Du bist als Model und Moderatorin gut im Geschäft. 2017 hast du on top noch dein eigenes Modelabel LeGer gegründet. Ein lang gehegter Traum?
Dass ich nicht nur Model sein will, habe ich bereits vor zehn Jahren in New York gemerkt. Ich wohnte in einer kleinen WG und bin im Winter bei minus zwölf Grad von einem Casting zum anderen gelaufen. Mir war schnell klar: Das will ich nicht für immer machen. Ich will auch selbst etwas erschaffen! Ich habe damals bereits ohne wirklichen Hintergedanken Entwürfe und Skizzen für eine eigene Modelinie gezeichnet.
Die Idee zu LeGer kam dir aber erst viel später. Warum hast du so lange gewartet?
Ich hatte zunächst andere Prioritäten, bis ich Jahre später meine Zeichnungen aus New York zufällig bei einem Umzug wiedergefunden habe. Da habe ich mich erinnert, wie lange der Wunsch, selbst Mode zu kreieren, schon in meinem Kopf war und wie konkret ich das bereits zu Beginn meiner Karriere visualisiert hatte.
Visualisierung soll beim Erreichen von Zielen ja sehr helfen. Stimmt das?
Ich habe schon in der Schule viel visualisiert. Oft habe ich meine Gedanken und Wünsche auch aufgeschrieben. Es klingt vielleicht albern, aber sie sind alle eingetreten – einige bereits am nächsten Tag, andere erst Jahre später.
Hast du ein Beispiel für uns?
Witzige Anekdote: Ich habe ein altes Kindersparbuch von mir wiedergefunden. Da ist am Schluss eine Seite, auf der ich als kleines Mädchen eingetragen habe, wofür ich spare. Dort steht: Ich spare für eine Putzfrau und ein Cabrio. Da musste ich laut lachen, als ich das gelesen habe. Gleichzeitig ist mir bewusst geworden, dass sich diese belanglosen Ziele, die ich als kleines Kind aufgeschrieben habe, bereits in meinen jungen Jahren realisiert haben. Ich glaube daher sehr stark an die Kraft der Visualisierung. Auch mein Unternehmen war eine Visualisierung, bevor es Realität wurde.
Dennoch ist es harte Arbeit, eine Firma aufzubauen. Wie hast du dir die nötigen Skills angeeignet?
Egal, was ich mache, ich stürze mich einfach auf die Aufgabe – learning by doing. Ich mache auch Fehler, aus denen ich wieder lerne. Ich glaube, es war bei der Gründung zudem ein Vorteil, dass ich nicht genau wusste, was mich erwartet. So hatte ich keine Angst. Mir war nur klar: Ich will LeGer richtig groß machen!
Das klingt nach Mut.
Tatsächlich bin ich ganz ohne Angst an die Sache gegangen. Vielleicht sogar ein wenig naiv. Ich denke über vieles nicht lange nach, sondern versuche, auch in Problemen das Positive zu sehen. Wenn etwas nicht klappt, dann klappt es halt nicht. Aber man sollte es dennoch versuchen und eine Chance nicht einfach vorbeiziehen lassen.
Wie triffst du Entscheidungen?
Ich bin nicht unbedingt der Excel-Tabellen-Typ. Ich höre bei Entscheidungen generell lieber auf mein Bauchgefühl und bin ein totaler Intuitionsmensch. Allerdings spielen bei Unternehmensentscheidungen oft auch Zahlen und Fakten eine große Rolle. Da geht natürlich nicht immer alles übers Gefühl.
Kann man Intuition auch lernen?
Man kann auf jeden Fall Erfahrungen und Begegnungen nutzen. Ich bin in meinen Leben schon viel gereist und habe verschiedenste Menschen getroffen. Egal ob Maskenbildnerin am Set oder Topmanagerin im Flieger – ich habe sie immer ausgequetscht, wie sie was im Leben machen. Das Resümee daraus habe ich für mich zusammengefasst und meine Schlüsse gezogen.
Du hattest schon in jungen Jahren ein recht hohes Einkommen. Wie hast du den Umgang mit Geld gelernt?
Ich hatte eine sehr konservative Gelderziehung. Ich bin mit meiner älteren Schwester bei meiner Mutter aufgewachsen. Sie war Lehrerin. Viel Geld war nie übrig. Börseninvestments oder Ähnliches wären für sie undenkbar gewesen. Mein Vater war das Gegenteil. Er hat sich viel mit Aktien, aber auch Immobilien beschäftigt und mir viel darüber beigebracht. Für mein Gefühl hat er aber immer viel zu riskant investiert. So habe ich einen ganz guten Mittelweg finden können, was meine eigene Geldanlage angeht.
Und wie sieht die aus?
Mein erstes Investment war ein echter Reinfall. Ein Kumpel hat mich vor ein paar Jahren überredet, in Schiffsfonds zu investieren, also mich finanziell über einen Fonds an dem Bau von Containerschiffen zu beteiligen. Dann kam die Finanzkrise und das Geld war weitestgehend futsch. Ich hatte damals vom Investieren null Ahnung, habe aber aus der Erfahrung gelernt.
Was machst du heute anders?
Ich investiere grundsätzlich nur Geld, dessen Verlust ich verkraften würde. Und ich muss immer noch so viel Geld auf meinem Konto haben, dass ich entspannt leben kann. Ich war nie so die Risikoplayerin, habe aber irgendwann dennoch angefangen auch Aktien zu kaufen.
Wie bist du dazu gekommen?
Mein Vater hat mich dazu animiert und auch beraten. Aber ich habe schnell gemerkt, dass ich das lieber selbst machen will. Anfangs habe ich nur Spielgeld, also kleine Summen, investiert. Ich musste mich ans Investieren herantasten, mich damit wohlfühlen. Man muss sich einfach etwas reinfuchsen und auch Zeit investieren. Man kann mit Aktien viel Geld verdienen, aber auch echt viel Geld verbrennen.
Kümmerst du dich allein um deine Aktieninvestments?
Früher schon. Mittlerweile habe ich jemanden, der mein Aktien-depot professionell für mich verwaltet – weil ich eben genau die Zeit, die es für Einzelaktien braucht, nicht habe. Dennoch wollte ich Aktien haben, um mich breiter aufzustellen.
Wie findet man denn gute Finanzberater*innen?
Finanzberater*innen habe ich gar nicht. Meine Aktien verwaltet ein Vertrauter, der sich einfach sehr gut auskennt. Finanzberater*innen melden sich natürlich immer mal wieder bei mir und ich habe mich auch mit einigen mal getroffen. Aber in Finanzfragen vertraue ich nur ganz wenigen Menschen, hauptsächlich mir selbst und meiner Familie. Meine Schwester macht zum Beispiel auch die Buchhaltung bei LeGer.
Und wer kümmert sich in deiner Beziehung mit -Dustin Schöne ums Geld?
Jeder kümmert sich um seine eigenen Finanzen. Wir haben auch getrennte Konten. Ich finde es sehr wichtig, dass die Finanzen gut geklärt sind. Wenn alles geregelt ist, gibt es keine Missverständnisse und keinen Streit. Das gilt im Business ebenso wie im Privatleben.
Du investierst auch in Immobilien. Wann hast du damit begonnen?
Meine erste Wohnung habe ich witzigerweise für genau 99.999 Euro nach dem Abitur gekauft, als ich nach Berlin gezogen bin. Erst habe ich selbst darin gewohnt, aber als ich nach New York und später nach Spanien gezogen bin, habe ich angefangen, sie zu vermieten.
Du hast mittlerweile mehrere Immobilien. Was magst du an dieser Anlageklasse?
Meine Immobilien geben mir ein Gefühl von Sicherheit. Ich würde zum Beispiel nie Kryptos kaufen, weil ich das Konzept nicht verstehe und sie für mich keinen reellen Wert darstellen. Eine Immobilie hingegen kann ich sehen und anfassen, ihr Wert existiert tatsächlich. Wenn morgen alles andere zusammenbricht, habe ich immer noch meine Immobilien. Im schlimmsten Fall könnte ich mit meiner Familie selbst in eine meiner Wohnungen ziehen und hätte ein Dach über dem Kopf. Zudem machen mir Immobilien einfach Spaß. Ich liebe es, sie anzuschauen und zu verfolgen, wie sich der Markt entwickelt. Manchmal scrolle ich zur Entspannung einfach durch Immobilienportale und schaue mir online schöne Wohnungen an.
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Kaufst du auch ganze Mietshäuser?
Nein, ein Mietshaus wäre mir ein zu hohes Risiko. Ich investiere lieber überschaubar für mich, sodass ich nachts in Ruhe schlafen kann. Darum kaufe ich nur einzelne Wohnungen und besitze zudem ein Einfamilienhaus.
Wie gehst du bei der Auswahl vor?
Wenn ich eine coole Wohnung sehe, bei der mein Gefühl stimmt, gucke ich sie mir an. Die Wohnungen dürfen nicht zu groß sein, denn kleinere Wohnungen lassen sich aus finanzieller Sicht meist besser vermieten. Zudem muss ich die Lage gut kennen. Darum habe ich bisher immer Wohnungen in Gegenden gekauft, in denen ich selbst schon gewohnt habe.
Auch in Spanien oder New York?
Eine Auslandsimmobilie besitze ich noch nicht, finde das Thema Ferienimmobilie aber spannend. Bislang habe ich mich da nicht herangetraut, weil es oft steuerlich schwierig ist und man Auslandsimmobilien teils nur schwer vererben kann. So ein Investment würde ich aber nicht ausschließen.
Worauf achtest du noch – abgesehen von einer guten Lage?
Der Zustand der Wohnung muss natürlich gut sein. Man sollte unbedingt eine Person mitnehmen, die sich auskennt, die sich Decken, Wände, Fußböden, Leitungen, Verarbeitung und Materialien genau anschaut. Man muss wissen, wann das letzte Mal saniert wurde und ob es Rücklagen gibt, falls das Dach neu gedeckt oder der Keller trockengelegt werden muss. Wenn es keine gibt und das Haus bereits in schlechtem Zustand ist, könnte ein Wohnungskauf hohe Kosten und Ärger bedeuten.
Sollte man eigentlich den Preis verhandeln?
Auf jeden Fall! Ich mache das immer. Es hängt natürlich auch von der Beliebtheit der Immobilien ab, aber einen
Versuch ist es immer wert.
Machst du auch die Vermietung alleine?
Ich überlege schon beim Kauf, welche Menschen dort einziehen könnten. Die Verwaltung der Wohnungen übernimmt dann meine Schwester. Da sind wir wieder beim Thema Family-Business. Ich vertraue ihr voll und weiß, dass es niemand besser machen würde als sie.
Kann sich eigentlich jede*r eine Immobilie leisten?
Vielleicht nicht in der allerbesten Lage oder in den größten Städten des Landes. Aber ein Eigenheim am Stadtrand oder in kleineren Städten, finanziert über einen gut verhandelten Kredit – das ist, glaube ich, für einen Großteil der Bevölkerung machbar. Der monatliche Kredit ersetzt dann ja im Grunde die Miete und ist meistens auch nicht teurer.
Die Zinsen für Kredite sind aktuell noch immer sehr niedrig. Planst du da schon den nächsten Immobilienkauf?
Ich würde gerne die Immobilie kaufen, in der ich mit meiner Familie zur Miete wohne. Aber der Vermieter möchte leider nicht verkaufen. Für mich sind Immobilien aber ganz grundsätzlich auch eine Anlageform, die ich gerne nutze, um vorhandenes Geld zu investieren.
Offen über Geld zu reden, fällt vielen sehr schwer. Warum ist das so?
Das stimmt. Geld und besonders wirtschaftlicher Reichtum sind Themen, über die man in Deutschland noch immer nicht gut sprechen kann. Da sind viele Gefühle wie Scham oder auch Neid im Spiel. Es ist schon eine Überwindung, offen über Geld und Besitz zu sprechen. Man möchte
ja niemandem zu nahetreten. Aber ich mag den Trend, dass es auch hierzulande immer normaler wird, über diese
Themen zu reden.
Warum empfindest du das als gute Entwicklung?
Es ist wichtig, andere teilhaben zu lassen. Wir hatten früher nie viel Geld. Ich hatte immer das Gefühl, dass alle, die viel davon hatten, irgendetwas wissen, das ich nicht weiß und vielleicht auch gar nicht wissen soll. Das hatte so etwas Verschworenes. Ich finde es schön, dass diese Über-Geld-spricht-man-nicht-Mentalität langsam verschwindet. Gerade für uns Frauen ist es toll, wenn wir unsere Erfahrungswerte teilen können. Je mehr von uns offen über Geld, Gründen und Investieren sprechen, umso mehr Frauen können davon profitieren, lernen und sich auch selbst finanziell unabhängig machen.
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Wie mache ich mich denn finanziell unabhängig?
Indem du so früh wie möglich anfängst Geld zur Seite zu legen und nicht alles verpulverst. Ich habe immer viel gespart und wenig ausgegeben. Zudem ist es wichtig, sich auf niemand anderen zu verlassen, sondern zu gucken, dass du immer auch allein über die Runden kommen würdest. Das fängt spätestens an, wenn du zu Hause ausziehst, vielleicht sogar früher. Wenn du nicht viel Geld hast, kannst du versuchen, nebenbei noch etwas zu verdienen. Und ganz wichtig: Das gesparte Geld gut anlegen!
Was genau bedeutet dir Geld?
In erster Linie Sicherheit. Die ersten Jahre habe ich mein Geld einfach auf dem Girokonto gebunkert. Ich war sehr vorsichtig, weil ich für mein Geld hart gearbeitet habe und Angst hatte, es wieder zu verlieren. Gleichzeitig brauche ich nicht viel. Ich habe nie Geld rausgehauen und kaufe mir bis heute kaum Luxusgüter und Statussymbole. Nur fürs Reisen gebe ich gerne Geld aus. Meine Urlaube – allein, aber vor allem mit meiner Familie – sind die besten Investitionen meines Lebens.
Inwiefern?
Es ist die schönste Zeit mit so vielen Erinnerungen. Ich zehre total vom Reisen und habe einen starken inneren Drang, die Welt zu sehen. Es ist das Schönste für mich, meine Familie einladen und mitnehmen zu können. Es ist ein so gutes Gefühl, dass sie sich keine großen Sorgen mehr ums Geld machen müssen. Ich unterstütze sie jederzeit. Vor allem meine Mutter, die alles für uns getan hat, obwohl sie jeden Cent dreimal umdrehen musste. Dafür bin ich unendlich dankbar. Und es ist einfach schön, dass ich nun etwas von dem, was ich geschenkt bekommen habe, zurückgeben kann.