XL-Weltreise mit Kindern
Geplant war ein Sabbatjahr – am Ende reisten Stefan und Katrin Leichsenring mit ihren drei Kindern fünf Jahre um die Welt, sahen unter anderem Thailand, Sri Lanka, Australien. „Ich wusste schon nach drei Monaten, dass ich nicht zurück will, und habe meine Frau damit überrumpelt“, sagt Stefan, der in Deutschland den Einkauf für ein Versandhandelsunternehmen leitete. Blieb die Frage: Wie finanzieren sie das? 40.000 Euro hatte die Familie für das Auslandsjahr 2016 gespart. Ihr Haus in Hamburg war vermietet, die Einnahmen gingen aber an die Bank fürs Darlehen.
Stefan war trotzdem zuversichtlich. „Unterwegs vernetzten wir uns mit anderen reisenden Familien, die ortsunabhängig ihr Geld verdienten. Ich dachte: Das können wir auch!“ Obwohl es holprig losging: Die Leichsenrings, die auf Social Media heute über 70.000 Follower:innen haben, versuchten zunächst, vom Verkauf von E-Books und Kerzen- ständern zu leben – erfolglos. „Die meisten Businessideen haben uns mehr Geld gekostet, als sie uns je gebracht haben“, gesteht Stefan. „Unser Mindset war falsch. Wir dachten, wir müssen etwas machen, was noch niemand vorher gemacht hat. Erst später realisierten wir, dass es sinnvoller ist, auf einen rollenden Zug aufzuspringen. Weil man so den Beweis hat, dass es funktioniert.“
Also entschied sich das Paar, auf Katrins Können als ausgebildete Physiotherapeutin und Personal Trainerin zu setzen. Los ging’s mit einem monatlichen Abo: 30 Euro zahlten Klient:innen, um einmal pro Woche digital live mit ihr zu trainieren. „Ziel waren 500 Abonnent:innen“, so Katrin. „Schließlich waren es 100, von denen beim Training manchmal nur drei auftauchten. Da hielt sich meine Motivation in Grenzen.“ Die Leichsenrings änderten ihre Strategie: Heute bieten sie neben Work-out-Videos ein elfwöchiges Trainingsprogramm in Kleingruppen an, für einen Preis im vierstelligen Bereich. „Da bleiben alle am Ball“, betont Katrin.
Flexibel sein, neue Ideen entwickeln, weiterlernen – so das Mantra des Paars, dessen Jahreseinkommen heute zwei- bis dreimal so hoch ist wie einst in Deutschland. „Die ersten Sportvideos zeichnete Katrin mit übelsten Windgeräuschen am Strand von Borneo auf. Unsere halb defekte Kamera stand auf einer Mülltonne, weil wir kein Stativ hatten“, erinnert sich Stefan. Heute sind seine Videokünste so professionell, dass er Werbevideos für Firmen im Luxussegment produziert.
Ihr Haus ist längst verkauft, doch seit 2021 haben sie wieder eine feste Basis: Zypern, aus steuerlichen Gründen, aber auch, weil sie dort Freund:innen haben. „Auf Zypern leben über 150 deutsche Familien, die alle online Geld verdienen“, so Stefan. Die Kinder hatten sich ein festes Zuhause gewünscht. „Sie freuen sich, endlich ein Fahrrad zu besitzen oder ihr Zimmer in der Lieblingsfarbe streichen zu dürfen.“ Vorher von den Eltern unterrichtet, besuchen sie nun eine „echte“ Schule. Die wichtigsten Lebenslektionen gibt’s aber von Mama und Papa. „Unsere Kinder können erklären, wie unser Business funktioniert und wissen, in welche Aktien ich investiere“, sagt Stefan. „Sie saugen alles auf, auch, welche Möglichkeiten es gibt, Dinge unternehmerisch anzugehen – und dabei das Leben voll auszukosten.“
familieaufweltreise.de
Lies auch:
Sparen bei der Urlaubsbuchung: So schonst du deine Kasse!
Jetzt wird’s höchste Zeit, sich über den Urlaub Gedanken zu machen. Wir haben sieben praktische Tipps, die dir helfen, bei der Buchung deines Urlaubs Geld zu sparen. Von der Wahl des Reisezeitpunkts und des Reiseziels bis hin zur Buchung von Flügen und Unterkünften.
Unterwegs als Reiseblogger
Seid ihr verrückt?“ Die Frage hörten Biggi Bauer und Florian Westermann oft, als sie vor sechs Jahren ihre Redakteur:innen-Jobs in München kündigten, um hauptberuflich vom Bloggen zu leben. Fünf Jahre waren sie da ein Paar und schrieben nach Feierabend online als „Phototravellers“. Florian hatte die Seite 2010 als Hobby begonnen. „Ich bin reisebegeistert, fotografiere gerne und wollte meiner Familie zu Hause zeigen, was ich so erlebe.“
Doch dann verkaufte er erste Reisefotos, und das Paar entdeckte, dass sich mit eingebauten Affiliate-Links Geld verdienen lässt (für jeden Klick gibt’s eine Provision). „Das besserte unsere Reisekasse auf“, so Florian. Es folgten Anfragen für bezahlte Reiseaufträge. „Aber wir konnten nicht alles machen, worauf wir Lust hatten, da unsere Urlaubstage aufgebraucht waren“, erinnert sich Biggi. Das war der Punkt, an dem das Duo sich hinsetzte und rechnete: Könnten wir vom Bloggen leben? Raus kam, dass Affiliate-Links und Werbeeinnahmen zumindest die laufenden Ausgaben deckten. Die beiden wagten es – und die Rechnung ging auf.
Über eine Million Leser:innen im Monat hat ihr Blog heute. Von Instagram bis Tiktok folgen über 40.000 Fans den Abenteuern der beiden. Florian: „Unser Ziel für dieses Jahr: 250.000 Euro Umsatz.“ In fünf Jahren wollen sie die Million knacken. Umsatz ist bei den Phototravellers fast gleich Gewinn: Die geschäftlichen Fixkosten liegen bei lediglich rund 600 Euro im Monat, plus eine variable Summe für die Mitarbeitenden. „Aber wir reinvestieren fast alle Einnahmen wieder“, so Florian. Eine sechswöchige Patagonien-Reise kostete zuletzt 20.000 Euro und auch in den Relaunch des Blogs investierten sie eine fünfstellige Summe.
Neben Werbung verdienen sie an E-Books, Fotoworkshops in Bayern und Online-Fotokursen. „Da wir neben den Fotoworkshops viel passives Einkommen haben, verdienen wir auch unterwegs weiter“, sagt Biggi. Drei Viertel des Jahres sind sie auf Reisen, halten aber trotzdem ihre Münchner Wohnung. „Dieses Stück Luxus gönnen wir uns. Wir haben in Wohnmobilen gearbeitet, aber festgestellt, dass das total unbequem ist. Und in einer Hängematte lassen sich Fotos nicht ordentlich bearbeiten. Wir brauchen zwischendurch einen guten Arbeitsplatz mit verlässlichem Internet.“ Ideen für neue Projekte haben sie viele, für Reisen sowieso: Florian träumt von einer Segeltour in die Antarktis, Biggi will die Schneeleoparden von Kirgisistan sehen. Bleibt spannend für sie und ihre Follower:innen.
phototravellers.de
Lies auch:
Passives Einkommen generieren: 7 effektive Strategien
Geld verdienen ohne zu arbeiten? Klingt gut, oder? Wie du passives Einkommen generieren kannst, zeigen unsere Strategien für langfristigen finanziellen Erfolg.
Influencerin auf Wandertour
Schaut Laurel Robbins aus dem Fenster, sieht sie bis zu 3000 Meter hohe Gipfel. Pures Glück für den Bergfan! Im Sommer 2021 kam die Kanadierin zum Wandern nach Bansko, Bulgarien, am Fuß des Pirin-Gebirges. Wenige Monate später brach sie alle Zelte in ihrer Wahlheimat München ab und zog in den Wintersportort. „Ich war der Liebe wegen in Deutschland, aber die Beziehung ging in die Brüche, dort hielt mich nichts mehr“, sagt sie. Seit 2011 hatte Laurel, die in Kanada als Programmdirektorin an einer Uni gearbeitet hatte, einen Reiseblog. „Ein Back-up-Plan, da ich in Deutschland keinen passenden Job fand.“
Aber Plan B funktionierte eins a: Nach drei Jahren konnte sie von dem Job als Influencerin leben, seit 2015 organisiert sie zudem Wandertouren in Europa. „Das war eigentlich nicht geplant“, so Laurel. Sie hatte den Mont Blanc bestiegen und darüber auf dem Blog geschrieben. „Danach kamen so viele Fragen von Leser:innen, dass ich entschied, selbst Touren anzubieten. Die besten Geschäftsideen bestehen oft daraus, eigene Probleme zu lösen und dann anderen zu zeigen, wie’s geht – beziehungsweise es für sie zu tun.“
Ihre deutsche Firma hat Laurel inzwischen aufgelöst und in Bulgarien die Wander-Website „Monkeys and Mountains“ gestartet. Ihr neuer Wohnort birgt für sie viel Positives, nicht nur weil die Einkommenssteuer niedrige zehn Prozent beträgt. Allein in Bansko gibt es drei Coworking Spaces, in denen Expats auf digitale Nomad:innen treffen. „Von Tag eins an war es einfach, Leute kennenzulernen. Der größte und am meisten unerwartete Vorteil hier ist das große Gemeinschaftsgefühl. Ich sehe Freund:innen öfter als in München, wo alle immer zu beschäftigt waren. Mir war nicht bewusst, wie sehr mir das gefehlt hat.“
monkeysandmountains.com
Hochzeitsplanerin auf Mauritius
Da leben, wo es warm ist: Was der Gesundheit ihrer Tochter guttut, hat auch Maxi Gurgel glücklich gemacht – als Hochzeitsplanerin auf Mauritius
Warum gerade Mauritius?
Ich wurde 2011 als Fotografin für eine Hochzeit dort gebucht. Da meine damals einjährige Tochter an spastischer chronischer Bronchitis litt, war dies für uns als Familie eine gute Möglichkeit, den Alltagssorgen für ein paar Tage zu entfliehen. Auf der Insel ging es meiner Tochter viel besser, und unsere deutsche Ärztin riet uns, mit ihr in ein wärmeres Land zu ziehen. So wurde die Idee geboren, mich als erste deutsche Fotografin auf der Insel zu etablieren.
Heute arbeitest du auf der Insel als Hochzeitsplanerin.
Wie kam es dazu?
In den ersten Jahren habe ich mir einen Namen gemacht und Kontakte zu den Locals aufgebaut. Irgendwann bat mich ein Paar, ihre Hochzeit zu planen. Damals wollte ich mir diesen Stress gar nicht antun, habe mich aber überreden lassen und schnell daran Gefallen gefunden. Heute biete ich einen einmaligen Service an: professionelle Hochzeitsplanung, Fotografie- und Videobegleitung aus einer Hand! So haben meine Paare für alles nur eine Ansprechpartnerin.
War der Umzug die richtige Entscheidung?
Die ersten Jahre waren nicht einfach, doch wir haben nichts bereut. Im Gegenteil. Meine Tochter ist heute gesund, und ich konnte mich beruflich etablieren. Aber man darf nicht blauäugig sein. Es muss alles auf die Insel importiert werden, daher ist vieles, wie Lebensmittel oder Autos, deutlich teurer als in Landshut, unserer Heimat. Als wir kamen, hatten wir Geld für sechs Monate und immer den Vorsatz, uns nicht zu verschul- den. Dazu kam es auch nie.
hochzeit-mauritius.com
Reisebuchautorin mit Spezialgebiet
Martina Miethig, Autorin von über 40 Reisebüchern, wurde durch eine schicksalshafte Begegnung Expertin für den Inselstaat Kuba
Du arbeitest seit 1995 vor allem als Reisejournalistin und bist Kuba-Expertin. Wieso?
Ein Buchauftrag für den ADAC hat 1998 mein Leben verändert: Ich interviewte auf der Insel Cayo Largo einen Meeresschildkrötenzüchter, der heute mein Mann ist. Durch Octavio lernte ich auf Reisen und über 80 Kuba-Reportagen eins der schönsten, aber widersprüchlichsten Länder der Welt zu lieben. Meine zweite Heimat, das „echte“ Kuba.
Würdest du eine Karriere im Reisejournalismus empfehlen?
Nein. Die fetten Jahre sind vorbei. Eine Putzkraft hat mehr Mindestlohn und weniger Hamsterrad. Nur ein Beispiel: Früher habe ich bei Büchern auch an den Fotos verdient, heute bedienen sich die Verlage in Gratisbilddatenbanken. Inzwischen schreibt jeder übers Reisen, nebenher und gratis.
Wie lebst du dennoch davon?
Zum Glück bin ich ausgebildete Journalistin mit langjähriger Länderspezialisierung, was meine Auftraggeber:innen schätzen. Auch meine Reiseführer führen mit Reportagen und authentischen Kurzporträts eher hinter die Kulissen. Dieser persönliche, emotionale Bezug zu Ländern wird heute von Reiseautor:innen erwartet – den schafft keine künstliche Intelligenz.
geckostories.com