Bootstrapping: Gründen ohne Fremdkapital
Meg Aghamyan / Unsplash

Was ist Bootstrapping? Tipps zum Gründen ohne Fremdkapital

Bootstrapping bedeutet, dass ein Start-up bei der Gründung auf externe finanzielle Hilfe verzichtet. Aber wie kann das funktionieren?

Existenzgründung ohne fremde Hilfe

Du hast die Idee deines Lebens und willst gründen? Das braucht – je nach Vorhaben – Kapital. Anschaffungen von Anlagevermögen (Maschinen, Gebäude, Anlagen, Werkzeuge, sonstige Arbeitsmittel) oder auch der Erwerb von Patenten, Lizenzen, Konzessionen können ganz schön ins Geld gehen. Wer keine Millionen auf dem Konto liegen hat, denkt an Fremdfinanzierung. Kredite oder Fördermittel könnten interessant sein. Vielleicht sogar die Option, mit Crowdfunding zu gründen

Nicht so beim Bootstrapping. Diese Gründer:innen-Strategie sieht keinerlei Fremdkapital vor. Es aus eigener Kraft zu schaffen und sich wie Baron Münchhausen, der sich samt Pferd an seinem eigenen Schopf aus dem Sumpf zog, ohne Hilfe durchzusetzen – das ist das Ziel. 

Aber für wen eignet sich diese Form der Start-up-Finanzierung?

Passt Bootstrapping zu deiner Gründung?

Dein Konto ist regelmäßig im Dispo und die Investitionen in dein Gründungsvorhaben liegen in sechsstelliger Höhe? Dann solltest du dich nicht unbedingt für Bootstrapping entscheiden. Sind die Kosten jedoch überschaubar – und du kannst auf finanzielle Rücklagen zugreifen – ist ein Finanzplan Schritt eins in der Eigenfinanzierung deines Unternehmens. Dabei solltest du natürlich berücksichtigen, dass du nicht nur die Kosten für dein Start-up stemmen musst, sondern auch daran denken, dass deine privaten laufenden Ausgaben weiterlaufen (Miete, Essen, Altersvorsorge, Versicherungen etc.). Deine Rücklage sollte ausreichen, um mindestens drei, besser sechs Monate lang deine Kosten abzudecken, und zwar inklusive deines Gehalts.

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Step 1: Du brauchst positiven Cashflow!

Wichtig ist jetzt der Sprint auf der Kurzstrecke! Schnell mehr Geld einnehmen als ausgeben. Dafür solltest du die Kosten genau im Auge behalten und Umsätze vorantreiben. Geschäftsmodelle, die eine lange Entwicklungsphase haben, eigenen sich eher nicht für das Bootstrapping.

Step 2: Sei dir des Risikos bewusst!

Bei einer Bootstrapping-Gründung trägst du das volle Risiko und teilst es nicht mit Investor:innen. Aber: Nicht jede:r Gründer:in sollte auch Risiken eingehen. Wer also zum Beispiel noch einen Immobilienkredit fürs Eigenheim der Familie abzahlt, sollte das Gründungsrisiko eher verringern und eine andere Finanzierung wählen. 

Tipp: Vorher unbedingt fachlichen Rat einholen: zum Beispiel bei der Gründerplattform!

Step 3: Prüfe deinen Effizienzgedanken!

Logisch: Selbermachen spart Geld. Aber ist das tatsächlich der cleverste Weg, um das Unternehmen wirklich nach vorn zu bringen? Wer nur mit Eigenkapital wirtschaftet, neigt dazu, alles alleine zu machen. Das kann aber auch verhindern, dass du dich schnell optimierst.

Step 4: Proofcheck Vertriebsfähigkeit

Kannst du dein Produkt verkaufen? Fällt es dir leicht, mit potenziellen Abnehmer:innen in Kontakt zu treten und dein Konzept überzeugend vorzustellen? Falls nicht, solltest du unbedingt darüber nachdenken, jemanden ins Boot zu holen, der Vertriebsprofi ist.

Step 5: Es wird nicht perfekt!

Du wirst nicht alles alleine zu 100% stemmen können. Mut zur Lücke und auf die richtigen 80% setzen – das ist jetzt dein Job.

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Vor- und Nachteile von Bootstrapping

Vorteile der Gründung ohne Eigenkapital:

Absolute Eigenverantwortung, Entscheidungsgewalt und alleiniger Profit – das sind definitiv Vorteile für Gründer:innen, die keinerlei Einflussnahme von außen ausgesetzt sind. Knappes Kapital und wenig Manpower bedeuten automatisch, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und effizient zu wirtschaften. Gründest du mit Eigenmitteln, kannst du sofort loslegen. Kein Pitch, keine Bankbesuche!

Nachteile von Bootstrapping:

Du bist auf dich selbst gestellt – und das kann ein Nachteil sein. Dir fehlen Investierende, die Rat geben oder Kontakte vermitteln können. Auch das Feedback von Mitarbeitenden, die einen internen Blick auf dein Unternehmen haben, und wertvollen Input liefern könnten, gibt es erst einmal nicht. Bist du finanziell schmal aufgestellt, mangelt es vielleicht an Kapital, um das Unternehmen schnell nach vorn zu bringen. Und natürlich musst du auch den Worst Case im Auge behalten: Funktioniert dein Vorhaben nicht, ist dein Eigenkapital weg.

Entscheidest du dich für Bootstrapping, kann aber auch ein späterer Einstieg von Investor:innen ein sinnvoller Weg sein. Sind die ersten Schritte getan, entdecken vielleicht auch andere das Potenzial deiner Idee.

Erfolgsgeschichten mit Bootstrapping

Es gibt zahlreiche Beispiele, die Mut machen, ein Unternehmen im Alleingang auf die Beine zu stellen. Mirco Wolf Wiegert gründete fritz-kola mit 7.000 EUR Eigenkapital – erspart aus der Ausbildungszeit und durch die Auflösung von Bausparverträgen. Hubertus Bessau, Max Wittrock, Philipp Kraiss, Gründer von Mymuesli und Sara Blakely, Gründerin von Spanx, hatten ebenfalls nur wenige Tausend Euro in der Firmenkasse als sie begannen. Laut dem aktuellen KfW-Gründungsmonitor starten sogar 44 Prozent aller deutschen Gründungen mit Eigenmitteln.

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© Marcus Witte
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