Nora Wohlert und Caro von Cube
Alicia Minkwitz Photography

Mutig starten, klug planen: So gelingt der erste Schritt ins eigene Business

In unsicheren Zeiten zu gründen klingt riskant. Caro von Cube und Nora Vanessa Wohlert von der Founders Circle Academy erklären, warum gerade jetzt der richtige Moment dafür sein kann.

Caro von Cube und Nora Vanessa Wohlert wissen, wie sich Neuanfang anfühlt. Die beiden Unternehmerinnen bringen 20 Jahre Erfahrung aus Beratung, Agenturen, Medien und Start-ups mit. 2024 haben sie die Founders Circle Academy gegründet, um Frauen in beruflichen Umbruchsphasen zu begleiten: mit klarer Struktur, ehrlichem Austausch und dem Ziel, Sicherheit für die ersten Schritte zu gewinnen. Sie bieten Programme, Workshops und 1:1-Begleitungen an und verbinden Coaching und Beratung, unternehmerisches Know-how mit individueller Entwicklung.

Viele empfinden die aktuelle Zeit als unsicher – warum könnte gerade jetzt trotzdem der perfekte Zeitpunkt sein, ein eigenes Business zu starten?

Caro: In instabilen Zeiten zeigt sich, was trägt – und was nicht. Großunternehmen ringen mit Trägheit, Start-ups können Beweglichkeit. Die Lücke dazwischen ist kein Defizit, sondern Chance. Wer jetzt gründet, kann anders anfangen: flexibler, näher am echten Bedarf, mit offenen Augen und Ohren für das, was es jetzt und zukünftig braucht.

Was ratet ihr Frauen, die nach einer Kündigung oder beruflichen Neuorientierung über eine Gründung nachdenken, aber Angst vor Risiken haben?

Caro: Als allererstes: Einen bedingungslos ehrlichen Blick nach innen richten. Motivatoren definieren und Klarheit für die eigene Innenwelt finden – von Werten, über Talente bis hin zu Arbeitsmodellen und Umfeldern, die mit den eigenen Bedürfnissen exzellent matchen und Rückenwind geben, anstatt zu bremsen. Dann: Einen klugen und sehr ehrlichen Plan entwickeln. Wie ist dieser finanziell umsetzbar? Wie viel Cashflow brauche ich wirklich, um meine Existenz zu sichern? Wie viel Zeit gebe ich mir, um auszuprobieren, ob meine Idee fliegt? Diese Fragen können in dieser Phase enorm hilfreich sein: Was will ich wirklich verändern? Welche Probleme kann ich besser lösen als andere? Was treibt mich an – und was hält mich zurück? Und warum eigentlich? Und nicht zuletzt: Wo brauche ich Hilfe, Sparring, Austausch, Coaching, um meine Idee zum Fliegen zu bringen? Denn dieser Weg darf sich leicht anfühlen und Freude machen!

Welche besonderen Chancen seht ihr für Gründerinnen in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten, die man vielleicht auf den ersten Blick nicht erkennt?

Nora: Wenn alles etwas wackelig ist, tun sich Räume auf, in denen Veränderungen schneller möglich sind – klingt komisch, aber ist genauso: Wenn eine Tür zugeht, schauen wir persönlich eher nach neuen Optionen, als wenn wir tief irgendwo drin feststecken. Ich habe erlebt, dass gerade dann Gründerinnen und Gründer starten, die ihre Ideen sonst vielleicht jahrelang diskutiert hätten. Was wir auch immer öfter sehen: An Wendepunkten des Lebens – wenn Menschen gekündigt werden, Kinder dazukommen oder Unzufriedenheit im Job spürbar wird – ist Gründen plötzlich eine Option. Und: Die Menschen sind in solchen Phasen eher bereit, Neues zuzulassen – eine echte Chance.

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Was sind aus eurer Sicht die größten Herausforderungen, mit denen Frauen bei einer Gründung konfrontiert werden – und wie können sie diese realistisch meistern?

Caro: Viele Frauen haben Angst, ’nicht genug zu wissen‘ oder ’nicht perfekt vorbereitet‘ zu sein. Das führt dazu, dass sie warten – statt loszugehen. Ich empfehle: Brich’s runter, damit es nicht mehr so groß wirkt. Dann starte mit einer Sache. Und zwar mit einer kleinen, sichtbaren Sache. Dann kommt der nächste Schritt. Und zwar jetzt. Nicht irgendwann. So überzeugst du direkt dein Unterbewusstsein und suggerierst deine Innenwelt: Du kannst es schaffen! In deinem Tempo und auf eine Weise, die sich für dich gut anfühlt.

Nora: Und dann – auf der Businessseite – den Fokus halten. Ich sehe oft: Es gibt zehn Ideen, fünf Tools, drei Zielgruppen – das macht müde. Mein Rat: Einen klaren Weg wählen. Und dann erst weiter ausbauen. Denn ein Start-up sollte, wie ein großes Unternehmen auch, ohnehin nie stillstehen.

Wie wichtig ist aus eurer Sicht die innere Haltung beim Gründen, und welche Tipps habt ihr, um trotz Unsicherheit selbstbewusst den ersten Schritt zu gehen?

Nora: Frag nicht nur nach dem ‚Was‘, sondern nach dem ‚Warum‘. Was treibt dich an? Und: Feiere deine kleinen Erfolge – zum Beispiel ‚Ich habe heute meinen Newsletter verschickt‘. So wächst Vertrauen Stück für Stück.

Caro: Haltung ist für mich der Raum, in dem alles andere wächst. Wenn du dir gestattest: ‚Ja, ich fühle mich unsicher – und ich mach es trotzdem‘, dann heißt das nicht, dass du die Angst nicht hast, sondern dass du dich trotzdem bewegst. Drei Dinge können helfen: Setz dir eine kleine Wochen-Challenge (‚Ich spreche mit drei potenziellen Kund:innen‘). Triff eine Entscheidung: ‚Ich entscheide mich dafür, statt darauf zu warten, dass alles perfekt ist.‘ Geh raus und sieh, was passiert. Und immer hilfreich: Hör genau hin, was dir deine inneren Stimmen flüstern – wahrnehmen was ist und fühlen, was dahinter steht, ist enorm hilfreich und der erste Schritt, um mögliche Blockaden zu lösen und blinde Flecken zu enttarnen.

Wie können Gründerinnen am besten herausfinden, ob ihre Geschäftsidee tragfähig ist, und welche ersten Schritte empfehlt ihr?

Nora: Sprich mit echten Menschen: Frag sie, ob sie das Problem haben, das du lösen willst. Und höre nie auf damit, wenn du gegründet hast. Erstelle ein einfaches Testangebot: Nicht das vollständige Produkt, sondern etwas, wo du sagen kannst: „Das mache ich – für X Euro – in dieser Form.“ Schau nach Feedback & Ergebnis: Haben Menschen tatsächlich gezahlt? Fühlten sie sich gut damit? Wie war das Feedback? Was lernst du daraus? Caro: Und prüf parallel dein Gefühl: Macht dir die Idee Freude? Würdest du das gern tun, auch wenn es mal schwieriger wird? Wenn beides stimmt – Gefühl und Markt – dann bist du auf einem guten Weg.

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Viele Frauen scheuen sich vor dem Thema Finanzierung – welche Möglichkeiten seht ihr, ohne direkt große Risiken einzugehen?

Nora: Du musst nicht gleich mit großen Krediten oder VCs starten. Bootstrapping kann genauso passen oder Fremdkapital im nächsten Schritt. Mach es nicht wie alle anderen, sondern finde den eigenen Weg. Denk erstmal: Kannst du mit deinem Angebot kleine Umsätze generieren? Kannst du mit Pilotkund*innen starten, die vorauszahlen? Gibt es Förderprogramme oder Stipendien, die du nutzen kannst? Die Idee: Lass dein Business wachsen, bevor du große Verpflichtungen eingehst.

Caro: Und gestalte dein Budget so, dass du dich wohlfühlst. Sorge dafür, dass du zumindest eine Basis hast, auf der du gut schlafen kannst.

Wie wichtig ist für euch ein starkes Netzwerk beim Gründen, und wie können Frauen am besten Kontakte zu anderen Gründerinnen oder Mentorinnen knüpfen?

Nora: Halten wir für super wichtig. Und Netzwerk ist deshalb auch in unseren Programmen immer ein wichtiges Thema. Netzwerke helfen nicht nur bei Kund:innen oder Geld – sie helfen, stabil zu bleiben. Einen eigenen Inner Circle halten wir für essenziell, und den gibt es in unserem BASE-Programm zum Beispiel direkt dazu. Der Austausch mit anderen Gründer:innen ganz gezielt kann Wunder bewirken.

Caro: Und sei offen dafür, zu geben. Auch wenn du gerade selbst startest: Was kannst du jemandem anbieten? Eine Idee, ein Feedback, eine Verbindung? Netzwerke sind lebendig, wenn sie nicht nur nehmen, sondern auch geben. Und bleib am Ende auch bei Feedback dir selbst treu. Dein Unternehmen, deine Regeln.

Selbstständigkeit klingt oft nach Freiheit, bedeutet aber auch viel Verantwortung – wie gelingt es eurer Meinung nach Gründerinnen, sich nicht zu überlasten?

Caro: Freiheit heißt nicht, immer erreichbar zu sein. Eine Grenze zu setzen ist der Schlüssel. Zum Beispiel: ‚Dienstag und Donnerstag sind meine Tage für strategische Arbeit – keine Meetings.‘

Nora: Merke dir von Anfang an: Du musst nicht alles selbst machen und alles selbst wissen. Für alles gibt es Expert:innen, die Rat haben. Für alles Dienstleister oder Mitarbeiter:innen, die Dinge besser können als man selbst.

Wie unterstützt euer Programm konkret Frauen dabei, aus einer Idee ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen, und was macht euren Ansatz besonders?

Nora: Bei uns geht’s nicht nur darum, dass du eine Idee hast – sondern darum, dass du sie wirklich umsetzt. Und wenn man schon gegründet hat, geht es darum, sich die Basis nochmal ganz genau anzusehen, passt die nicht, lässt sich kein gutes Unternehmen entwickeln. Wir begleiten mit klaren Schritten: von Zielsetzung über Angebotserstellung bis zum ersten Vertrieb. Gleichzeitig geben wir Raum für Sparring, Inner-Circle-Arbeit und offen Austausch und wir holen die tollsten Expert:innen rund um Marketing, AI und Bootstrapping dazu.

Caro: Und was uns besonders macht: Wir schauen nicht nur auf das Business-Modell, sondern auf dich. Was brauchst du? Wie kannst du mit Freude und Klarheit arbeiten? Ich finde: Für langfristigen Erfolg ist die ganzheitliche Strategie das Herzstück.

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