Sensorsohlen gegen Rückenschmerzen: Eversion, das Start-up von Julia Zimmermann
Alexander Mass / Pexels

Eversion: Ein Start-up, das bei Muskel-Skelett-Erkrankungen hilft

Schmerzfrei dank Sensorsohlen - diese Idee brachte Julia Zimmermann den Sieg bei der Female Funding Roadshow in Frankfurt.

Sie analysieren unbemerkt im Alltag sämtliche Bewegungen. So werden dauerhafte Fehlstellungen und Schmerzursachen identifiziert. Die Sensorsohlen des Start-ups Eversion messen jeden deiner Schritte über 6 bis 12 Stunden im Alltag. Anschließend werten Algorithmen die Bewegungsdaten mit der Präzision eines Lauflabors aus. Die Smartphone-App zeigt anhand der Auswertung potenzielle Schmerzbereiche an. Anschließend können die individualisierten Barfußsohlen mit ihrer Unterseite die gemessene Fehlstellung ausgleichen. Dadurch stellt sich ein muskuläres Gleichgewicht ein, Beschwerden werden gelindert oder präventiv verhindert. Wir haben Julia Zimmermann, Co-Founder & CEO von Eversion, die bei der Female Funding Roadshow von Businettes mit ihrer Idee alle überzeugen konnte, zum Interview getroffen.

Wie ist die Idee zu Eversion entstanden, und was war eure Motivation, euch auf das Thema Muskel-Skelett-Schmerzen zu spezialisieren?

Ich selbst war von starken Hüftschmerzen betroffen und hatte nach einem monatelangen Ärztemarathon keine Diagnose und keine Lösung für meine Schmerzen. Auf der Suche nach weiteren Alternativen bin auf Wolfgang (heutiger Mitgründer) gestoßen. Er hat vor einigen Jahren ein Ganglabor eröffnet und ein neuartiges Einlagenkonzept entwickelt. Die Analyse konnte meine Beschwerden erklärbar machen und die individuellen Einlagen halfen nachhaltig. Da wurde mir schnell klar, dass wir versuchen müssen eine Lösung zu schaffen, die unabhängig von Ort und Fachpersonen funktionieren kann. Das hat uns motiviert, Eversion zu gründen und an der digitalen Langzeitganganalyse zu arbeiten.

Julia Zimmermann, Gründerin von Eversion

Welche Schwerpunkte habt ihr dabei gesetzt, um die Bedürfnisse von Schmerzpatienten zu erfüllen?

Uns ist es enorm wichtig unsere potenziellen Kunden in die gesamte Entwicklung mit einzubeziehen. Daher finden bei uns fast jeden Freitag Kundentests statt. Das funktioniert hervorragend und es macht super viel Spaß, den direkten Kontakt zu haben und die Bedürfnisse zu verstehen. (Wer daran Interesse hat -> über unsere Warteliste rekrutieren wir die Testkunden ) Außerdem führen wir wissenschaftliche und klinische Studien durch, um die Sicherheit und Leistung des Produkts zu gewähren. Daher würde ich sagen, die Schwerpunkte liegen auf einer MDR-konformen und nutzerzentrieten Entwicklung.

Was bedeutet der Erfolg von Eversion für euch persönlich und für die Weiterentwicklung eurer Technologie?

Es bedeutet, dass das Problem der Muskel-Skelett-Beschwerden real und ernsthaft ist und viel zu häufig leider noch nicht an der Ursache behandelt wird. Millionen Menschen leiden darunter und sind frustriert. Durch die Weiterentwicklung und den Erfolg ist es uns möglich Ihnen zu helfen.
Für mich persönlich bedeutet Eversion auch eine starke persönliche Entwicklung. Ich habe mich direkt nach meinem Studium vielleicht etwas naiv, ohne Kapital und mit null Erfahrung dazu entschieden ein Unternehmen aufzubauen. Rückblickend finde ich das mutig, aber es hat sich bis heute einfach immer richtig angefühlt.

Was hat euch inspiriert, im Bereich der Schmerzforschung und -behandlung tätig zu werden und daraus ein Unternehmen zu entwickeln?

MSE wie z.B. Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit. Jährlich werden ca. 45 Mrd. € allein in Deutschland für die Diagnose und Behandlung dieser ausgegeben. Das heißt einerseits gibt es großen Handlungsbedarf und andererseits auch einen großen Markt, der erschlossen werden kann. Außerdem finde ich es persönlich schön, dass in unserer Mission ein großer Purpose und Impact steckt. Das war mir schon immer wichtig.

Was seht ihr als euren bisher größten Erfolg bei der Entwicklung und Umsetzung der Eversion-Plattform?

Für mich ganz klar: Unser Team! Die unglaubliche Motivation und Bereitschaft meiner Mitgründer und ersten Mitarbeiterinnen und der starke Zusammenhalt ist für mich bisher der größte Erfolg. Aber natürlich wäre all das nicht ohne unsere großartigen Investor:innen möglich – von daher würde ich auf jeden Fall auch sagen, dass unsere beiden Finanzierungsrunden ein großer Erfolg waren – und essentiell für die Entwicklung und Umsetzung unseres Medizinprodukts.

Welche Rolle haben Mentoren und Netzwerke bei der Gründung von Eversion und der Weiterentwicklung eurer Expertise gespielt?

Mentoren sind super wichtig, vor allem in herausfordernden Situationen waren sie oft eine Unterstützung für mich. Bei Berater:innen sollte man jedoch auch vorsichtig auswählen und sicher sein, dass sie das Produkt und die Zielgruppe wirklich verstehen. Netzwerke sind ebenfalls wichtig, da im Startup Ökosystem vieles über persönliche Kontakte funktioniert. Deshalb am besten so früh wie möglich Netzwerke und Kontakte aufbauen, die dem Unternehmen hilfreich sein könnten.

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Welchen Rat würdet ihr anderen Gründern geben, die eine Plattform im Bereich Gesundheitstechnologie aufbauen möchten?

Drei Punkte halte ich für essenziell:

  1. Frühzeitig die Anforderungen der MDR (Medical Device Regulation) berücksichtigen.
  2. Investorenbeziehungen rechtzeitig aufbauen und wenn möglich, Grants nutzen.
  3. Immer wieder validieren, ob das Produkt die Bedürfnisse der Zielgruppe erfüllt und man noch auf dem richtigen Weg ist.

Was war die größte Herausforderung bei der Gründung von Eversion und wie seid ihr damit umgegangen?

Vor unserer Gründung haben wir mit einem anderen CTO gestartet. Unsere Vorstellungen gingen allerdings zu stark auseinander. Ein Glück war es noch sehr sehr früh, zudem hatten wir damals schon gute IP-Übertragungsverträge und einige Mentoren, die uns bei der Trennung begleitet haben. Dennoch kam ein Gefühl des Scheiterns auf und es war eine echte Herausforderung jemand Neues als Mitgründer:in zu finden.

Wie habt ihr die Finanzierung für Eversion gesichert?

Für uns war externes Kapital notwendig, aufgrund der kostspieligen Hardwareentwicklung und den umfangreichen Anforderungen an das Medizinprodukt. 2023 konnten wir uns eine Pre-Seed-Finanzierung mit Business Angels und einem Startup Programm der L-Bank BW sichern. Zuletzt haben wir erfolgreich unsere Seed Runde in siebenstelliger Höhe abgeschlossen.

Kümmerst du dich selbst um deine persönlichen Finanzen? Hast du spezielle Strategien, um dein Geld anzulegen?

Ja, das ist mir wichtig. Auch wenn meine finanziellen Ressourcen beschränkt sind, ist es umso wichtiger, die Einnahmen und Ausgaben gut im Blick zu haben. Ansonsten definiere ich mir jedes Jahr auch finanzielle Ziele und spare etwas meines Gehalts, sowohl für z.B. Urlaube oder als Notgroschen, und investiere einen kleinen Teil langfristig in Aktien, ETFs und Kryptowährungen. Ein Tipp ist auch: Sparen und Investieren immer direkt am Anfang des Monats bzw. wenn das Gehalt überwiesen wurde. Sonst bleibt am Ende vielleicht nichts mehr übrig.

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© Marcus Witte
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