Céline Widmer über den Aufbau von aloé:„Ich wollte Schmuck, der meine Geschichte erzählt – also habe ich ihn selbst gemacht“
Sie hat geschafft, wovon viele träumen: eine eigene Marke, die nicht nur schön, sondern auch erfolgreich ist – ganz ohne Fremdkapital. Mit aloé fine jewellery setzt Céline Widmer auf fair produzierte, langlebige Stücke mit Haltung. Ihre Designs schmücken mittlerweile Magazine wie VOGUE – und ihre Community. Im Gespräch mit finanzielle erzählt Céline, warum sie auf ein langsames Wachstum setzt, wie sie unternehmerisch denkt – und was sie anderen Gründerinnen mitgeben möchte.

Céline, du hast mit aloé fine jewellery ein sehr persönliches Label geschaffen. Was war der Moment, in dem du wusstest: Ich mache das jetzt einfach?
Wie viel Mut – und wie viel Kapital – braucht es, um ein fine jewellery Label zu gründen?
Vielleicht ist „Mut“ gar nicht das richtige Wort – ich würde es eher als Überzeugung und inneren Drive beschreiben. Wenn man für etwas brennt und an seine Vision glaubt, zieht man es durch. Wie viel Kapital man braucht, hängt stark davon ab, wie groß man einsteigt. Bei aloé arbeite ich ganz bewusst ohne Investoren – ich habe alles selbst finanziert. Das erfordert natürlich ein sehr genaues Planen und ein hohes Maß an Eigenverantwortung, gibt mir aber die Freiheit, in jedem Schritt ganz authentisch und unabhängig zu entscheiden.
Wie gründet man eigentlich so ein fine jewellery Unternehmen? Was waren deine ersten Schritte?
Viele Frauen unterschätzen ihre unternehmerischen Fähigkeiten. Was hat dir geholfen, an dich zu glauben?
Ich habe meine Fähigkeiten nie unterschätzt – ich bin von Natur aus sehr ambitioniert, strukturiert und glaube fest daran, dass wir Frauen großartige Multitaskerinnen sind. Für mich war eher der richtige Zeitpunkt entscheidend. Ich mache alles mit sehr viel Herz – ob beruflich oder privat – und es musste sich einfach stimmig anfühlen. Mein Mann unterstützt mich zudem unglaublich im Business. Einen Partner an der Seite zu haben, der an einen glaubt, macht einen großen Unterschied.

Welche finanziellen Learnings hast du auf deinem Gründungsweg gemacht – was würdest du heute anders machen?

Was bedeutet für dich unternehmerischer Erfolg?
Inwiefern hat dein eigenes Money Mindset deine Entscheidungen beeinflusst?
Mein Money Mindset ist geprägt von dem Wunsch nach Unabhängigkeit und Stabilität – aber auch von dem Vertrauen in Qualität. Ich investiere lieber in Nachhaltigkeit, echte Werte und langfristigen Aufbau, als kurzfristig zu denken. Das gibt mir eine große innere Ruhe und Klarheit in meinen Entscheidungen.
Wie organisierst du deine Finanzen als Unternehmerin – eher oldschool mit Excel oder digital per App?
Tatsächlich digital – ich arbeite mit modernen Tools und liebe Effizienz. Es spart nicht nur Zeit, sondern gibt mir auch einen besseren Überblick.
Gab es einen Moment, in dem du fast aufgegeben hättest – und wie bist du da wieder rausgekommen?
Tatsächlich noch nicht – auch wenn es natürlich Phasen gibt, die herausfordernder sind. Aber das ist ganz normal und gehört zum Unternehmertum dazu. Ich sehe diese Momente als Teil der Reise – sie machen einen stärker und klarer in der eigenen Haltung.
Was bedeutet finanzielle Unabhängigkeit für dich ganz persönlich?
Es bedeutet für mich, aus eigener Kraft Entscheidungen treffen zu können – frei von äußeren Abhängigkeiten. Es gibt einem die Freiheit, seinen Weg authentisch zu gehen, kreative Ideen umzusetzen und zugleich Verantwortung für andere zu übernehmen. Es ist ein Gefühl von Stärke und Selbstbestimmung.
Du hast dein Business sehr ästhetisch und emotional aufgebaut – aber wie viel Strategie steckt hinter dem Look & Feel von aloé?
Tatsächlich sehr viel. Die emotionale Tiefe von aloé spiegelt auch mich als Gründerin wider – ich bin ein empathischer Mensch und lege großen Wert auf zwischenmenschliche Beziehungen. Herzlichkeit ist bei uns kein Marketing-Tool, sondern gelebte Unternehmenskultur – das spüren auch unsere Kund\innen. Gleichzeitig steckt hinter der Ästhetik eine klare Strategie: Hochwertiger Echtschmuck spricht Menschen an, die Qualität und Handwerkskunst schätzen – und das wollen wir in jedem Detail sichtbar und fühlbar machen.
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Was war deine beste Investition bisher – beruflich oder privat?
Ganz klar: die Menschen. Ob mein Team, mein Ehemann oder externe Dienstleister – mit den richtigen Menschen an deiner Seite wächst du nicht nur unternehmerisch, sondern auch persönlich. Und natürlich auch: unsere Produktentwicklung – sie ist das Herzstück von allem. Die Investition zeigt sich in der Qualität, Präzision und Wertigkeit jedes einzelnen Stücks.
Wie gehst du mit Phasen um, in denen die Umsätze schwanken?
Sie gehören absolut dazu – wie bei Wertpapieren auch. Wichtig ist, vorbereitet zu sein, bewusst zu planen und sich nicht verunsichern zu lassen. Gerade in ruhigeren Phasen steckt oft auch viel Potenzial für kreative Weiterentwicklung.
Was ist dein persönlich teuerstes Schmuckstück? Und trägst du es auch?
Ja, absolut! Ich trage meine Schmuckstücke im Alltag – sie sind gemacht, um getragen zu werden. Mein wertvollstes Stück ist mein Verlobungsring – emotional und materiell –, dazu mein aloé Tennis Bracelet und unser aloé Tennis Collier. Jedes Stück hat für mich Bedeutung.
Viele Frauen wollen ein eigenes Business starten, trauen sich aber nicht. Was würdest du ihnen mit auf den Weg geben?
Ich glaube fest daran, dass jede Frau spürt, wann für sie der richtige Moment gekommen ist. Man muss nicht sofort losrennen – manchmal ist es genau richtig, innezuhalten, zu beobachten, zu lernen und dann mit Klarheit zu starten. Wenn du ein starkes inneres Gefühl hast und eine Idee, die dich wirklich begeistert, dann vertraue dir. Du musst nicht alles alleine können – aber du solltest die Überzeugung haben, dir Unterstützung zu holen und Schritt für Schritt deinen eigenen Weg zu gehen.