Nachhaltig investieren – 5 Trends, die sich lohnen
Extreme Wetterlagen mit verheerenden Folgen, die Enttäuschung über maue Klimagipfel-Beschlüsse von Glasgow oder die Folgen der Corona-Pandemie – all das sorgt dafür, dass sich immer mehr Menschen fragen: Wie sollen und wollen wir leben? Auf diese Frage gibt es keine einfachen Antworten, aber die Debatte darum hat bereits einen positiven Effekt. Das Thema Nachhaltigkeit in all seinen Facetten wird immer breiter diskutiert, so dass langsam ein Umdenken stattfindet – bei Kosument:innen, Entscheider:innen und auch Investor:innen: Vielen ist es nicht mehr nur wichtig, ihr Geld nicht in „kritische“ Unternehmen wie Waffenhersteller oder Goldminenbetreiber zu stecken, sondern sie wollen mehr: Ihr Geld soll eine positive Wirkung entfalten. Die Finanzindustrie hat den Trend erkannt und bietet mittlerweile eine Vielzahl von Angeboten. Hier stellen wir dir fünf ESG-Trends vor und wie du davon profitieren kannst – auch mit ungewöhnlichen Investmentideen für deine grüne Geldanlage.
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1. Auf die Standards setzen – aber in grün!
Wer sich mit dem Thema Geldanlage beschäftigt, kommt um ETFs kaum herum. Egal, ob der MSCI World, der MSCI Emerging Markets oder der MSCI All Country World – die Indizes des US-Finanzdienstleisters MSCI gelten als solide Basis, wenn es darum geht, Vermögen aufzubauen. Kein Wunder: Alle drei Indizes bilden breit gestreut verschiedene Märkte ab. Setzt du auf den MSCI World, investierst du in rund 1.600 Unternehmen aus Industrieländern. Der MSCI Emerging Markets bildet die 1.400 größten Firmen aus Schwellenländern ab. Der MSCI World ist im Grunde eine Mischung aus beiden Indizes mit rund 3.000 Unternehmen, wobei Schwellenländeraktien am Gesamtindex – gewichtet nach Marktkapitalisierung – nur rund ein Zehntel ausmachen.
Mittlerweile gibt es für alle drei Indizes auch nachhaltige Varianten, erkennbar am Namenszusatz SRI. SRI steht für Social Responsible Investment und meint Investments, die die von MSCI festgelegten ESG-Kriterien erfüllen. Ziel dieser Indizes ist es also, die Wertentwicklung von möglichst nachhaltigen Unternehmen abzubilden. Die Auswahl funktioniert über einen sogenannten „Best-in-Class-Ansatz“. Das heißt, nur die besten 25 Prozent der Unternehmen eines Sektors oder einer Branche werden im Index aufgenommen. Das Gute: Wenn du dein Depot nachhaltiger aufstellen willst und dich für eine SRI-Variante entscheidest, musst du nicht auf Rendite verzichten: Beim MSCI World SRI lag die Rendite in den vergangenen Jahren sogar ein bisschen höher als beim klassischen MSCI World. Wenn du bislang ETFs auf die herkömmlichen Indizes bespart hast, aber nun wechseln möchtest, gibt es folgende Möglichkeiten: Du kannst deinen bisherigen Sparplan stoppen und einen Sparplan mit dem neuen Produkt starten. Das geht problemlos.
Die Frage ist, was du mit dem bereits vorhandenen ETF-Anteilen machst? Entweder du verkaufst sie und kaufst davon Anteile deines SRI-ETFs. Das zieht jedoch Transaktionskosten und eventuell Steuern nach sich – zumindest wenn die Kursgewinne über 801 Euro (Freistellungsauftrag nicht vergessen!) liegen. Und natürlich musst zu schauen, wie die Kurse gerade sind und ob ein Verkauf in Fragen kommt. Du kannst die ETF-Anteile aber auch einfach im Depot liegen lassen – als Baustein deiner Altersvorsorge, auch wenn sie vielleicht nicht ganz so nachhaltig sind wie der Rest deines Depots. Auch ein Mix beider Varianten wäre denkbar: Sind die Kurse gerade gut, verkaufst du die Anteile und reinvestierst das Geld entweder über höhere Sparplanraten oder aber du wartest auf günstige Kaufzeitpunkte, etwa, wenn es einen kleinen Einbruch an der Börse gab.
In die nachhaltigen SRI-ETFs kannst du hier investieren:
MSCI World SRI: iShares MSCI World SRI ETF (ISIN: IE00BYX2JD69)
MSCI Emerging Markets SRI: iShares MSCI EM SRI UCITS ETF (ISIN IE00BYVJRP78)
MSCI All Countries SRI: UBS ETF (IE) MSCI ACWI Socially Responsible UCITS ETF (ISIN IE00BDR55927)
2. Gender Equality – weil divers aufgestellte Teams erfolgreicher sind
Studien belegen es: Divers aufgestellte Teams sind erfolgreicher. Das hat natürlich Auswirkungen – auf die Unternehmen und damit auch auf diejenigen, denen diese Unternehmen gehören, zum Beispiel Aktionär:innen. Denn ist ein Unternehmen erfolgreich, profitieren sie von Kurssteigerungen und Gewinnausschüttungen (Dividenden). Das hat sich mittlerweile auch der Finanzdienstleister Bloomberg zu Nutze gemacht und einen speziellen Index aufgelegt, der genau in solche Unternehmen investiert: Der Bloomberg Gender Equality Index bildet börsennotierte Unternehmen ab, die sich verpflichtet haben, die Gleichstellung der Geschlechter zu unterstützen. Über diesen ETF der Schweizer Bank UBS kannst du in den Index investieren: UBS Global Gender Equality UCITS ETF (ISIN: IE00BDR5GV14).
Doch auch andere Investmentgesellschaften entdecken das Thema für sich und legen selbst entsprechende Fonds auf. Jüngstes Beispiel ist der Fondsanbieter DWS mit seinem DWS Invest ESG Women for Women (ISIN: LU2420981966), der im Januar 2022 aufgelegt wurde. Der Fonds wird ausschließlich von Frauen gemanagt. Bei der Titelauswahl liegt der Fokus auf fünf Faktoren: Neben den Arbeitsbedingungen fließen die Themen Gleichberechtigung und Chancengleichheit, ausgewogene Geschlechterverteilung auf Führungsebene, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Flexibilität des Arbeitsumfeld mit in die Analyse ein. Natürlich werden die Unternehmen auch auf Herz und Nieren geprüft, was das Geschäftsmodell, die Management-Ebene sowie Themen wie Wachstum und Bewertung angeht. Rund 50 Millionen Euro hat der Fonds bereits von Anlegerinnen und Anlegern eingesammelt.
Andere Fonds mit dem Fokus auf Gender Equality existieren bereits länger, zum Beispiel der Ampega Gender Plus (ISIN: DE 000 A12 BRD 6), der seit seiner Auflage vor vier Jahren rund 25 Prozent zugelegt hat. Im Fokus sind auch hier Unternehmen, die sich Geschlechtergerechtigkeit auf die Fahnen geschrieben haben.
3. Finance for Future – Klimagerechtigkeit auch im Depot
Klimaschutz ist im Bereich Nachhaltigkeit das wohl am meisten diskutierte Thema – und zwar Gott sei Dank nicht erst seit 2022. Das Gute: Mittlerweile haben das auch die großen CO2-produzierenden Länder gemerkt, so dass gehandelt wird: US-Präsident Biden will die CO2-Emissionen seines Landes bis zum Jahr 2030 um die Hälfte zu senken. Auch immer mehr Unternehmen sehen sich in der Verantwortung, klimaneutral zu werden. Anleger:innen können davon profitieren – nämlich dann, wenn sie in Unternehmen investieren, die Zukunftstechnologien entwickeln und Teil des Wandels werden. Finanzprodukte, die sich diesem Thema widmen, gibt es einige. Dazu zählen zum Beispiel der Amundi Index MSCI Global Climate Change UCITS ETF (ISIN LU1602144229).
Aber wie wäre es denn, wenn du selbst dazu beiträgst, dass beispielsweise mehr Naturstrom produziert wird? Das ist gar nicht so schwer. Alles was man braucht ist ein Balkon. Mit einer Mini-Solaranlage, auch Balkonkraftwerk genannt, kannst du deinen eigenen Solarstrom produzieren und Geld sparen. Mit einem ganz normalen Stecker über die Steckdose wird deine Solaranlage an das Stromnetz angeschlossen. Der produzierte Strom darf zwar nur für den eigenen Bedarf genutzt werden, aber sparen lässt sich damit dennoch: Denn in so gut wie jeder Wohnung gibt es Verbrauchsgeräte, die permanent Strom benötigen, zum Beispiel der Kühlschrank. Nach fünf bis zehn Jahren (je nach Investition und Sonnenstunden) hat sich die Investition amortisiert. Balkonkraftwerke gibt es ab ca. 700 Euro.
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4. Rundum gesund – Rendite mit Healthy Food
Gegessen wird immer – und mittlerweile auch immer öfter gesund und möglichst nachhaltig. Die Produkte von Unternehmen wie der Hafermilch-Hersteller Oatly oder der Produzent veganer Fleischersatzprodukte Beyond Meat sind darum gefragt wie nie. Große Einzelhandelsketten bestücken ihre Auslagen mit solchen Produkten – und schaffen immer öfters auch eigene Marken. Auch immer mehr Start-Ups machen mit spannenden Ideen von sich reden. Denn der Markt ist nicht nur aufgrund der Nachfrage lukrativ, sondern auch dank der Bereitschaft vieler Konsument:innen, höhere Preise für bessere Lebensmittel zu bezahlen. Der sogenannte Nutrition bzw. Healthy Food Sector dürfte also äußerst spannend bleiben. Hier erklären wir das Thema „Investment in die Lebensmittelbranche“ nochmal im Detail.
5. Das Geld wirken lassen
Mit dem eigenen Geld Unternehmen unterstützen, die die Welt ein kleines bisschen besser machen – das ist der Traum vieler nachhaltig orientierter Anleger:innen. Mit dem sogenannten „Impact Investing“ kann dieses Ziel verfolgt werden. Dabei liegt der Schwerpunkt auf wirkungsorientiertem Investieren vorrangig in Firmen und Geschäftsmodelle mit einer hohen sozial-ökologischen Relevanz. War dieser Investmentansatz vor einigen Jahren noch ein absolutes Nischenthema, erfreut er sich mittlerweile immer größerer Beliebtheit – bei Anleger:innen, aber auch Unternehmen und Gründer:innen.
Neben klassischen Fonds, die sich des Themas annehmen und in Firmen mit Impact investieren, gibt es auch immer mehr Angebote, die es ermöglichen, als Anleger:in individuelle Investmententscheidungen zu treffen. Welchen Impact möchte ich haben? Ein Beispiel ist das Schweizer Unternehmen Inyova, das 2017 gegründet wurde: Über eine App können Anleger:innen ihre Herzensthemen auswählen und sich danach ein Anlageportfolio erstellen lassen. Von der Kontoeröffnung bis zum Portfoliomanagement ist alles automatisiert und papierlos – der erste Schritt zu mehr Nachhaltigkeit. Ähnlich funktioniert das Angebot von HeyFina. Zur Auswahl stehen von Expert:innen vorselektierte Anlagethemen wie Green Energy, Clean Water bis hin zu Female Empowerment, die sich im eigenen Portfolio entsprechend der persönlichen Präferenzen kombinieren lassen.