„Jetzt hast du die Chance, wirklich etwas zu verändern!“
finanzielle: Du bist Expertin für digitale Innovation und bis zum Jahresende auch noch Vorständin bei edding. Mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk hattest du bisher wenig Berührungspunkte – woher dein Interesse daran, Mitglied im Verwaltungsrat des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) zu werden?
Fränzi Kühne: Ich habe viel darüber geschrieben, wie wichtig es ist, Haltung zu zeigen und Dinge aktiv zu bewegen. Ich werde dann oft gefragt: „Aber was kann ich denn konkret tun, um den Erhalt unserer Demokratie zu sichern?“ Hier ist die Antwort: Jetzt hast du die Chance, wirklich etwas zu verändern!
Was genau würdest du ändern?
Der Begriff „Verwaltungsrat“ klingt eher nach Aktenordnern als nach Aufbruchsstimmung – warum ist er trotzdem ein Gremium, an dem Veränderungen angestoßen werden können?
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Wo siehst du dort konkret die größten Chancen für Veränderungen?
Abseits von Kontrolle und Überwachung bietet das Mitglied im Verwaltungsrat die Chance, aktiv Impulse zu setzen. Man kann das zum Beispiel, indem man bei der strategischen Ausrichtung mitwirkt, neue Formate oder digitale Angebote vorschlägt oder bei Innovationen unterstützt. Auch die Sicherung hoher Qualitäts- und Ethikstandards gehört dazu. Zudem kann man persönliche Kontakte nutzen, um Kooperationen zu fördern, und bei Krisen oder Veränderungsprozessen eine wichtige Rolle spielen. Das ist für mich eine echte Möglichkeit, die Medien aktiv mitzugestalten.
Manche werfen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk vor, er verliere Glaubwürdigkeit durch interne Krisen und Skandale. Wie kann man Vertrauen zurückgewinnen?
Du bewirbst dich selbst, gleichzeitig rufst du andere zur Bewerbung auf. Klingt nach Konkurrenz – oder nach bewusstem Signal?
Ich möchte, dass das Gremium in den kommenden Jahren divers und mit den richtigen Kompetenzen besetzt ist, damit in dieser entscheidenden Phase wirklich etwas bewegt werden kann. In meinem Netzwerk gibt es viele talentierte Menschen, die bisher vielleicht nie auf eine solche Position aufmerksam geworden wären. Deshalb habe ich dazu aufgerufen, sich zu bewerben. Ich möchte, dass der rbb förmlich mit tollen Menschen überflutet wird, die sich engagieren und etwas verändern wollen. Es geht darum, die besten Köpfe zu gewinnen, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zukunftsfähig machen.
Solche Positionen sind rar, die Anforderungen oft abschreckend. Zudem heißt es oft, dass sich in solchen Gremien vor allem gut vernetzte Eliten wiederfinden. Haben „normale“ Bewerber:innen überhaupt eine Chance?
Wenn man sich aktiv für Demokratie und Öffentlichkeit einsetzen will, ist das eine großartige Chance. Ich erfülle auch nicht immer alle Kriterien und bewerbe mich trotzdem. Ich lasse das auf mich zukommen. Am Ende muss das Gremium gut besetzt sein, mit allen nötigen Kompetenzen. Der Zeitaufwand wirkt auf den ersten Blick auch abschreckend mit zehn Stunden pro Woche, aber das ist für den Vorsitz und als Mitglied sind es ungefähr fünf Stunden pro Woche. Aber das ist ein Durchschnittswert und immer auch etwas flexibel. Wichtig ist, dass man den Willen hat, sich einzubringen, und offen für die unterschiedlichen Anforderungen ist.
Die Mitgliedschaft im Verwaltungsrat ist ein Ehrenamt – auch wenn eine kleine Aufwandsentschädigung gezahlt wird. Neben dem Einsatz für die Demokratie und Meinungsvielfalt: Was hat man persönlich davon?
Neben meinem Einsatz für die Demokratie bringt so ein Ehrenamt auch eine Menge persönlich. Es ist eine Gelegenheit, das eigene Netzwerk zu erweitern, neue Kontakte zu knüpfen und Perspektiven einzunehmen, die man sonst vielleicht nicht hätte. Für mich ist das auch eine Chance, in einen für mich neuen Bereich Einblicke zu gewinnen, die meinen Horizont erweitern. Es ist eine spannende Erfahrung, aktiv an der Gestaltung und Erhaltung unseres öffentlich-rechtlichen Rundfunks mitzuwirken.