Arbeitsfreude zurückgewinnen: So steigerst du die Motivation im Job
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Arbeitsfreude zurückgewinnen: So macht der Job wieder Spaß!

Ausgelaugt im Job? Zwei Frauen erzählen uns, wie sie ihre Arbeitsfreude zurückgewonnen haben und neu durchgestartet sind.

Eine neue Studie zeigt: Weniger als zehn Prozent sind rundum happy mit dem, was sie beruflich machen. Die Gründe dafür sind vielfältig – genauso wie die Wege raus aus der Misere. Im Job das zu finden, was einen wirklich erfüllt: Gar nicht so einfach – aber immer möglich. Das haben auch Jil Beumer und Martina Hirzberger erlebt.

„Ich habe noch nie so viel gearbeitet wie jetzt, aber das Schöne ist: Es fühlt sich nicht danach an“, sagt Martina heute. Bei ihr war der Weg zur Erfüllung ein längerer Prozess, obwohl sie eigentlich schon früh auf der richtigen Spur war: Seit die Österreicherin denken kann, zog es sie hinaus in die Welt. Sie arbeitete nach dem Abitur an der Höheren Lehranstalt für Tourismus erst in einem Londoner Hotel, dann als Reiseleiterin in Tunesien. Ihren Reisedurst stillte das durchaus – „aber ich sah auf die Dauer keine Entwicklungsmöglichkeiten und konnte mir nicht vorstellen, das ein Leben lang zu machen.“

Sie probierte einen Job nach dem anderen aus, von Rezeption bis Sekretariat. Es lief stets gut, aber sie fühlte sich schnell unterfordert. „Ich fragte mich: Kann das wirklich alles gewesen sein?“ Als Martina ihren Lebensgefährten Jürgen kennenlernte, der die Passion fürs Reisen teilt, gingen sie zusammen auf Entdeckungstour nach Thailand, Malaysia und Indonesien. Wurde ein Urlaubsantrag nicht genehmigt, kündigte sie kurzerhand. „Arbeit gab mir damals einfach nicht diese Art der Erfüllung.“

Martina Hirzberger: Arbeitsfreude zurückgewinnen - so kommt die Motivation zurück!
Foto: Jürgen Reichenpfader

Forschung oder doch lieber Action?

2014 änderte sich die Situation schlagartig: Erstmals kehrte Martina nach einer Reise zurück und fand keine neue Anstellung. Der Markt war wie leer gefegt. Um sich noch einmal inhaltlich zu fordern, begann sie, auf dem zweiten Bildungsweg Molekularbiologie zu studieren. „Das war fernab von allem, was ich bislang gemacht hatte. Zugleich gab es aber auch ein gewisses Grundinteresse von meiner Seite, in der Schule war ich immer gut in Biologie.“ Martina hängte sich rein, nach dem Studium standen ihr alle Türen für einen gut bezahlten Job offen – „aber während der letzten Prüfungen fing es an, in meinem Kopf zu rattern: Möchte ich wirklich mein Leben lang von neun bis 17 Uhr in einem Labor stehen? Forschung ist langsames, stetes Arbeiten – ich aber lechzte nach Action.“

Während in ihrem Bekanntenkreis alle schon ein Haus gebaut und eine Familie gegründet hatten, stand Martina wieder gedanklich auf „Start“. Es folgten viele schlaflose Nächte. Der Gedanke, tagein, tagaus in einem sterilen Labor zu sitzen, quälte sie – so sehr, dass sie endlich ihrem Herzen folgte: Sie beschloss, aus dem Hobby-Reiseblog mit ihrem Lebensgefährten, „PlacesofJuma“, ein Business zu machen. Gleich nach der letzten Biologieprüfung buchte Martina für sich und Jürgen ein Ticket nach Thailand – „und ab diesem Moment steckte ich all meine Energie und Leidenschaft in den Blog. Natürlich war es anfangs nicht einfach, das als Geschäft aufzuziehen, aber ich hatte zum ersten Mal ein klares Ziel vor Augen. Das hat mich angetrieben und motiviert.“ Dafür kündigte sie ihre Wohnung und lebte mit Jürgen drei Jahre lang aus dem Koffer. Auch von den negativen Reaktionen darauf ließ sie sich nicht beirren, „viele belächelten mich und stempelten mich als Träumerin ab“.

Heute kann Martina von „PlacesofJuma“ gut leben, ihr Blog erreicht in Spitzenzeiten monatlich bis zu 900.000 Leser:innen. Was ihr erlaubt, sechs Monate im Jahr auf Reisen zu sein und sechs Monate zu Hause. „Der Blog erfüllt mich, da ich meiner Leidenschaft, dem Reisen, nachgehen kann. Zudem liebe ich es, meine eigene Chefin zu sein, denn so habe ich selbst in der Hand, wie ich mich weiterentwickle. Ich kann jederzeit ein neues Projekt starten!“

„Endlich kann ich meiner Leidenschaft, dem Reisen, nachgehen. Zudem liebe ich es, meine eigene Chefin zu sein. So habe ich selbst in der Hand, wie ich mich weiterentwickle.“

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Nach dem High kam die Erschöpfung

So ein Sprung in die Selbstständigkeit kann enorme Kräfte freisetzen – was nicht bedeutet, dass wir alle mit einem eigenen Unternehmen automatisch glücklicher wären. Selbstverwirklichung ist aber ein wichtiger Schlüssel für mehr Erfüllung im Job. Das ergab eine neue Studie der Marktforschungsplattform Appinio zusammen mit Awork. Das Problem: Jede:r vierte Angestellte kann sich laut „Work-Happiness-Report“ im Unternehmen nicht ausreichend einbringen, was für Frust und Demotivation sorgt. 37 Prozent denken daher oft darüber nach zu kündigen. 73 Prozent würden einen Teil ihres Gehalts für mehr Erfüllung eintauschen, 19 Prozent sogar die Hälfte davon.

Arbeitsfreude zurückgewinnen dank "Weniger ist mehr"

Jil Beumer: Arbeitszufriedenheit steigern
Jil Beumer

Jil Beumer ist eine davon: Sie hat sich bewusst dafür entschieden, weniger zu verdienen und vier statt fünf Tage die Woche zu arbeiten. Die 30-Jährige ist seit Anfang 2024 Teamlead People & Culture bei Gloryfeel, einer Nahrungsergänzungsmittelfirma, die zum Pharmaunternehmen Bayer gehört. Zuvor war Jil vier Jahre lang in Vollzeit beim Luxusgüterkonzern LVMH. „Zu wissen, was ich will und brauche, war ein Prozess von mehreren Jahren und diversen Coachings“, sagt sie. Und auch wenn sie dankbar ist, dass eine glückliche Fügung sie vor fünf Jahren zu LVMH brachte: „Ich will keine 70-Stunden-Woche mehr, sondern mehr echte Freizeit und Balance.“ 2019 hatte sie als „Plus One“-Gast beim LVMH-Sommerfest den HR Director sowie den CEO von Givenchy und Kenzo kennengelernt – und sie mit ihrer Energie und Tatkraft so beeindruckt, dass daraus ein Jobangebot folgte. Dabei war Jil ein Neuling in der Beautybranche. Sie hatte gerade ihr Studium der Klinischen Psychologie abgeschlossen, wollte Psychotherapeutin werden. Der Suizid ihres Vaters jedoch veränderte ihren Blick aufs Leben – und die Arbeit. Sie hatte das Gefühl, ihr eine „positivere Ausrichtung“ geben zu müssen – und ergriff
die Chance, bei LVMH einzusteigen. „Ich hatte von Wirtschaft keine Ahnung, noch nie ein Parfüm besessen und bin von heute auf morgen in diese Luxusbeautywelt hineingeschlittert.“

Sie lernte alles on the job: wie man ein Team leitet, Prozesse optimiert, Projekte effizient steuert. Anfangs berauschte sie der Job geradezu. „Ich nahm alle Challenges an, die mir aufgetragen wurden, habe es einfach probiert und mein Bestes gegeben.“ Ihr Engagement wurde belohnt: Jil wurde immer wieder befördert, zuletzt war sie Head of Retail and Education. „Ich bin in diesen Sog aus ‚höher, schneller, größer‘ geraten, den viele meiner und der jüngeren Generation kennen“, gesteht die 30-Jährige. „Viel ist äußerer Schein: schneller Aufstieg auf der Karriereleiter, viel Verantwortung, tolles Gehalt. Aber wie es innen drin aussieht, das bleibt auf der Strecke.“ Nach dem anfänglichem High folgte die Erschöpfung. Sie arbeite über lange Zeit mehr als 40 Stunden die Woche, saß oft bis nachts am Laptop. „Ich hatte das Gefühl, ich muss auf alles sofort eine Antwort parat haben.

„Jede:r erwartete, dass ich immer 200 Prozent gebe. In meinem neuen Job habe ich daher gleich versucht, klare Grenzen aufzuzeigen.“

Mir ist im Prinzip auch nie eine E-Mail oder SMS durchgerutscht, dabei hatte ich täglich Hunderte Eingänge auf allen Kanälen – E-Mail, Whatsapp, Teams, Telefon.“ Dass sie sich so aufrieb, lag auch daran, dass sie es als Führungskraft mit Mitte 20 oft mit Menschen zu tun hatte, die weit älter waren als sie und bis zu 30 Jahre mehr Erfahrung in der Branche hatten. „Ich glaubte, immer die Extrameile gehen zu müssen, weil ich den Job nur durch einen glücklichen Zufall bekommen und – womöglich – nicht wirklich verdient hatte“, sagt sie heute. Irgendwann aber wusste sie: Es geht so nicht mehr weiter. „Klar, nach außen hin sah alles perfekt aus: Ich hatte mit nicht mal 30 eine Top-Position in einem Top-Unternehmen. Ich konnte es aber nicht mehr genießen.“ Sie wollte – und musste – lernen, zu delegieren und Aufgaben abzugeben.

Grenzen setzen für mehr Leichtigkeit

Jil entschied sich, ihren Chef mit einzubinden, um gemeinsam eine Lösung zu finden. Zunächst wurde ihr ein Leadership-Workshop angeboten, was sie nach reiflicher Überlegung ablehnte – sie wünschte sich ein Coaching, das auf ihre individuellen Themen eingeht. LVMH konnte ihre Argumente nachvollziehen und stellte ihr drei Monate lang Coachin Christine Münch an die Seite. Dass es im Interesse jedes Unternehmens sein sollte, alles dafür zu tun, dass Angestellte ihr Potenzial entfalten können, belegt der „Work-Happiness-Report“: Wer im Job glücklich ist, bringt sich gerne ein. Jil lernte im Coaching, Kontrolle abzugeben und sich besser abzugrenzen. So legte sie beispielsweise feste Gesprächszeiten an zwei Tagen die Woche fest, in denen sie für bestimmte Anliegen erreichbar war (und sonst nicht).

Auch redete sie sich und ihre Arbeit nicht mehr klein, sondern kommunizierte offen, wenn sie etwas in der gewünschten Deadline nicht leisten konnte. „Klar falle ich manchmal noch in alte Muster zurück, aber ich weiß: Wenn ich so weitermache wie damals, streikt irgendwann auch mein Körper. Mein Ziel war und ist es, mehr Leichtigkeit in meinem Leben zu haben.“ Sie fand ihren Weg zurück in den Job und – zumindest eine Zeit lang – wieder zu mehr Erfüllung. „Trotzdem war es zu schwer, Veränderungen dauerhaft durchzusetzen“, sagt sie als Erklärung, warum sie doch noch kündigte. „Jede:r hatte diese feste Erwartung an mich, dass ich immer 200 Prozent gebe. In meinem neuen Job habe ich daher gleich versucht, klare Grenzen aufzuzeigen.“ Sie genießt, dass eine Vier-Tage-Woche bei Gloryfeel möglich ist und ihr einen Tag Flexibilität gibt – für mehr Freizeit oder die Freiheit, zu freelancen. Bis heute investiert sie in sich selbst, gönnt sich ab und an Coachings. Mit sichtlich gutem Ergebnis: „Früher haben mich die ellenlangen Arbeitstage stolz gemacht – heute macht mich stolz, dass ich mich nicht mehr durch meinen Job definiere, um mich gut und erfüllt zu fühlen.“

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