Clever kontern: Tipps, wie man auf Bullshit gut reagiert von Susanne Schlösser
Komplett Media

Clever kontern und Eindruck hinterlassen – so geht das!

Manchmal ärgern wir uns im Nachhinein, nicht schlagfertig genug zu sein. Hören uns Bullshit-Sätze an, ohne clever zu kontern. Damit ist jetzt Schluss - dank dieses klugen Ratgebers!

Gemeinsam mit ihren Co-Autorinnen Tatjana Kiel, Sabine Grüngreiff, Svenja Lassen und Maren Wagener hat Susanne Schlosser ein Buch geschrieben, das Frauen ermutigen soll, sich offensichtlichen Unsinn nicht mehr kommentarlos anhören zu müssen. „Bullshit-Bingo – Was Frauen nicht mehr hören wollen: Schlagfertig kontern, cool bleiben und Eindruck hinterlassen“ ist ein kluger Begleiter, um bei Sätzen wie „Lächle doch mal!„, „Du musst nicht gleich hysterisch werden“ oder „Und wer passt auf die Kinder auf?“ endlich angemessen zu reagieren. Für alle, die es leid sind, sich im Nachhinein immer ärgern zu müssen. Wir haben Susanne zum Gespräch getroffen.

Wie seid ihr auf die Idee zu „Bullshit-Bingo: Was Frauen nicht mehr hören wollen“ gekommen? Gab es ein bestimmtes Schlüssel-Erlebnis, das euch dazu inspiriert hat?

Das Buch ist bei einem Ladies-Mentoring-Treffen entstanden, bei dem eine von uns ein Erlebnis schilderte, das sie sprachlos gemacht hatte. Einer dieser Bullshit-Sätze, alle Frauen wussten sofort, wovon sie sprach – und fanden zusammen schlagfertige Antworten für die geschilderte Situation. Auch andere Frauen in der Runde teilten daraufhin ihre Geschichte.

Da war uns klar: Wir sind nicht alleine und dieses Bullshit-Bingo hat System. Wir hatten schon fast alle Erfahrungen damit gemacht. Und wir wollten diese teilen, um zu inspirieren, Antworten zu liefern und allen zu zeigen: Diese Sätze sind und dürfen nicht Normalität sein. Lasst uns darüber sprechen, ein Bewusstsein schaffen und gemeinsam etwas verändern.

Buch Bullshit-Bingo – Was Frauen nicht mehr hören wollen: Schlagfertig kontern, cool bleiben und Eindruck hinterlassen
"Bullshit-Bingo – Was Frauen nicht mehr hören wollen: Schlagfertig kontern, cool bleiben und Eindruck hinterlassen" erscheint am 6. März 2025

Das Kapitel „Kind & Karriere“ spricht ein sehr sensibles Thema an. Warum war es euch wichtig, genau darüber zu schreiben?

Als Frau kannst Du es eigentlich nur falsch machen. Wenn Du mit den Kindern zu Hause bleibst, machen sich alle Sorgen, wie Du jemals wieder in den Job zurückfinden willst, gehst Du arbeiten, bist Du eine Rabenmutter. Während Männer keine Veränderung von Seiten Ihrer Arbeitgeber zu spüren bekommen, wenn sie Nachwuchs bekommen haben, ist bei Frauen klar, dass ihnen ab dann weniger zugetraut wird, denn es wird in der Regel selbstverständlich davon ausgegangen, dass sie sich um den Nachwuchs kümmern. Spannend ist auch, dass (auch in den Medien) beim Mann, wenn er sich um seine Kinder kümmert oft davon gesprochen wird, dass er babysittet, während die Frau ihrer zugedachten Rolle gerecht wird.
Haben Frauen noch keine Kinder und sind im sogenannten gebärfähigen Alter, werden Beförderungen, die sie auf Grund ihrer Qualifikation eigentlich bekommen würden oft vermieden, denn sie könnten ja schwanger werden und dann ausfallen.
Gerade wenn es um die Verbindung von Kind und Karriere geht, wird es so unbeschreiblich deutlich, wie weit weg wir immer noch von Gleichberechtigung, Gleichstellung und Gleichbehandlung sind.

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Was möchtet ihr Frauen mitgeben, die sich ständig mit solchen „Bullshit-Sätzen“ konfrontiert sehen?

Entlarvt diese als Bullshit Sätze, macht transparent, was für ein System dahintersteckt und steht für euch ein, statt euch zu schämen, denn ihr seid damit nicht alleine und es ist vor allem nicht eure Schuld, wenn jemand so etwas zu euch sagt. Steht auch für andere auf und lasst uns gemeinsam aufstehen für mehr Miteinander und mehr Gleichberechtigung.

Warum sind solche Aussagen wie „Bist du zu blöd zum Verhüten?“ auch heute noch so verbreitet?

Ich kann nicht sagen, warum Menschen so etwas immer noch zu Frauen sagen, Fakt ist, das Misogynie und veraltete Rollenklischees aktuell leider eine neue Blütezeit erleben. Und das Wichtige dabei zu verstehen ist: Es fängt mit Gedanken an, diese werden zu Sätzen und diese wiederum manifestieren sich in Handlungen. Worte legitimieren Taten. Frauen werden gedemütigt, erniedrigt und zum Objekt gemacht, oft als Witz getarnt. „Das war doch nur ein Witz“ oder „Sei doch nicht so empfindlich“ sind oft Reaktionen, derer, die Bullshit-Sätze sagen, wenn man darauf nicht nur durch Schweigen reagiert. Durch die rohe Sprache und die Objektivierung der Frau wird viel mehr legitimiert. Was dabei wichtig ist zu verstehen, dass es immer mit einem vermeintlich harmlosen Satz anfängt.

In einem Kapitel sprecht ihr die Doppelbelastung durch Care-Arbeit und Job an. Was müsste sich eurer Meinung nach gesellschaftlich ändern, um Frauen besser zu entlasten?

Es gibt viele Parameter, die sich hier ändern müssen. Wenn beispielsweise Frauen dasselbe verdienen würden wie Männer, wäre es nicht mehr die naheliegende Lösung, dass Frauen zu Hause bei den Kindern bleiben, wenn ein Kind kommt. Care-Arbeit wird nicht bezahlt, in der Zeit, in der jemand für ein Kind oder eine:n andere:n Angehörige:n zu Hause bleibt, verdient die Person nicht nur kein Geld, sondern zahlt auch nicht in die Rentenkasse ein. Mit ein Grund, warum Frauen im Rentenalter eher verarmen als Männer. Daher sollte hier ein finanzieller Ausgleich geschaffen werden, sodass diejenigen, die Care Arbeit leisten nicht auch noch finanziell benachteiligt werden. (Randnotiz: Wenn wir das mal weiterdenken und Frauen keine Kinder mehr bekommen würden, um finanziell nicht schlechter gestellt zu sein, wer zahlt dann unsere Rente?)
Wir sollten es normalisieren, dass Eltern sich Care Arbeit, Haushalt und alles was zum Leben außerhalb des Jobs dazugehört teilen. Und wenn sie dies nicht tun wollen, (Betonung auf wollen!) dann sollte der Person, die zu Hause bleibt kein finanzieller Nachteil entstehen. Es ist natürlich auch wichtig, dass genug bezahlbare Betreuungsmöglichkeiten geschaffen werden, damit Frauen arbeiten gehen können, wenn sie es wollen. (Randnotiz: Vielleicht wäre es mal eine Maßnahme, dass Erzieher:innen entsprechend ihrer Wichtigkeit für unsere Gesellschaft verdienen.)

Wie können Frauen am besten reagieren, wenn sie mit solchen Vorurteilen oder Kommentaren konfrontiert werden?

Wichtig ist, dass Frauen Haltung zeigen und transparent machen, dass ein solcher Kommentar nicht okay ist. Unser Buch beinhaltet viele Ideen, wie eine schlagfertige Antwort aussehen kann. Doch alles beginnt mit Haltung und Klarheit. Denn häufig trauen sich Frauen nichts zu sagen, da sie sich schämen, dass ihnen so etwas passiert. Doch die Scham sollte auch hier die Seite wechseln und das kann sie nur, wenn wir klar machen: Das ist nicht okay! Und vor allem: Sucht euch Verbündete. Steht auch für andere auf, wenn ihr solche Kommentare und Bullshit-Sätze hört und macht klar, dass ihr nicht damit einverstanden seid. Wenn wir Frauen uns in solchen Situationen mehr unterstützen und klare Haltung zeigen, kommen die Menschen auch nicht mehr so damit durch.

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Welche Rolle spielen Humor und Schlagfertigkeit, um mit solchen Situationen umzugehen?

Das kommt immer auf die Person an, die es betrifft. Wichtig ist: Bleib Dir und Deiner Art treu und versuch nicht jemand zu sein, der oder die Du nicht bist.
Eine einfache Möglichkeit einem Bullshit-Satz zu entgegnen ist, den Satz in Frage zu stellen. Wenn wir beispielsweise einen bekannten deutschen Moderator nehmen, der wenn er Frauen übergriffig berührt hat, oder sie ungewollt umarmt hat, dies immer mit „das ist dienstlich“ entschuldigt oder legitimiert hat, hier könnte man auch mal die Gegenfrage stellen „Das ist dienstlich?“ und der Frage etwas Raum lassen. Alleine, dass man die Aussage in Frage stellt, öffnet den Raum das Gesagte noch einmal zu betrachten und zu bewerten auch für alle, die dabei sind. Und das Schöne ist: Schlagfertigkeit kann man trainieren. Unser Buch ist eine wunderbare Möglichkeit alleine, oder mit Freund:innen genau das zu üben.

Ihr teilt im Buch sehr persönliche Erfahrungen. Wie haben diese Erlebnisse euch beruflich und persönlich geprägt?

Ich brauchte lange, um zu verstehen, dass wir viele sind und dass ich nicht falsch bin, weil mir so etwas passiert. Das ist auch der Grund, warum wir unsere Geschichten in diesem Buch alle mit unseren Namen teilen. Wir wollen zeigen: Das passiert uns allen, Du bist nicht alleine und es ist nicht Deine Schuld. Ich hätte mir gewünscht, dass hätte ich früher gewusst, denn ich habe mich viel zu lange von solchen Sätzen kleinmachen und einschüchtern lassen.

Wie schaffst du es, in deiner Arbeit als Coach andere Frauen zu motivieren und ihnen Selbstbewusstsein zu geben?

Selbstbewusstsein bedeutet sich selbst bewusst zu sein. Wir halten immer für selbstverständlich, was wir tun und was wir können, schließlich ist es für uns selbst leicht und was leicht ist zählt nicht. Hier ist es wichtig einen Perspektivwechsel einzuleiten und uns aus den Augen anderer betrachten zu lernen und das wertzuschätzen, was wir alles mitbringen und wer wir sind. Das ist Bewusstseinsarbeit, Reflexionsarbeit und Lernen uns selbst wertzuschätzen. Wir behandeln uns selbst in der Regel deutlich schlechter als andere Menschen, das darf sich ändern. Ich bringe den Frauen bei, liebevoll, achtsam und nachsichtig mit sich selbst zu sein und sich zu erlauben sie selbst zu sein. Dadurch eröffnen sich plötzlich ganz neue Möglichkeiten, Perspektiven und Visionen.

„Bullshit-Bingo“ ist ein Gemeinschaftsprojekt. Wie hat die Zusammenarbeit mit den anderen Autorinnen deine Perspektive bereichert?

Für mich hat die Zusammenarbeit mit den anderen Autorinnen mal wieder gezeigt, wie Arbeit gehen kann, wenn man dieselben Werte teilt, ein gemeinsames Ziel verfolgt und alle für die Sache und nicht für sich und ihr eigenes Ego arbeiten. Das war unglaublich bereichernd und hat mir enorm viel gegeben. Ich bin so dankbar für meine Mitstreiterinnen für das Miteinander und das gemeinsame Ergebnis. Dieses Miteinander zeigt, wie viel wir bekommen, wenn wir geben, ohne zuerst an uns selbst zu denken. Dies würde ich mir generell mehr in unserer Gesellschaft wünschen.

Das Buch entstand aus dem „Ladies Mentoring“-Netzwerk. Welche Bedeutung haben solche Netzwerke für Frauen in Führungspositionen?

Die Entstehung des Buches spiegelt die Erfahrung des Netzwerkes wieder. Wie oft Fragen sich Frauen auf ihrem Karriereweg: „Bin ich schon so weit?“, „Kann ich das überhaupt?“, „Bin ich gut genug?“, „Was wenn ich scheitere?“ und so viel mehr. Wenn Du Frauen um Dich herum hast, mit denen Du solche Fragen offen teilen kannst, die Dir eine kollegiale Beratung geben, wenn Du es brauchst, Dir einen Perspektivwechsel geben oder Dir einfach nur zeigen: Diese Fragen stellen wir uns alle, Du bist nicht alleine. Ist dies ein Gamchanger auf Deinem Weg. Denn Du gehst ihn nicht alleine, Du gehst ihn mit anderen, die Dir Selbstvertrauen und Sicherheit geben, wenn Du es brauchst. Wenn du also fragst, welche Bedeutung solche Netzwerke für Frauen in Führungspositionen haben: Eine große! Wir können allen Frauen nur raten, sucht euch Gleichgesinnte, sucht euch ein Netzwerk, das zu euch passt, der (Karriere-)Weg wird so viel einfacher und macht viel mehr Spaß.

Was erhofft ihr euch von den Leser:innen des Buches? Was möchtet ihr mit „Bullshit-Bingo“ erreichen?

Wir wünschen uns von unseren Leser:innen, dass sie solche Situationen nicht mehr einfach geschehen lassen, auch wenn sie sie persönlich nicht betreffen. Wir wünschen uns, dass sie Bullshit-Sätze als solche benennen und klar machen, dass dies nicht Okay ist. Wir wünschen uns, dass Frauen das Buch zum Anlass nehmen und üben, solche Situationen aufzulösen. Und wir wünschen uns, dass Männer nicht länger betreten dabneben stehen, sondern ebenfalls Haltung zeigen und für diese Frauen einstehen.
Unser Buch gibt Impulse, wie eine Antwort aussehen könnte und genauso gibt es genug Raum, eigenen Antworten zu entwickeln. Wir haben während des Buches erlebt, wie viel Spaß das Entwickeln von Antworten in der Gruppe macht. Wir erhoffen uns, dass unser Buch nur der Anfang einer Bewegung ist, die Menschen ein verbales STOPP-Schild vor die Nase hält und wir gemeinsam zu mehr Miteinander finden.

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