Frau mit Hornbrille legt lachend ihren Kopf auf einen Bücherstapel: Sinnbild für Festgald oder Tagesgeld
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Festgeld und Tagesgeld: Die wichtigsten Entscheidungskriterien im Check

Die Zinswende hat Sparer:innen wieder stärker für Festgeld und Tagesgeldangebote sensibilisiert – doch worauf kommt es aktuell wirklich an?

„Der Notgroschen ist kein Investment – er ist dein Sicherheitsnetz“

Wir haben mit Katharina Lüth, Vorständin beim Fintech Raisin gesprochen. Im Interview erklärt sie, worauf Verbraucher:innen jetzt achten sollten, um das Beste aus ihrem Ersparten herauszuholen.

finanzielle: Der Notgroschen ist ein absolutes Must-have bevor man mit dem Investieren anfangen sollte. Worum geht es da im Kern – und worauf sollte man ganz grundsätzlich achten?

Katharina Lüth: Der Notgroschen ist so etwas wie das finanzielle Sicherheitsnetz – eine Rücklage, auf die man im Notfall schnell und unkompliziert zugreifen kann. Ziel ist es, unerwartete Ausgaben wie eine kaputte Waschmaschine, eine dringende Autoreparatur oder kurzfristige Einkommensausfälle abfedern zu können, ohne dafür direkt an langfristige Geldanlagen oder sogar Kredite heranzumüssen.

Wie hoch sollte dieser Notgroschen sein?

Eine Faustregel besagt, dass man mindestens drei Netto-Monatsgehälter zur Seite legen sollte – je nach Lebenssituation dürfen es auch gerne sechs Monate sein. Wer sich mit etwas mehr Sicherheit wohler fühlt, kann entsprechend mehr zurücklegen.

Und wo parke ich dieses Geld? Einfach auf dem Girokonto?

Nein, auf dem Girokonto ist die Versuchung zu groß, das Geld versehentlich oder impulsiv auszugeben. Der Notgroschen gehört auf ein separates Konto – am besten ein Tagesgeldkonto. Dieser psychologische Abstand hilft enorm, das Ersparte unangetastet zu lassen. Man sollte es wirklich nur dann „anfassen“, wenn es absolut notwendig ist.

Das klingt sinnvoll. Aber was ist mit der Verzinsung – lohnt sich Tagesgeld überhaupt?

Beim Notgroschen ist die Rendite tatsächlich zweitrangig. Es geht ja hier wie gesagt vor allem um eine finanzielle Reserve. Nichtsdestotrotz sollte man aber dennoch darauf achten, das Geld möglichst gut verzinst zu parken. Einige Anbieter bieten derzeit Zinsen, mit denen man zumindest die Inflation teilweise abfedern kann. Viele Banken locken zudem mit attraktiven Neukundenangeboten.

Die aber zeitlich oft begrenzt sind. Immer wieder liest man vom sogenannten Tagesgeld-Hopping – also von Bank zu Bank wechseln, um die besten Zinsen abzugreifen. Ist das sinnvoll?

Tagesgeld-Hopping bedeutet, dass man sobald ein Angebot ausläuft, bei einer anderen Bank ein Konto eröffnet, das Geld umschichtet und dort von den Neukundenangeboten profitiert. Das kann man machen, aber es erfordert Disziplin und Aufmerksamkeit. Wer das Spiel mitmacht, profitiert von höheren Zinsen. Wer es stressfrei mag, sucht sich lieber ein dauerhaft gut verzinstes Tagesgeldkonto bei einer etablierten Bank.

Katharina Lüth von Raisin
Katharina Lüth ist Vice President of Europe bei Raisin DS GmbH

Wichtig ist, dass die Zinsen über den Zinsen der Europäischen Zentralbank liegen – das bekommt man bei den Hausbanken allerdings eher selten. Darum lohnt es sich zu vergleichen und eventuell ein neues Konto zu eröffnen.

Wie sieht’s mit mittelfristigen Rücklagen aus – also Geld, das man nicht sofort braucht, aber auch nicht langfristig gebunden ist?

Dafür eignet sich klassisches Festgeld. Gerade bei Laufzeiten zwischen ein und drei Jahren bekommt man aktuell oft mehr Zinsen als auf Tagesgeld. Der Vorteil: Die Zinsen sind über die Laufzeit garantiert, allerdings ist das Geld für die Laufzeit gebunden. Für etwas mehr Flexibilität gibt es auch Festgelder mit vorzeitiger Kündigungsoption – da bekommt man dann zwar weniger Zinsen, ist aber nicht komplett gebunden. Oder man arbeitet mit Zinstreppen.

Wie funktioniert eine Zinstreppe?

Das ist eine clevere Strategie zur Zinsoptimierung und Risikostreuung. Man teilt seine Rücklagen in mehrere Teile auf und legt sie gestaffelt an – zum Beispiel ein Drittel auf ein 1-Jahres-Festgeld, ein Drittel auf 2 Jahre, ein Drittel auf 3 Jahre. Jedes Jahr wird ein Teil fällig und kann neu angelegt werden. So bleibt man flexibel und profitiert gleichzeitig langfristig von besseren Zinsen – ohne sich zu sehr auf den „perfekten“ Zeitpunkt für ein Festgeld festlegen zu müssen.

Was ist, wenn man schon weiter in die Zukunft denkt – etwa fünf Jahre und mehr?

Dann kommen auch Investments in risikoreichere Anlagen in Frage, etwa in ETFs. Aber Vorsicht: Der Anlagehorizont sollte wirklich langfristig sein – zehn Jahre aufwärts. Wer nach vier oder fünf Jahren an sein Geld muss, geht das Risiko ein, in einer schwachen Marktphase verkaufen zu müssen. Für längere Zeiträume ist der ETF-Sparplan aber ein bewährtes Mittel, um Vermögen aufzubauen.

Zurück zu Tages- und Festgeldern. Wenn man Vergleichsplattformen wie etwa von Raisin bemüht, werden einem auch immer wieder Angebote ausländischer Banken angezeigt, die oft die höchsten Zinsen bieten – kann man diesen Angeboten trauen?

Grundsätzlich ja – solange die Bank innerhalb der EU sitzt. Innerhalb der EU gilt eine harmonisierte Einlagensicherung in der Regel bis 100.000 € pro Bank und Kunde. Auch Länder wie Norwegen oder Island – die zum europäischen Wirtschaftsraum gehören – bieten Einlagensicherung. Wichtig ist: Man sollte die 100.000 Euro pro Bank als Einlage nicht ganz ausreizen, eher nur so 95.000 Euro pro Bank parken.

Warum?

Weil auch die Zinsen in die Einlagensicherung fallen. Wenn ich die 100.000 Euro bereits ausgeschöpft habe und die Bank gerät in Schieflage, dann würden mir die mir zustehenden Zinsen nicht ersetzt. Habe ich 95.000 € pro Bank angelegt und ich erwarte beispielsweise noch Zinsen von drei Prozent, also knapp 3000 Euro, dann wären diese ebenfalls geschützt, weil die Beträge insgesamt unter 100.000 Euro liegen.

Worauf muss ich steuerlich achten?

In Deutschland wird die Kapitalertragssteuer direkt von der Bank eingezogen, so dass man selbst in der Regel nicht aktiv werden muss. In anderen Ländern kommt es darauf an, ob Quellensteuer anfällt. Ist dies nicht der Fall – wie etwa in Italien, Frankreich, Schweden oder Norwegen, erhält man den Zinsertrag brutto ausgezahlt und versteuert ihn dann über die Anlage KAP im Rahmen der Einkommenssteuer. Bei Ländern mit Quellensteuer – etwa Portugal oder die baltischen Staaten – braucht man eine Ansässigkeitsbescheinigung vom Finanzamt. Das ist etwas bürokratisch, aber machbar.

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