Hier spricht Mut. Wer hört zu?
Vor ein paar Wochen hat mich mein eigener Körper gestoppt. Radikal. Ich hatte einen Abszess am Bauchnabel, musste zweimal operiert werden, war über drei Wochen komplett raus – und davon mehr als fünfzehn Tage ans Bett gefesselt. Liegen. Nichts tun. Warten, bis der Schmerz nachlässt. Und ehrlich? Es war die Hölle. Nicht nur körperlich. Für jemanden wie mich, die immer in Bewegung ist, die denkt, funktionieren zu müssen – als Unternehmerin, Gründerin, Mentorin, Frau – war dieses „Nichtstun“ die eigentliche Operation. Ich habe mich gefühlt, als würde ich versagen. Als würde ich meine Mission verraten. Ich bin Sheciety – dachte ich. Ich bin verantwortlich. Für mein Team. Für all die Frauen, die mir folgen. Für die, die glauben, ich sei stark, immer motiviert, immer da. Und plötzlich lag ich da – schwach, verletzt, bewegungsunfähig.
Und es kam eine Frage hoch, die ich mir nie wirklich gestellt hatte:
Wer bin ich, wenn ich nichts leiste?
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Doch genau da lag die Lektion. Denn selbst wenn alles stillsteht, darf ich nicht gegen mich kämpfen.
Zum ersten Mal in meinem Leben war ich nicht wütend auf meinen Körper. Nicht enttäuscht, dass er „versagt“. Dieses Mal habe ich verstanden, dass er mich schützen will. Dass er nicht gegen mich arbeitet, sondern für mich. Er hat gesagt: Sieh hin.
Da sind alte Wunden, alte Traumata, alte Überforderungen, die du so lange überdeckt hast mit Aktion, mit Stärke, mit Funktionieren. Da ist Müdigkeit, die nicht Schwäche ist, sondern eine Einladung zur Stille. Und so lag ich da, mit verbundenem Bauch und offenen Gedanken, und habe verstanden: Mein Körper ist mein Kompass. Er stoppt mich, wenn ich nicht anhalte. Er zwingt mich zum Fühlen, wenn ich zu lange nur denke.
Er bringt mich zurück ins Leben – nicht, indem er funktioniert, sondern indem er mich zwingt, zu sein.
Wir sind so klug, wenn es um Business-Pläne, Visionen und Zahlen geht. Aber so taub, wenn es um die Sprache unseres Körpers geht. Wir ignorieren das Ziehen, das Brennen, die Müdigkeit – bis der Körper so laut schreien muss, dass wir ihn nicht mehr überhören können. Ich habe mich gefragt, warum wir so lange weitermachen. Warum wir nicht anhalten, obwohl alles in uns danach schreit. Und ich glaube, es ist dieses „irgendwann“.
Irgendwann mache ich Pause.
Irgendwann fahre ich runter.
Irgendwann nehme ich mir Zeit für mich.
Aber wann ist dieses irgendwann?
Ich habe oft gedacht: Wenn ich genug erreicht habe. Wenn Sheciety auf eigenen Beinen steht. Wenn ich eine bestimmte Summe auf dem Konto habe. Früher war das Ziel ganz klar: Wenn ich eine Million habe, dann lehne ich mich zurück. Dann habe ich es geschafft. Aber während ich da lag, mit einem Verband am Bauch und einer Wunde, die Zeit brauchte, habe ich gerechnet. Realistisch betrachtet – bei Miete, Lebenshaltung, Versicherungen, Steuern, Lohnkosten, Krankenkasse – würde eine Million nicht mal 2 Jahre reichen, um sheciety zu halten. Das ist kein Ruhestand. Das ist ein Luftholen.
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Und da habe ich mich gefragt: Kann man Lebensziele wirklich an Summen festmachen?
Geld ist wichtig, ja. Es gibt Sicherheit, Freiheit, Möglichkeiten. Aber es ersetzt kein erfülltes Jetzt. Kein gesundes Heute. Kein ehrliches Lachen, kein tiefes Atmen, kein Moment ohne Schmerz. In dieser Zeit habe ich mir auch gewünscht, ich hätte früher mehr Rücklagen gebildet. Ein Polster, das mich auffängt, wenn ich mal ausfalle. Das Gefühl, nicht sofort funktionieren zu müssen, um überleben zu können – das ist wahre finanzielle Freiheit.
Denn finanzielle Freiheit bedeutet nicht Luxus.
Sie bedeutet Ruhe. Sie bedeutet, durchatmen zu können, wenn das Leben eine Pause erzwingt. Und auch wenn ich manches früher anders gemacht hätte – es ist nie zu spät. Nie zu spät, Verantwortung zu übernehmen, Strukturen zu schaffen, Konten zu trennen, Rücklagen zu bilden. Nie zu spät, mit sich selbst eine faire Vereinbarung zu treffen: Ich sorge für dich. Ich habe in diesen Wochen verstanden, dass ich mein Leben nicht mehr auf „irgendwann“ aufbauen möchte. Dass ich nicht erst am Ziel leben will. Ich möchte mitten im Weg leben. Jetzt. Mit allen Pausen, Brüchen und Umwegen.
Weißt du, was ich am meisten vermisst habe, als ich tagelang im Bett lag? Nicht die Meetings, nicht die Mails, nicht die Posts. Sondern das einfache Gefühl, draußen zu stehen, Sonne im Gesicht, ohne Schmerzen, ohne Druck. Nur atmen. Nur da sein.
Und ich habe mir geschworen, das nie wieder für selbstverständlich zu halten.
Ich bin dankbar, dass mein Körper mich so laut erinnert hat. Er war mein Wecker. Und vielleicht liest du das heute, weil du deinen auch schon spürst.
Dieses Ziehen. Diese Müdigkeit. Dieses „Eigentlich müsste ich mal…“
Dann ist das dein Zeichen.
Dein Körper arbeitet nicht gegen dich. Er ruft dich zurück zu dir. Und ja – auch zu deinem Konto. Denn Selbstfürsorge und finanzielle Fürsorge gehören zusammen.
Beides sind Liebeserklärungen an dich selbst.
Also, hör hin.
Nicht irgendwann.
Jetzt.
Deine Saina
Mehr zu Saina und zu ihren Projekten als Unternehmerin, Autorin, Mentorin und Speakerin findest du auf ihrer Website.









