußabdruck zu verstehen, zu reduzieren und auszugleichen und so klimaneutral zu werden. Ihre Einnahmen erzielen die beiden aus dem Verkauf der Planetly-Softwarelizenz.
Start-up versus Konzern
In einem großen, etablierten Konzern sieht Anna sich nicht. Sie liebt die anfängliche Unkompliziertheit und die Euphorie von jungen Unternehmen. „In den Start-ups herrscht eine treibende Geschwindigkeit. Als Teil eines Start-ups lernst du wunderbar, die Angst vor Geschwindigkeit zu verlieren.“ Und sie schwärmt immer noch davon, dass man in einem Start-up „Dinge direkt auf die Straße bringen kann“. Regeln gibt es, klar. Aber eben auch eine große Freiheit, die Dinge anders zu machen: „Es blockieren einen keine komplizierten internen Richtlinien, keine politischen Bedingungen und keine Selbstinszenierung des Konzerns.“ Letztendlich ist Anna der festen Überzeugung, dass nicht zählt „wer Recht hat, sondern was richtig ist“.
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Ein eigenes Start-up zu gründen, klingt sehr verlockend. Aber ohne passende Investor*innen kann der Traum schnell platzen. Doch von einem sollte man sich laut Anna auf der Suche nach Fremdkapital definitiv nicht verabschieden – von den eigenen Idealen. „Letztendlich arbeitest du mit deinen Investor*innen eng zusammen und das über viele Jahre. Das bedeutet, wenn du sehr unglücklich bist, weil ein Investor andere Vorstellungen hat als du selbst, dann ist das ein ziemlich gutes Rezept, um zu scheitern.“ Ein besonderer Tipp von Anna lautet daher: „Du brauchst eine klare Idee und musst demonstrieren, dass du deinen Markt verstanden hast. Du brauchst ein klares Commitment und ein Team, das hinter dir steht.“ Denn auch Anna würde nicht in ein Unternehmen investieren, das jemand nebenbei aufzieht. „Man muss seine ganze Power reinstecken, um das Ding zum Laufen zu bringen.“
Idee & Reality-Check
Vor ihrer ersten Gründung mit Outfittery hatten Anna und ihre Freundin Julia Bösch an -einem Pitch-Weekend teilgenommen – allerdings mit einer anderen Idee. „Wir wollten, dass Leute alte Dinge, die sie nicht mehr brauchen oder haben wollen, an andere, die diese Sachen eventuell schön finden und noch gebrauchen können, weiterverschicken. Es sollte aber keinen Flohmarktcharakter haben, denn die Sachen – zum Beispiel Kleidung, Dekoration oder andere Haushaltsgegenstände – sollten alle als Überraschung in eine Box und los geht’s.“ Das Ganze sollte ein großer Kreislauf werden, in dem Empfänger*innen bei der Ankunft ihres Pakets nie wissen, was sie erwartet. Beim weiteren Ausarbeiten der Idee stellten Anna und Julia -aber schnell fest, dass letztendlich ganz viele Sachen -einfach nur um die Welt geschickt würden und niemand sie haben möchte. Ihre Idee wäre damit alles andere als nachhaltig gewesen. Eine wichtige Erkenntnis, die Anna aus diesem Brainstorming–Wochenende ziehen konnte, lautet darum: „Du musst auch schlechte Ideen als solche erkennen und sie dann einfach über Bord werfen.“ Und das taten die Freundinnen dann auch. Immerhin: Es hat dennoch für den Publikumspreis des damaligen Pitch-Events gereicht.