Es ist soweit! Entnahmephase! Aber was gibt es zu beachten?
Du hast über Jahre investiert und Renditen erzielt. Nun möchtest du an dein Depot ran. Wir haben die Frauenfinanzberaterin Mechthild Upgang gefragt, wie die Entnahmephase ablaufen kann. Sie empfiehlt Investor:innen unterschiedliche Herangehensweisen, die sich nach dem Kapitalbedarf richten.
finanzielle: Je näher der Zeitpunkt rückt, an dem man die Früchte seiner Geldanlage ernten will, desto mehr Kapital sollte man von Aktien in Anleihen umschichten, heißt es. Stimmt das?
Mechthild Upgang: Das kommt darauf an, ob die Anlegerin das investierte Geld zu einem bestimmten Stichtag benötigt. Will sie sich alles auf einen Schlag auszahlen, sollte sie tatsächlich circa fünf Jahre vorher damit beginnen, die Aktienquote zu reduzieren und in Anleihen umzuschichten. Zum Stichtag stecken dann 100 Prozent des investierten Kapitals in Anleihen und der Wert des Depots schwankt kaum noch. Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit, die ich sehr charmant finde.
Wie läuft diese Möglichkeit der Entnahmephase alternativ ab?
Wer das gesparte Geld nicht unbedingt benötigt, sondern es als nettes Extra betrachtet, kann einmal im Jahr in sein Depot gucken, etwa zum Geburtstag. Hat man Kursgewinne erzielt, schöpft man sie ab und hat quasi ein Geburtstagsgeschenk von der Börse bekommen. In manchen Jahren wird man leer ausgehen, das ist aber nicht existenzbedrohend.
Good to know: Anleihen
Umschichten in Anleihen, wozu soll das gut sein? Anleihen sind festverszinsliche Wertpapiere. Sie werden von Staaten oder von Unternehmen ausgegeben. Anleger erwerben die Anleihen und erhalten dafür jährlich eine bestimmte Zinszahlung ebenso wie die Rückzahlung des Nennwerts der Anleihe zu einem vorab festgelegten Termin. Grundsätzlich gelten Anleihen als relativ sichere Geldanlage – ihre Kursschwankungen sind geringer als bei Aktien, die Rendite allerdings auch.
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Viele Anlegerinnen wollen ihr Depot nicht auf einen Schlag liquidieren, sondern strecken die sogenannte Entnahmephase über viele Jahre. Wie sollte das Portfolio in diesem Fall aussehen?
Alles in sichere Anleihen zu stecken, ist dann nicht sinnvoll, damit lässt sich nicht einmal die Inflation ausgleichen. Ich empfehle Kundinnen, die einen Auszahlungsplan erstellen wollen, ihr Kapital in einen defensiven Mischfonds umzuschichten. Erstens wirft es dann weiter hin Rendite ab. Zweitens muss man nicht jeden Monat Anteile mehrerer Fonds oder ETFs verkaufen, um Kapital freizusetzen und zugleich seine Aktien- und Rentenquote beizubehalten.
Kann man die Entnahmephase steuerlich optimieren?
In den meisten Fällen ist das gar nicht nötig. Abgeltungsteuerpflichtig sind Zinsen, Dividenden und Kursgewinne. Wie man über Freistellungsaufträge die Übersicht behält, kannst du hier noch einmal nachlesen. Zahlt man sich jeden Monat beispielsweise 200 Euro aus, machen Kursgewinne nur einen kleinen Teil der Summe aus. Der Rest stammt aus dem Kapital, das man über die Jahre angespart hat. Ersparnisse aufzuzehren ist nicht steuerpflichtig.